Psychologie: Es gibt 2 Arten von Glück – und nur eine ist nachhaltig
Die meisten von uns streben im Leben danach, sich ständig glücklich zu fühlen. Warum uns das langfristig nicht zufrieden macht und was die zwei verschiedenen Arten von Glück damit zu tun haben.

Die meisten von uns streben im Leben danach, sich ständig glücklich zu fühlen. Warum uns das langfristig nicht zufrieden macht und was die zwei verschiedenen Arten von Glück damit zu tun haben.
Wir Menschen wollen glücklich sein. Wir wollen uns zufrieden fühlen, möglichst viele positive und möglichst wenig negative Emotionen erleben. Nachhaltige Zufriedenheit hat aber tatsächlich weniger mit ständigen Glücksgefühlen zu tun, als wir glauben. Um das zu verstehen, müssen wir uns anschauen, welche zwei hauptsächlichen Formen von Glück es gibt. Yale- sowie Stanford-Professorin Dr. Emma Seppälä unterscheidet in ihrem Buch "Sovereign: Reclaim your Freedom, Energy and Power in a Time of Distraction, Uncertainty and Chaos" (auf Deutsch etwa: "Souverän: Erobere dir deine Freiheit, Energie und Kraft zurück in einer Zeit der Ablenkung, Unsicherheit und des Chaos") zwischen dem hedonistischen und dem eudaimonische Glück.
So unterscheiden sich die 2 Formen von Glück
Das hedonistische Glück meint laut Seppälä kurzfristige Glücksgefühle. Die können etwa durch ein Glas Wein und eine Pizza ausgelöst werden oder durch Konsum, beispielsweise wenn wir uns eine neue Handtasche kaufen. Das macht meistens Spaß, hält aber eben nur kurz an.
Eudaimonisches Glück dagegen ist die Form von Zufriedenheit, die wir spüren, wenn wir anderen helfen und/oder wenn wir Sinnhaftigkeit empfinden und etwas im Einklang mit unseren Werten tun. Diese Form von Zufriedenheit, so erklärt Seppälä, ist nachhaltiger als das hedonistische Glück.
Die hedonistische Tretmühle
Das Problem: Die meisten von uns streben vor allem nach hedonistischem Glück. Es ermöglicht uns schnelle und starke Glücksgefühle, wenn wir zum Beispiel unsere Lieblingsschokolade essen, um uns besser zu fühlen. Klingt dieses High ab, stellt sich oft ein Gefühl der Leere ein. Wir jagen sofort dem nächsten schönen Gefühl hinterher. Dieses Phänomen nennt man laut Dr. Seppälä die hedonistische Tretmühle.
Hier kommt das eudaimonische Glück ins Spiel, das uns dabei helfen kann, Freude in etwas Größerem zu finden. In der Verbindung, dem Gefühl, anderen etwas Gutes zu tun und Sinn in unserem Leben zu spüren. "Diese Form des Glücks nährt uns und trägt zu einem nachhaltigen Gefühl der Zufriedenheit bei", so die Yale- und Stanford-Professorin.
Ständiges Streben nach Glücksgefühlen: Wie kommen wir da raus?
Dabei geht es gar nicht darum, unser Leben vollständig in den Dienst anderer zu stellen. Jede Form von Unterstützung – und sei sie noch so klein – kann auch uns zufrieden machen.
Eine Studie aus Florida konnte sogar zeigen, dass Menschen, die Glück hauptsächlich auf hedonistische Weise erfahren, hohe Entzündungswerte im Körper aufzeigen – vergleichbar mit Menschen, die chronischen Stress erleben. Wer allerdings eher auf eudaimonisches Glück setzt, also auf Verbindungen, die uns guttun, und ein Gefühl der Sinnhaftigkeit, zeigt niedrigere Entzündungswerte. Sogar auf körperlicher Ebene tut es uns also gut, uns für etwas Größeres einzusetzen und unser Leben nach unseren persönlichen Werten zu gestalten, anstatt nur nach angenehmen Gefühlen zu streben.
Das heißt natürlich nicht, dass wir Genuss völlig aus unserem Leben streichen müssen. Natürlich dürfen und sollen wir unser Lieblingsessen genießen, uns auf unseren Urlaub freuen und unser neues Kleid genießen. Aber es geht um die Balance: Ungesund wird es, wenn wir uns auf diese schnellen Hochmomente verlassen, um langfristig glücklich zu sein. Um uns wirklich zufrieden zu fühlen, brauchen wir eudaimonisches Glück.