Fly Anakin dropt zweites Soloalbum „(The) Forever Dream“
Mit seinem zweiten Soloalbum „(The) Forever Dream“ liefert Fly Anakin aus Richmond, Virginia ein ebenso verspieltes wie fokussiertes Statement ab. Drei Jahre nach dem introspektiven „Frank„, das seinem verstorbenen Vater gewidmet war, öffnet Anakin nun ein neues Kapitel. Was folgt, ist ein experimentierfreudiger, atmosphärisch dichter Streifzug durch eine Seele, die trotz Wunden nicht müde wird zu träumen. Zwischen Lockdown und... Weiterlesen

Mit seinem zweiten Soloalbum „(The) Forever Dream“ liefert Fly Anakin aus Richmond, Virginia ein ebenso verspieltes wie fokussiertes Statement ab. Drei Jahre nach dem introspektiven „Frank„, das seinem verstorbenen Vater gewidmet war, öffnet Anakin nun ein neues Kapitel. Was folgt, ist ein experimentierfreudiger, atmosphärisch dichter Streifzug durch eine Seele, die trotz Wunden nicht müde wird zu träumen.
Zwischen Lockdown und Lebensvision
Der Opener „Good Clothes“ setzt den Ton: Fly Anakin reflektiert die Isolation der Pandemiezeit, spricht über innere Klarheit und Selbstermächtigung. Es ist ein Auftakt voller Selbstbewusstsein – er bittet um nichts, sondern nimmt, was ihm zusteht. Die Reduktion auf Wesentliches spiegelt sich auch im zweiten Track „Teen Summit“ wider: Auf einem drumlosen Beat von Quelle Chris denkt Anakin über Aufbau, Rückschritte und Geduld nach.
Brüderlichkeit, Schulden und Selbstbild
„My N***a“ bringt mit Big Kahuna O.G. und $ilkMoney eine Hommage an Bruderliebe. Über ein souliges Sample von Argo feiern sie Loyalität in einer oft treulosen Welt. Auf „Lil One“ hingegen richtet Anakin mahnende Worte an jemanden, der mehr fordert, als er zurückgegeben hat – eine klare Ansage zwischen Stolz und Frust. Es geht ihm nicht um Abrechnung, sondern um Gerechtigkeit.
Verletzlichkeit und Gemeinschaft
Einer der emotionalen Höhepunkte: „Check on Me“ mit Iojii. August Fanon liefert den perfekten, sanft flirrenden Unterbau für eine stille Bitte: „Schau nach mir.“ Kein Pathos, sondern echte Zerbrechlichkeit. Dagegen wirkt „Not Too Shabby“ fast schon euphorisch: Nickelus F, Quelle Chris und $ilkMoney träumen gemeinsam davon, ihren Zielen näherzukommen. Optimismus, aber mit Straßenstaub in der Lunge.
Groll, Gott und große Gefühle
In „Lord Forgives, I Hold Grudges“ mit Denmark Vessey und Pink Siifu erklärt Anakin nüchtern, warum er keine zweite Chancen verteilt. Der Track lebt von seiner Bitterkeit, aber auch von klarem Fokus. In „The Times“ hingegen blickt er mit seinem Team nach vorne – eine Hymne auf Freundschaft und Verlässlichkeit, getragen von eleganten Streichern.
Malerei mit Worten und Beats
Der Titelsong „Forever Dream“ verzichtet erneut auf Drums und lässt Raum für Pinselstriche à la Van Gogh – man spürt die Farbigkeit zwischen Zeilen und Sample. In „Corner Pocket“ mit BBYMutha bringt The Alchemist funkige Eleganz ins Spiel, während die Zeilen zwischen Selbstliebe und Aussicht auf finanzielle Sicherheit tänzeln. Das darauffolgende „YOUGOTME!!“ ist ein Rückblick auf enttäuschte Liebe, gerahmt von einem ironischen „Dr. Phil“-Skit.
Ein finales Dankeschön
Nach dem Interlude „Foreverever Dream“ folgt mit „Say Thank You“ der rührende Abschluss. Pink Siifu und Turich Benjy begleiten Fly Anakin (Youtube) auf einem soulig-schwebenden Teppich in Richtung Dankbarkeit – an Gott, an das Leben, an die Musik. Es ist ein leiser, aber klarer Schlussstrich, der nachhallt.
Fazit: Ein Album wie ein Tagtraum
„(The) Forever Dream“ gehört zu den ambitioniertesten Projekten in Fly Anakins bisheriger Karriere. Die Beats changieren zwischen sonnig, verspielt und introspektiv – stets überraschend und kunstvoll arrangiert. Im Vergleich zu Frank wirkt das Album versöhnter, luftiger, aber nicht weniger tiefgründig. Anakin beherrscht die Balance zwischen Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit wie ein Zauberer mit sicherer Hand. Wer Rap abseits des Mainstreams liebt, wird dieses Album nicht mehr los.
Fly Anakin – „(The) Forever Dream“ // Spotify Stream:
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