Journal Samstag, 10. Mai 2025 – Von Wolfratshausen heimgegangen (fast)

Nach etwas unruhiger Nacht (schwieriges Atmen, weil meine Nasenschleimhäute geschwollen waren – ich werde mir doch nicht Heuschnupfen zugezogen haben?) wachte ich früh auf – gar nicht unwillig, den ich hatte Wanderpläne für diesen angekündigten Sonnentag mit kühler Luft (= ideales Wanderwetter). Meine Wanderstiefel hatte ich am Vorabend frisch eingefettet – und zu meiner Überraschung […]

May 11, 2025 - 09:09
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Journal Samstag, 10. Mai 2025 – Von Wolfratshausen heimgegangen (fast)

Nach etwas unruhiger Nacht (schwieriges Atmen, weil meine Nasenschleimhäute geschwollen waren – ich werde mir doch nicht Heuschnupfen zugezogen haben?) wachte ich früh auf – gar nicht unwillig, den ich hatte Wanderpläne für diesen angekündigten Sonnentag mit kühler Luft (= ideales Wanderwetter).

Meine Wanderstiefel hatte ich am Vorabend frisch eingefettet – und zu meiner Überraschung und Enttäuschung festgestellt, dass sich nach nur zwei Jahren an diesen Meindl-Schuhen bereits eine Naht löste. Da es keine wichtige ist, trug ich die Stiefel trotzdem, muss sie aber bald zur Schusterin bringen.

Die Wanderpläne: Vergangenen Samstag hatte ich beim Wandern um Wolfratshausen ein Wanderschild des Isartalvereins entdeckt, das einen Weg nach München auswies – das fand ich auf angenehmste Weise abgefahren, den wollte ich gehen. Auch GPS-Daten hatte ich dazu gefunden (allerdings nicht vom Isartalverein), auf die ich zu Not zurückgreifen konnte, so nutzte ich die nächstmögliche Gelegenheit: gestern.

Da auf von dem Schild von 30 Kilometern die Rede war, die Wegbeschreibung zum GPS-Track acht Stunden veranschlagte, brach ich zeitiger auf als sonst und startete kurz nach zehn vom Bahnhof Wolfratshausen. Immer mit der Erinnerung, dass mein Vater vor über 20 Jahren (damals zwei Jahre älter als ich heute und wenige Wochen nach einer Knie-OP) mit seinem besten Freund den Camino de Santiago mit Tagesetappen von durchschnittlich 30 Kilometern gegangen war.

Selfie einer Person mit Schirmmütze und Sonnenbrille im Grünen, hinter ihr Wanderwegweiser, u.a. „München 30,0 km“

Start am ausschlaggebenden Schild im Norden von Wolfratshausen. Den ersten Abschnitt ging ich nach Erinnerung, ab Ebenhausen/Schäftlarn folgte ich der GPS-Route – die ich auch brauchte, denn die Ausschilderung war sehr wenig zuverlässig (mir ist sehr bewusst, wie komplex und aufwändig eine gute Wegbeschilderung ist).

Breiter Wanderweg durch sonnigen, lichten Laubwald, darüber blauer Himmel

Erhöhter Blick gerahmt von Bäumen auf eine weite Gläche mit Wald und Flussdelta, im Hintergrund dunstige Berge mit Wolkensaum

Blick vom Riemerschmidpark.

Durch eine Lücke zwischen Laubblätterkronen Blick hinunter auf ein verwachsenes Flusstal im Sonnenlicht

Pupplinger Au.

In der Sonne ein altes, hölzernes Wehrgebäude mit rotem Dach, das sich im Fluss spiegelt

Ickinger Wehr.

Zuwachsender Bachlauf im Sonnenschein

Oben in Icking fragte mich ein Wanderpaar, ob ich mich auskennte: Sie brauchten Entscheidungshilfe, ob sie an der Isar nach Kloster Schäftlarn oder nach Wolfratshausen gehen sollten. Ich erzählte vom eigenen Fehlversuch des vergangenen Jahres, einen Weg nach Kloster Schäftlarn zu schlagen und schickte die beiden Richtung Wolfratshausen – mit der Empfehlung, einmal durchs Ickinger Wehr und zurück zu gehen, weil das Holz in der Sonne so gut riecht (ihrer Miene nach war ihnen dieser Aspekt völlig neu – tut mir leid, dass sie ausgerechnet an mich gerieten).

