Effizienter Umgang mit KI – Den richtigen Draht zu ChatGPT, Gemini und Co. finden
Künstliche Intelligenz (KI) begleitet uns mittlerweile täglich – sei es in der Content-Erstellung, beim Programmieren, bei der Bilderstellung oder in der Recherche. Doch […]

Künstliche Intelligenz (KI) begleitet uns mittlerweile täglich – sei es in der Content-Erstellung, beim Programmieren, bei der Bilderstellung oder in der Recherche. Doch wie gehen wir effizient mit Tools wie ChatGPT oder Gemini um? Und noch wichtiger: Wie sollten wir mit ihnen sprechen, um das Beste aus ihnen herauszuholen?
In diesem Webinar haben wir Tara Bosenick eingeladen. Sie hat seit Einführung von ChatGPT & Co. durch umfangreichen Experimente mit KI-Tools herauszufinden, wie KI-Tools funktionieren und wie sich das in der täglichen Arbeit am Besten nutzen lässt. Tara ist außerdem eine der führenden Stimmen im Bereich UX, CX und Employee Experience. Ihr überraschendes Fazit zu KI-Tools: Die Qualität der Antworten hängt nicht nur von unseren Prompts ab – sondern auch davon, mit welcher Haltung wir mit der KI interagieren.
Wie funktionieren KI-Tools auf Basis von LLMs und GPTs?
Tara startete das Webinar mit einem technischen Überblick. Maschinelles Lernen gibt es schon lange, doch mit Generativer KI (GenAI) hat sich das Feld enorm weiterentwickelt. Ein wichtiger Bestandteil dieser Technologie sind Large Language Models (LLMs) – und darunter speziell GPTs (Generative Pre-trained Transformers).
Aber wie genau „denkt“ eine KI? Tara erklärte das mit einem einfachen Prinzip:
- Der Prompt wird in kleine Einheiten, sogenannte Tokens, zerlegt.
- Die KI vergleicht die Tokens mit vorhandenen Wahrscheinlichkeiten und Mustern.
- Die Antwort wird auf Basis dieser Wahrscheinlichkeiten berechnet.
Das erklärt auch typische Fehler von KI-Tools, etwa wenn ChatGPT einfache Rechenaufgaben falsch löst oder Wörter falsch zählt. Aber Tara betonte: Die Systeme werden rasant besser.
„KI-Tools sind großartig – aber sie machen nach wie vor viele Fehler.“
Besonderheiten eines GPTs – Was unterscheidet es von anderen KI-Tools?
GPTs sind eine besondere Form von LLMs, die besonders gut darin sind, Texte zu generieren, zu analysieren und in verschiedenen Stilen zu schreiben. Doch sie haben ihre Eigenheiten:
- Begrenzte Tokens: Die maximale Länge eines Prompts und einer Antwort ist limitiert.
- Wahrscheinlichkeitsbasierte Antworten: ChatGPT erfindet manchmal Fakten, weil es nicht „weiß“, sondern Wahrscheinlichkeiten berechnet.
- Kontextabhängigkeit: Je länger ein Gespräch dauert, desto eher vergisst ChatGPT frühere Teile der Unterhaltung.
Tara zeigte an einem Beispiel, wie ChatGPT durch diese Mechanismen manchmal ungenaue oder unerwartete Antworten gibt. Aber genau hier setzt gutes Prompting an.
AI-Governance und DSGVO – Was Unternehmen beachten müssen
Ein weiterer wichtiger Punkt in der Diskussion: Wie geht man verantwortungsvoll mit KI um? Tara betonte, dass Unternehmen unbedingt eine AI-Governance-Strategie brauchen. Das bedeutet:
- Welche KI-Tools sind erlaubt? (z. B. nur DSGVO-konforme Tools)
- Welche Daten dürfen verarbeitet werden? (Keine sensiblen Kundendaten!)
- Wie überprüft man die Qualität der Ergebnisse?
Noch gibt es keine allgemeingültigen Studien zur Qualität von KI-generierten Outputs – vieles basiert auf anekdotischer Evidenz. Unternehmen müssen daher eigene Qualitätskontrollen einführen.
„Es gibt Studien zur KI-Qualität – aber nur für sehr spitze Anwendungsfälle.“
Mit wem sprechen wir? – Das Pubertier-Modell
Einer der spannendsten Punkte des Abends: Wie sollten wir ChatGPT verstehen? Tara hat folgende Analogie entwickelt:
„ChatGPT ist ein sehr schlaues jugendliches Mädchen, das einerseits unbedingt gefallen möchte, andererseits aber versteckt renitent und
ab und an mal launisch und frech ist.”

Das erklärt viele typische Verhaltensweisen der KI:
- Sie hält Wissen / Informationen zurück.
- Sie antwortet manchmal sehr schnell, ohne wirklich nachzudenken.
- Sie vergisst Dinge.
- Sie nutzt Ungenauigkeiten aus.
- Sie versteht nicht wirklich.
- Sie ist launisch.
Wenn man mit diesem Bild im Kopf Prompts für ChatGPT und Co. schreibt, dann entstehen ganz automatisch bessere Prompts und Interaktionen.
Tipps für die Formulierung besserer Prompts
Hier wurde es richtig praktisch: Tara teilte ihre wichtigsten Prompting-Tipps, um bessere Ergebnisse mit ChatGPT und Co. zu erzielen:
Ein vermeintlich zentraler Punkt war bisher die Wahl der Sprache. Tara hat viel mit verschiedenen Sprachen experimentiert und festgestellt, dass es mittlerweile kaum noch Unterschiede zwischen Deutsch und Englisch gibt. Manche empfehlen zwar, komplexe Aufgaben lieber auf Englisch zu formulieren, aber das sei nicht zwingend notwendig.
