Erfolgsautor Klaus-Peter Wolf: Lieber ZDF-Krimis als "Tatort" und "Polizeiruf"
Klaus-Peter Wolf spricht über seine Zeit als "Tatort"-Autor, seine kreativen Einschränkungen und warum ihm heute ZDF-Krimis besser gefallen.

Klaus-Peter Wolf spricht über seine Zeit als "Tatort"-Autor, seine kreativen Einschränkungen und warum ihm heute ZDF-Krimis besser gefallen.
Mit seinen Ostfriesenkrimis begeistert Klaus-Peter Wolf (71) Millionen Leserinnen und Leser. Er blickt aber auch auf eine lange Karriere als Drehbuchautor für die beliebtesten deutschen TV-Krimireihen zurück. Die neueste Verfilmung einer seiner Kriminalromane, "Ostfriesentotenstille", wird am 25. April um 20:15 Uhr bei Arte ausgestrahlt.
In den 1990er- und 2000er-Jahren hat Wolf zahlreiche Drehbücher für bekannte Reihen wie "Tatort" und "Polizeiruf 110" verfasst. Eine Zeit, von der er viel profitiert hat: "Ich habe sehr viel beim Fernsehen gelernt - filmisches Denken und genau hinzugucken. Ich habe ein halbes Leben am Set verbracht und mich mit allen Gewerken, die man für das Gelingen eines Films braucht, beschäftigt," erklärt der gebürtige Gelsenkirchener und Wahl-Ostfriese im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Bis heute beeinflusst es sein Schreiben: "Manchmal sagen mir Menschen, dass sie meine Romane gern lesen, weil sie damit in ihrem eigenen Kopf einen Film drehen können. Es freut mich, wenn es mir gelingt, so phantasieauslösend zu schreiben."
Von "Tatort" bis "Polizeiruf 110"
Ein besonderes Highlight aus seiner Zeit als Drehbuchautor war die Arbeit mit Ulrike Folkerts. "Besonders gern habe ich für Lena Odenthal geschrieben", erinnert sich Wolf an seine Krimidrehbücher für die öffentlich-rechtlichen Sender.
Für den "Tatort" schrieb Wolf drei Folgen: "Abgezockt" (2004) für das Ludwigshafener Team des SWR mit Ulrike Folkerts sowie "Janus" (2004) und "Revanche" (2006) für das Frankfurter Team des Hessischen Rundfunks.
Noch umfangreicher ist seine Arbeit für den "Polizeiruf 110". Hier zeichnete er verantwortlich für "Samstags, wenn Krieg ist" (1994), "Kleine Dealer, große Träume" (1996) und "Hetzjagd" (1998) mit Vera Bilewski (Angelica Domröse) für den Süddeutschen Rundfunk. Für den Bayerischen Rundfunk schrieb er die Drehbücher zu "Im Netz der Spinne" (1997) und "Feuer!" (1997) mit Dr. Silvia Jansen (Gaby Dohm) als Ermittlerin.
Entwicklung der TV-Landschaft
Als eine der größten Herausforderungen seiner Arbeit als Drehbuchautor empfand Wolf die begrenzten Möglichkeiten zur Figurenentwicklung: "Schwierig fand ich, dass ich die Personen nicht weiterentwickeln konnte. Es waren ja nicht 'meine' Figuren, sondern der Sender hat sie mir nur für ein, zwei Folgen anvertraut." Eine deutliche Einschränkung für den kreativen Prozess, wie er betont: "In meinen eigenen Romanen entwickeln sich natürlich die Menschen, so wie sie es im Leben auch tun."
"Da es nicht meine Figuren waren, war meine Freiheit natürlich begrenzt", erinnert sich Wolf an die Arbeit als Drehbuchautor für die Sender. "Im Gespräch mit Redaktion und Sender sind Geschichten entstanden, aber ich habe mich immer im Fernsehkorsett bewegen müssen." Ein Korsett, das ihm heute bei seinen eigenen Romanfiguren nicht mehr angelegt wird.
Klare Favoriten auf dem Bildschirm
Als Zuschauer hat Wolf durchaus klare Präferenzen entwickelt: "Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse, wenn ich es ganz offen gestehe: Die ZDF-Krimis gefallen mir inzwischen wesentlich besser als das, was die ARD zu bieten hat." Vor allem für Formate wie "Die Toten vom Bodensee" mit Matthias Koeberlin, "Helen Dorn" mit Anna Loos, die Spreewaldkrimis mit Christian Redl und "Jenseits der Spree" mit Jürgen Vogel schaltet der Autor gerne ein.
Die Frage, ob er selbst noch einmal ein "Tatort"-Drehbuch schreiben würde, beantwortet Wolf mit einem klaren Nein: "Da ich die Drehbücher zu meinen Romanverfilmungen nicht mehr selbst schreibe, um mehr Zeit für meine Romane und Lesereisen zu haben, fehlt mir im Moment die Motivation, ein 'Tatort'-Drehbuch zu schreiben."
Die Verfilmungen seiner eigenen Romane, wie nun "Ostfriesentotenstille", bedeuten für Wolf dennoch Freude: "Die Verfilmungen durch Schiwago Film versuchen, den Spirit meiner Figuren zu bewahren und zu transportieren. Ich erlebe das als großes Glück."
Wolf, der inzwischen der meistverfilmte Romanschriftsteller deutscher Sprache ist, erlebte im April gleich drei Erstausstrahlungen seiner Romanverfilmungen. Bereits am 21. Mai erscheint sein neuer Roman "Ein mörderisches Paar - Der Sturz".