Blick einen sanften Grashügel hinab auf Wald und Tal, darüber blauer Himmel mit wenigen weißen Wolken

Blick von Icking aus übers Isartal.

Vor sonnenbeschienener Weide zwei weiß-braun gefleckte Jungrinder im Schatten eines Baumes

Vor einer Wiese im Sonnenlicht eine mächtige alte Rosskastanie, links daneben eine junge rote Kastanie

Eine der schönen Kastanien-Alleen um Holzen. Die nachgepflanzten Bäume sind alle rote Kastanien – ich unterstelle als Grund deren Resistenz gegen die Miniermotte.

Holzwand von innen, links ein großer offener Bogen in hellgrüne, sonnige Bachlandschaft, rechts an der Wand ein Schild mit der Aufschrift "Maria Rast"

Kurz vor Kloster Schäftlarn – Inspiration für einen weiteren bayerischen Feiertag?

Links hinten ein barocker Kirchturm mit Uhr, rechts ein altes Wirtschaftsgebäude

Kloster Schäftlarn. Ich sah schon weitem, dass im Biergarten der Klostergaststätte Hochbetrieb herrschte, Menschen waren mit Autos, Motorrädern, Fahrrädern gekommen. Also ließ ich Mittagscappuccino aus und ging gleich weiter.

Die zwei Stunden zwischen Kloster Schäftlarn und Baierbrunn waren wenig abwechslungsreich, halt ein breiter Schotterweg im Laubwald, genau das richtige für die vielen Radler*innen (zu großer Mehrheit mit Bio-Antrieb). Und eigentlich waren das vermutlich eh anderthalb Stunden: Ich hatte wohl eine Abzweigung verpasst und ging einen Umweg.

Mittagspause deshalb später als eigentlich geplant: Ich wollte erst sicher sein, dass ich wieder auf dem richtigen Weg ging. Gerade in diesen Stunden kam ich an keinem Bankerl vorbei, also musste dieser halbwegs trockene Baumstamm als Sitzgelegenheit dienen.

Im Sonnenlicht zwischen Laubbäumen ein umgestürzter Baumstamm, bereits fast kahlgebleicht

Es gab Äpfel und eine Nussschnecke (2,80 Euro – irgendwie habe ich bislang den Augenblick verpasst, in dem Kleingebäck so viel kostete, wie ich es von einem Stück Torte erwartet hätte) (ich will gar nicht wissen, wie viel ein Stück Torte inzwischen kostet).

Meine Kleidung erwies sich als perfekt für die kühle Luft: Ich hatte kein einziges Mal das Bedürfnis, die Fleecejacke über dem T-Shirt abzulegen.

Breiter, leicht abschüssiger Schotterweg zwischen Laubbäume, darüber blauer Himmel

Irre Farben, aber auf die Dauer langweiliger Weg (außer für schnelle Radler*innen).

Blick durch Baumstämme auf nahen Fluss, im Vordergrund gemauerte Stufen für einen Zufluss

Doch dann kam ich wieder nah an die Isar. Um den Preis, dass ich den Menschenlärm (nur männliche Stimmen), der das Tal die ganze Zeit emporgeschallt war, einordnen konnte: Floß-Party.

Blick durch Laub auf sonnigen Fluss mit wenig Wasser, darauf ein Holzfloß mit vielen Menschen und einem roten Regenschirm

Gerade als ich dachte: “Wenigstens haben sie keine Musik”, stimmte ein Party-Quartett auf dem Floß “Rosamunde” an. Die größte Enttäuschung war aber, dass ich durch genaueres Hinschauen die Quelle eines eigenartiges Brumm-Geräuschs erkannte: Das Floß hatte einen kleinen Außenbord-Motor. Ich nehme an, dass nur so ein Zeitplan eingehalten werden kann.

