Journal Freitag, 28. März 2025 – Französisches auswärts, Beifang aus dem Internetz
Guter Nachtschlaf. Als mich der Wecker daraus holte, war es draußen ohne dunkle Wolken bereits deutlich Tag – das fühlte sich mit den winterkahlen Bäumen falsch an: Wie praktisch jedes Jahr kommt die Umstellung auf Sommerzeit am Wochenende für mich genau richtig. Als ich nach Milchkaffe und Blogpost-Abschluss ins Bad ging, war es schlagartig neblig […]

Guter Nachtschlaf. Als mich der Wecker daraus holte, war es draußen ohne dunkle Wolken bereits deutlich Tag – das fühlte sich mit den winterkahlen Bäumen falsch an: Wie praktisch jedes Jahr kommt die Umstellung auf Sommerzeit am Wochenende für mich genau richtig.
Als ich nach Milchkaffe und Blogpost-Abschluss ins Bad ging, war es schlagartig neblig geworden.
Auf dem Weg in die Arbeit sah ich die gewohnten Ansichten nur schemenhaft.
Im Büro machbare Arbeit, nur ein Thema weiterhin mit Ärger verbunden (und immer noch nicht gelöst).
Der Nebel verzog sich langsam, auf meinem Weg zum Mittagscappuccino war es aber wieder bedeckt.
Nach Mittag (zu essen gab es Äpfel sowie eingeweichtes Muesli mit Sojajoghurt) zurück zu Sonnenschein, es blieb aber kühl.
Freitagspünktlicher Feierabend. Herr Kaltmamsell hatte bereits die gesamte Liste leergekauft, ich spazierte durch Milde mit Sonnenahnung nach Hause – ausgesprochen vergnügt, und ich freute mich am Anblick der vielen Menschen, die den Frühling feierten: Der gepflasterte Platz vorm Verkehrsmuseum wimmelte vor Kindern in Elternbegleitung, sie probierten die verschiedensten Fortbewegungsarten mit allerlei Fahrzeugen aus, eines versuchte auf Rollerblades Fußball zu spielen. Besonders lustig fand ich die beiden Kleinstkinder in ernsthafter Verhandlung miteinander auf bulligen Tretrollern mit Helmen, unter denen sie schier verschwanden (alle Kinder mit Helm, selbst die ohne Fahrzeuge, vielleicht dürfen Kinder in der Stadt bald nur noch mit Helm vor die Tür, wenn Eltern sich nicht der Verwahrlosung schuldig fühlen wollen). Auf der Theresienwiese dann eher Erwachsene mit unterschiedlichen Fahrzeugen, auch diese spielerisch unterwegs. Hier deutlich weniger Helme.
Zu Hause Häuslichkeiten und Yoga-Gymnastik, dann machte ich mich fertig zum lang vorbefreuten Restaurantbesuch: Herr Kaltmamsell hatte zum Abschied von seinem vorherigen Arbeitsplatz vor einem Jahr unter anderem einen großzügigen Gutschein für das Schwabinger Lokal La Bouche bekommen, den löste er endlich ein – und ich durfte mitessen.
U-Bahn zur Münchner Freiheit, kurzer Spaziergang durch ein altes Schwabing, das ich nur von seltenen Besuchen im Lustspielhaus kenne. Und dann stießen wir mit Cremant aufs Wochenende an, ließen uns gutes französisches Essen schmecken, dazu ein Elsässer Pinot Gris.
Grüner Spargel mit Melone (wunderbar aromatisch) und Mozzarella für mich, eine Hummersuppe für Herrn Kaltmamsell.
Fisch-Pot au Feu gegenüber, bei mir Confit de Canard mit Wildkräutersalat und Kartoffelgratin.
Bei mir Tarte tatin, gegenüber Mousse au chocolat.
Wir hatten früh gestartet, so kamen wir – jetzt wieder im Regen – nicht allzu spät heim und waren zu fast gewohnter Zeit im Bett.
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Wenn im Auschwitz Memorial jemand auftaucht, der aus demselben polnischen Örtchen kommt (Klimontów), aus dem meine Oma zur Zwangsarbeit nach Schwaben verschleppt wurde.
(Zack – sofort Tränen in den Augen und Würgen im Hals. Diese Kiste lasse ich lieber sowas von zu. Vor 19 Jahren ist sie gestorben; es hat wahrscheinlich Gründe, warum ich dann doch nie mehr über sie geschrieben habe.)
