Kali Uchis zeigt sich auf „Sincerely,“ so verletzlich wie nie – ein Album zwischen Mutterschaft, Erinnerung und Retro-Glamour

Mit „Sincerely,“ legt Kali Uchis ihr bislang persönlichstes Werk vor. Die kolumbianisch-amerikanische Künstlerin blickt zurück auf ihre Kindheit, trauert, liebt – und wird Mutter. Auf ihrer mittlerweile fünften Platte gelingt ihr eine intime, stilistisch vielschichtige Pop-Erzählung, die sich tief in Erinnerung, Identität und Spiritualität eingräbt. Heaven Is a Home: Eine Frage als Leitsatz Schon die erste Zeile des Albums setzt... Weiterlesen

May 12, 2025 - 13:06
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Kali Uchis zeigt sich auf „Sincerely,“ so verletzlich wie nie – ein Album zwischen Mutterschaft, Erinnerung und Retro-Glamour

Kali Uchis Sincerely

Mit „Sincerely,“ legt Kali Uchis ihr bislang persönlichstes Werk vor. Die kolumbianisch-amerikanische Künstlerin blickt zurück auf ihre Kindheit, trauert, liebt – und wird Mutter. Auf ihrer mittlerweile fünften Platte gelingt ihr eine intime, stilistisch vielschichtige Pop-Erzählung, die sich tief in Erinnerung, Identität und Spiritualität eingräbt.

Heaven Is a Home: Eine Frage als Leitsatz

Schon die erste Zeile des Albums setzt den Ton: „Could life be heaven on earth?/After the hell we been through?“ In „Heaven Is a Home“ – begleitet von opulenten Streicherarrangements im Stil alter Hollywood-Produktionen – beschreibt Kali Uchis die Geschichte eines Mädchens, das von ihren inneren Dämonen befreit wird. Diese Eröffnung fungiert als emotionaler Rahmen für ein Album, das sich mit der Heilung beschäftigt: von früheren Verletzungen, familiären Wunden und eigenen Unsicherheiten.

Kali Uchis x Sincerely – Soundtrack einer imaginären Vergangenheit

Nach dem von Latin-Rhythmen geprägten Vorgängeralbum Orquídeas wendet sich Uchis nun dem englischsprachigen Retro-Pop zu. Statt Bolero oder Reggaetón dominieren träumerische Harmonien, jazzige R&B-Momente und ein deutlicher Fifties-Vibe – mit Anklängen an Doo-Wop, Soul und frühe Dream-Pop-Elemente. Songs wie „All I Can Say“ oder „Territorial“ verbinden klassische Melodien mit introspektiven Texten über Selbstannahme und innere Zerrissenheit.

Der Sound erinnert an ein nostalgisches Amerika – langsam, friedlich, fast heilig. Doch Uchis stellt diesem Idealbild ihre eigene Geschichte gegenüber: Ausgrenzung, Unverständnis, aber auch Mutterschaft und Liebe.

Eine musikalische Auseinandersetzung mit Herkunft und Familie

„Sincerely,“ ist nicht nur ein Album über die eigene Vergangenheit – es ist auch eine Verarbeitung des Mutterseins. Uchis ist inzwischen selbst Mutter und reflektiert auf Tracks wie „ILYSMIH“ („I love you so much it hurts“) ihre neue Rolle mit rührender Offenheit. In dieser Hymne an ihren Sohn heißt es: „He showed me what my life was really worth/Down here on earth/And it hurts, it hurts, it hurts.“ Sein Lachen („Mama“) bildet das letzte Wort des Albums – zugleich ein Anfang.

Ein weiteres Highlight ist „Sunshine and Rain …“, das mit der Stimme ihrer verstorbenen Mutter beginnt. Der Song entstand aus einer „Epiphanie“, so Uchis: „We all need somebody/That makes the earth feel heavenly/Baby, I’ll be that somebody.“

Zwischen Ikonografie und Popgeschichte

Die Musik ist reich an Referenzen: In „Territorial“ zitiert sie Elvis Presley, „It’s Just Us“ erinnert stilistisch an die Beatles. Uchis verbindet mühelos kulturelle Symbolik mit moderner Pop-Produktion. Eines der alternativen Cover zeigt sie verschleiert mit ihrem Sohn – als Hommage an die Jungfrau Maria, umgeben von „Ahnen-Engeln“. Diese spirituelle Dimension zieht sich durch das ganze Werk, besonders spürbar auf dem Track „Angels All Around Me“.

Bemerkenswert: Kali Uchis (YT) fungiert erstmals selbst als Executive Producerin und war an jedem Song als Co-Autorin beteiligt. Der kreative Prozess war also ebenso persönlich wie der Inhalt.

Fazit: „Sincerely,“ ist eine kunstvolle Meditation über Liebe, Verlust und Vergebung

Kali Uchis gelingt mit Sincerely, ein musikalisch und emotional vielschichtiges Album. Zwischen Old-School-Glamour, verletzlicher Intimität und spiritueller Tiefe entsteht ein Werk, das berührt und nachhallt. Es ist kein lautes Album – aber eines, das viel zu sagen hat. Am Ende bleibt eine klare Botschaft: Das Zuhause ist kein Ort – es ist ein Zustand von Annahme und Liebe.

Kali Uchis – „Sincerely,“ // Spotify Stream:

Kali Uchis – „Sincerely,“ // apple Music Stream:

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