Selbst hätte ich durchaus mal Lust auf eine Floßfahrt von Wolfratshausen nach Thalkirchen: Mit Biolog*innen/Naturschützer*innen, die mir Flora und Fauna von dort aus erklären. Wir können gerne auch Brotzeit machen und einen Kanon zusammen singen.

Auf einem Fluss vor grünen Auen türmt sich Schwemmholz, rechts schieben sich Floßruder und zwei Flößer ins Bild

Schmaler Pfad, der sich durch Läubbäume zu einem FLussufer windet, durch die Bäume leuchtet blau das Wasser

Moderne, hohe Brücke vom Flussufer aus gesehen, sie führt auf einen hoch gelegenen Ort zu

Nächste Wegmarke: Die Grünwalder Brücke.

In einem Laubwald führt eine steinerne Treppe mit Eisen-Handlauf nach oben

Treppe zurück zum Hochufer.

Tempel-artige Kapelle in sonigem Laubwald, davor zwei Spaziergängerinnen

Ich lernte, dass Grünwald direkt in Pullach übergeht. Zweite Pause auf DER Bank mit DER Aussicht, jetzt befand ich mich bereits auf meiner gewohnten Laufstrecke.

Sehr erhöhter, sehr weiter Blick über bewaldete Flusslandschaft, darin ein gemauertes Wehr-Gebäude

Ich setzte mich zu zwei Herrschaften, plauderte sogar.

In dieser Pause beschloss ich, tatsächlich die ganze Strecke bis nach Hause gehen. Doch als ich aufstand und mich auf den Weg machte, merkte ich schnell, dass es genug war: Ich fühlte mich erschöpft, mein Beine waren schwer, ich ging langsam.

Sehr erhöhter Blick auf Flussbett in Sonne

Blick von der Großhesseloher Brücke.

Blick übers Wasser auf ein großes Wehrgebäude mit rotem Dach, davor zwei Schwäne und mittem im Wasser aus Zweigen ein Nest

Isarwerk mit rechts brütendem Blesshuhn.

Also war ich vernünftig (wo es doch so cool gewesen wäre sagen zu können, dass ich von Wolfratshausen aus heim gegangen bin) und ließ es bei Thalkirchen gut sein: Ich kürzte die restlichen fünf Kilometer ab und nahm die U-Bahn nach Hause. Siebeneinhalb Stunden und gut 29 Kilometer reichten.

Was mich beim Gehen am meisten beschäftigte (was es eh seit Lektüre getan hatte): Die Erkenntnisse von Historiker Daniel Blatman über Grausamkeiten der deutschen Zivilbevölkerung am Ende des Zweiten Weltkriegs. Nicht nur bin ich erschüttert über diesen neuen Beleg unfassbarer Rohheit. Sondern er legt nahe: So ist die menschliche Natur. Was in Konsequenz bedeutet: Auch ich wäre dazu in der Lage.

Auch wenn ich in der Kühle nicht wirklich verschwitzt war, hatte ich zuhause große Sehnsucht nach einer heißen Dusche – also gönnte ich sie mir.

Gestern hatte die Post auch das Büchl des Isartalvereins gebracht, das ich eine Woche zuvor für die gestrige Wanderung bestellt hatte, Das Isartal – nein auch das Buch verlinkt keinen GPS-Track (z.B. per QR-Code). Schaue ich fürs nächste Mal durch.

Zum Nachtmahl hatte ich mir Shakshuka gewünscht, Herr Kaltmamsell machte uns eines.

Aufsicht auf einen gedeckten Tisch, in der Mitte eine weite Pfanne mit roter Sauce, darin vier gestockte Eier

Dazu tranken wir die restliche Maibowle. Nachtisch Schokolade aus der sich bedrohlich leerenden Süßigkeitenkiste.

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Wir lieben Eulen. Wir lieben Asterix. Zum besten bei Asterix gehören die Eulen, hier eine Zusammenfassung.