The Raveonettes – Pe’ahi II

Acht neue Songs, eine halbe Stunde Musik – und trotzdem wirkt Pe’ahi II wie ein ganzes Universum. The Raveonettes kehren nach elf Jahren mit einem Nachfolger zu ihrem 2014er Album Pe’ahi zurück und beweisen eindrucksvoll, dass sie noch immer mit ihrem eigenen Soundkosmos überraschen können – irgendwo zwischen süßlichem Sixties-Pop, waberndem Noise und verstörend schöner […]

Apr 25, 2025 - 12:10
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The Raveonettes – Pe’ahi II

Acht neue Songs, eine halbe Stunde Musik – und trotzdem wirkt Pe’ahi II wie ein ganzes Universum. The Raveonettes kehren nach elf Jahren mit einem Nachfolger zu ihrem 2014er Album Pe’ahi zurück und beweisen eindrucksvoll, dass sie noch immer mit ihrem eigenen Soundkosmos überraschen können – irgendwo zwischen süßlichem Sixties-Pop, waberndem Noise und verstörend schöner Intimität.

Der Opener Strange macht direkt klar, wohin die Reise geht: Zunächst wie eine flirrende Dreampop-Hommage, doch kaum setzt man sich im Klang gemütlich zur Ruhe, funken kühle Synths und ein trockener Beat dazwischen. Es ist genau diese Reibung, die The Raveonettes so spannend macht.

Auch Blackest folgt diesem Prinzip – beinahe textlos, mit schwerem Beat, von flirrendem Rauschen durchzogen, wie eine Erinnerung, die sich nicht mehr ganz greifen lässt.

Die Songs sind mehr Skulpturen als klassische Popstrukturen. Dissonant beginnt als melodischer Ohrwurm, schwenkt dann aber in eine instrumentale Passage ab, die sich zwischen Ambient-Stille und verzerrtem Gitarrengewitter bewegt.

Killer ist vielleicht der stärkste Kontrast: Ein wunderschönes Klaverthema trifft auf Feedback, das sich wie ein wild gewordener Staubsauger durchs Arrangement fräst – und Sharin Foos Stimme klingt dabei fast so, als würde sie schweben, über allem.

Speed hält sich nicht mit Zwischentönen auf – der Song rast nach vorn, schnörkellos, fast klassisch im Raveonettes-Kosmos. Und Lucifer? Trotz des Titels keine Höllenfahrt, sondern eher ein flackernder Trip in Richtung Erlösung, inklusive Breakbeats und flirrenden Gitarren.

Was Pe’ahi II jedoch fehlt, ist eine klare dramaturgische Linie. Die Ästhetik sitzt – Hall, Feedback, süßlicher Pop unter rauer Oberfläche, alles ist da. Und doch wirkt das Album eher wie ein lose zusammengefügter Baukasten aus Ideen, die nicht alle ganz zu Ende gedacht wurden. Dass viele der Stücke ursprünglich aus der Pe’ahi-Phase stammen, lässt sich nicht leugnen – einige Tracks wirken eher wie Skizzen als wie fertige Songs.

Die Brüche und offenen Strukturen, die bei The Raveonettes oft als bewusste Entscheidung gelesen werden konnten, wirken hier mitunter weniger kalkuliert.

Trotzdem: Die Atmosphäre stimmt, und genau das fängt viele der Stücke wieder auf. Es geht weniger um ein durchkomponiertes Ganzes als um Momente, um Stimmungen, um flüchtige Szenen, die sich im Rauschen entfalten.

The Raveonettes liefern solide Melancholie und vertrauten Lärm, aber der Zauber früherer Alben stellt sich nur punktuell ein.


Quelle