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Aufarbeitung der Corona-Pandemie – ja bitte. Aber von Leuten, die davon wirklich etwas verstehen. Zum Beispiel von der Gesellschaft für Virologie vergangenen Donnerstag:
“Fünf Jahre COVID-19: Anmerkungen der Gesellschaft für Virologie zur Aufarbeitung der COVID-19 Pandemie in Deutschland”.
Darunter zu Sterblichkeit (und Missverständnissen darum):
Einige öffentliche Äußerungen setzten dennoch zu Beginn der Pandemie Influenza und COVID-19 gleich und unterschätzten damit die Gefahrenlage für die Bevölkerung und das deutsche Gesundheitssystem. Tatsächlich hat die Gefahrenlage erst abgenommen, seitdem breite Teile der Bevölkerung durch eine Impfung oder Infektion eine Grundimmunität erworben haben und mehrheitlich vor schweren Infektionsverläufen geschützt sind (Meslé et al. 2024).
Zu Durchseuchungsstrategien:
Öffentliche Ratschläge zur Herstellung einer Bevölkerungsimmunität durch Zulassen von Infektionen bei jüngeren Erwachsenen und Kindern müssen retrospektiv als klare Fehleinschätzung gewertet werden (Great Barrington Declaration 2020).
Zur Rolle von Schulschließungen:
In der wissenschaftlichen Nachauswertung ist ein erheblicher Beitrag von Schulschließungen zur Verringerung der gesamtgesellschaftlichen Infektions-, Krankheits- und Todeszahlen belegt (Murphy et al. 2023). Unabhängig von diesen Daten und insbesondere in Anbetracht der vielfältigen negativen Folgen von Schulschließungen stellt sich jedoch die Frage, ob man einen Teil der Schulschließungen durch stärkere Eingriffe in anderen Lebensbereichen hätte ersetzen sollen.
Zur Auswirkung der Impfungen (sensationeller Glückfall, dass die Grundlagenforschung die Voraussetzungen dazu bereits hatte und so schnell ein Impfstoff zur Verfügung stand):
Die Impfung mit dem BioNTech mRNA-Impfstoff (Comirnaty) verhinderte in den ersten Monaten nach der Impfung 19 von 20 COVID-19 Erkrankungen (Vygen-Bonnet 2021a). Nach Schätzungen der WHO wurden zwischen 2020 und März 2023 allein in Europa 1,6 Millionen Todesfälle durch die Impfung gegen COVID-19 verhindert (Meslé et al. 2024). Aus den Zulassungsstudien mit Comirnaty ergaben sich keine Hinweise auf eine Häufung von schweren unerwünschten medizinischen Ereignissen. Dabei wären Nebenwirkungen, die mit einer Häufigkeit von mehr als 0,1% in den ersten Wochen nach der Impfung auftreten, in der Zulassungsstudie mit großer Wahrscheinlichkeit (>95%) erfasst worden (Vygen-Bonnet et al. 2021a).
(…)
Tatsächlich führte das Robert Koch-Institut im Herbst 2021 anhand realer Daten aus Deutschland neun von zehn Übertragungen von COVID-19 auf die Beteiligung von mindestens einer ungeimpften Person zurück (Maier et al. 2022).
Den Absatz zur “Wirksamkeit von nicht-pharmazeutischen Maßnahmen der Infektionskontrolle” bitte selbst nachlesen, weil hier die Methodik besonders relevant ist.
Liest sich leider nicht so fluffig wie ein Bunte-Artikel übers britische Königshaus, aber um einen weiteren Virologen zu zitieren, nämlich Prof. Drosten: “Mitdenken ist anstrengend. So ist das nun mal.”
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Kluge Gedanken von Buddenbohm zu gleichzeitig schnellerem (weil akzelerierte Weltveränderung) und langsamerem (weil medizinischer Fortschritt) Altern heutzutage.
“Anmerkungen eines Zeitreisenden”.
Man hat befremdlich früh im Leben ein seltsam merlinhaftes Gefühl, über das geheime Wissen vergangener Epochen zu verfügen, ist dabei aber so fit, dass man noch so ziemlich jeden Trendsport treiben könnte, wenn man denn nur wollte.
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Ein neues Geschirrspülmaschinen-Start-up. Leider habe ich keinen Crowdfunding-Link gefunden.