Film-Nachwuchs der HFF München – starke, mutige und emotionale Filmarbeit
Aus den Hochschulen: Eindrucksvoll und mit einer dicht-intensiven Bildsprache haben Jung-Filmemacherinnen die Rolle von Frauen in patriarchalen, extremistisch-religiös geprägten Strukturen thematisiert. Das gibt es selten auf der Leinwand zu ...

Aus den Hochschulen: Eindrucksvoll und mit einer dicht-intensiven Bildsprache haben Jung-Filmemacherinnen die Rolle von Frauen in patriarchalen, extremistisch-religiös geprägten Strukturen thematisiert. Das gibt es selten auf der Leinwand zu sehen.
Drei Filme der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) München bekommen die Starter-Filmpreise. Entstanden sind großartige filmische Arbeiten, die PAGE sich angeschaut hat.
Die Regie-Nachwuchspreise gehen an sehr unterschiedliche Arbeiten. Und die visuell-gestalterischen Umsetzungen können sich sehen lassen. Es lohnt sich in jedem Fall, sie auf Festivals anzuschauen.
Einen tieferen Einblick geben wir in den Kurzfilm »Walud«:
Walud: »Wie viel kostet eine Frau?«
Das fragt die Protagonistin, eine syrische Frau, ihren Ehemann, ein ISIS-Kämpfer, im Film »Walud« von Louise Zenker und Daood Alabdulaa. Insgesamt gibt es kurze Dialoge, die Bilder sprechen meistens für sich, was besonders gut mit den Blicken und Gesten der Personen funktioniert. Die Szenen sind ruhig, visuell schön eingefangen und gleichermaßen wirkt die Szenerie absolut bedrückend. Die Umgebung ist karg, einsam, manchmal sind Schüsse und Explosionen in der Ferne zu hören.
In den Gesprächen zwischen dem Mann und der Frau geht es darum, dass die vom Ehemann gekaufte Zweit-Frau ihm ein Kind schenken soll. Seine Ehefrau sagt, dass das nicht ihre Probleme lösen wird. Hier setzt die Geschichte an: Wie in einer männlich nicht nur dominierten, sondern in patriarchalen Strukturen regierten Umgebung die Rolle der Frau lediglich dazu dient, Jungen zu gebären, keine Mädchen.
Eindrucksvoll und mit einer dicht-intensiven Bildsprache haben die Jung-Filmemacherinnen das thematisiert. Als zuschauende Person wird ein großes Gefühl der Hoffnungslosigkeit ausgelöst, von Beginn an. Aber im Laufe der Story wird dieses Gefühl das ein oder andere Mal in andere Emotionen umschwenken.
Walud, in der tunesischen Wüste gedreht, ist eine emotional berührende, sehr starke und feinfühlige Geschichte über die Rolle der Frauen in einer patriarchalen, von religiösem Fanatismus geprägten Welt des Islamischen Staates in Syrien. Ein Thema, das eher selten auf den Leinwänden von Kinos stattfindet.
Auf diesen Festivals ist Walud zu sehen.
Queer Exile: Ein Neustart in einem fremden Land
Genauso sehenswert sind die Filmarbeiten der Nachwuchs-Studierenden »Queer Exile« und »Das Zittern der Aale«.
Lou von Sohlern und Matilda Mokina haben sich dem Thema Queersein gewidmet und zeigen drei Menschen im Dokumentarfilm, die in Deutschland einen Neuanfang gestartet haben, weil LGBTQIA+-Personen in Russland verfolgt und schlimmstenfalls inhaftiert werden können. Die filmische Inszenierung ist hier wunderbar still und zugleich konzentriert, ganz ohne Unterbrechung, ohne Wertung, ohne große Gesten. Für eine Dokumentation, die viel Persönliches preisgibt, ist das eine wunderbare Herangehensweise, die Raum schafft, und zwar für die Menschen darin.
Das Zittern der Aale: Die heimliche Liebe
Wer erinnert sich nicht an eine unerfüllte Liebe? Der Kurzfilm »Das Zittern der Aale« von Maximilian Weigl, das Setting ist in München während eines lauen Sommertages, zeigt sich einerseits lässig, andererseits schüchtern – eine gute Mischung, weil es heimliches Verliebtsein thematisiert. Hier geht es um eine queere Liebesgeschichte, die stilvoll in schwarz-weißer Zurückhaltung, aber nicht minder ausdrucksstark, erzählt wird.