Nett sein: Freundliche und höfliche Formulierungen helfen dabei, sich selbst klarer auszudrücken und damit auch der KI das Gesagt zu verstehen. Allerdings reicht Nettigkeit nicht immer aus – manchmal muss man der KI sehr deutliche Anweisungen geben, damit sie genau das liefert, was man erwartet.
Halluzinieren & Verrechnen: ChatGPT kann oft nicht gut mit hypothetischen Fragen umgehen und neigt in solchen Fällen zu Halluzinationen. Auch mehrdeutige Sätze und Kettenfragen sind schwierig, weil die KI dann nicht immer weiß, womit sie beginnen soll. Tara empfahl, lieber eine Frage nach der anderen zu stellen, um Verwirrung zu vermeiden. Wenn es ums Rechnen geht, hilft bei ChatGPT die Nutzung des Code-Interpreters. Der lässt sich in der öffentlich zugänglichen Version einfach zuschalten und sorgt für zuverlässige Rechenergebnisse.
Ein weiteres zentrales Thema war die Komplexität von Prompts. Viele Nutzer neigen dazu, zu viele Anforderungen in eine einzige Anfrage zu packen. Das führt jedoch oft zu unklaren oder fehlerhaften Antworten. Stattdessen empfiehlt Tara sequentielles Prompting – also eine Aufgabe in kleine, aufeinanderfolgende Schritte zu zerlegen. Zum Beispiel: Zuerst ein Dokument hochladen und ChatGPT fragen, ob es den Inhalt versteht, bevor man spezifische Fragen dazu stellt.
Nachfragen: Tara stellte fest, dass ChatGPT oft Informationen zurückhält. Wer nachhakt, kann oft noch mehr Details oder kreative Ideen herauskitzeln. Aber Vorsicht: Zu viele Nachfragen können dazu führen, dass die Antworten beliebig werden.
Erinnern: ChatGPT kann lernen, in einem bestimmten Stil zu schreiben, wenn man ihm Beispieltexte gibt. Dafür kann man eigene Texte hochladen und die KI bitten, den Stil zu analysieren und sich zu merken. Alternativ kann man eine Webseite analysieren lassen und dann gezielt darum bitten: „Schreibe im gleichen Stil wie diese Website.“
Kreativität: KI-Modelle nutzen eine Temperatur-Metapher, um den Grad der Kreativität einzustellen. Das lässt sich zwar nicht genau einstellen, mit den Worten „Sei kreativ!“, kann man die Kreativitäts-Temperatur von ChatGPT jedoch steigern und kreativere Ergebnisse erreichen.
Hilfreich ist auch die Kombination mehrerer KI-Tools. ChatGPT, Gemini und Claude haben unterschiedliche Stärken. Wer den Output eines Modells von einem anderen bewerten lässt, kann die Qualität der Antworten deutlich verbessern.
Zum Schluss empfahl Tara noch zwei sehr effektive Methoden zur Optimierung von Prompts: Zum einen das Meta-Prompting, bei dem man die KI direkt fragt: „Wie würde ein guter Prompt für diese Aufgabe aussehen?“ – eine einfache, aber oft sehr hilfreiche Technik.
Zum anderen das sokratische Prompting, bei dem man die KI dazu bringt, ihren eigenen Output zu hinterfragen: „Auf welchen Annahmen basiert deine Antwort?“, „Welche Alternativen gibt es?“ oder „Wo siehst du Schwächen in deiner Antwort?“ – solche Fragen können dabei helfen, die Qualität der generierten Inhalte zu verbessern.
Ausblick – Was bringt die Zukunft?
Zum Abschluss wagte Tara einen Blick nach vorn:
- KI-Tools werden multimodal: Die Bild- und Spracherkennung wird besser.
- Small Language Models (SLMs): KI wird mittlerweile direkt in Laptops oder Smartphones eingebaut. Das ermöglicht eine lokale Verarbeitung.
- Agenten übernehmen Aufgaben: KI kann in Zukunft iterativ arbeiten und selbstständig Tätigkeiten für uns erledigen.
- Argumentationsfähigkeit wächst: KI wird besser darin, logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Das neuste Modell von ChatGPT könnte schon auf dem Argumentationslevel eines durchschnittlichen Menschen sein.
Spannend bleibt, wie sich die Technologie in den nächsten Jahren entwickelt und ob wir irgendwann nicht mehr mit einem „Pubertier“, sondern mit einem ebenbürtigen KI-Assistenten sprechen. Wünschenswert und absehbar ist es jedenfalls.
Fazit
Mein Fazit zum Webinar: Der Umgang mit KI ist nicht nur eine Frage der Technik – sondern auch der Kommunikation. Wer ChatGPT, Gemini und Co. effizient nutzen will, sollte verstehen, mit wem er es zu tun hat – und mit der richtigen Haltung und Strategie an die Sache herangehen.
Folien
Die Folien zum Vortrag findest Du hier.
Vielen Dank
Ein großes Dankeschön an Tara Bosenick für ihre spannenden Einblicke und praxisnahen Tipps. Ebenfalls ein herzliches Dankeschön an cxomni, den Spezialisten für Journey Analytics und Journey Management, für die Unterstützung dieses Events.