Die besten Reisetipps: Was du wissen musst, wenn du nach New York fliegst
New York ist berühmt dafür, sich immer wieder neu zu erfinden, und wer hierherkommt, darf sich auf sofortige Energie-Infusionen freuen – findet unsere Autorin Ischta Lehmann.

New York ist berühmt dafür, sich immer wieder neu zu erfinden, und wer hierherkommt, darf sich auf sofortige Energie-Infusionen freuen – findet unsere Autorin Ischta Lehmann.
Mitten im Leben stehen, sitzen, liegen
Erst mal ankommen, in den Groove der Stadt finden: Dafür lasse ich den touristischen Times Square links liegen und schlendere durch den Washington Square Park an der Grenze zwischen Greenwich und East Village, wo die Einheimischen ihre Freizeit verbringen. Von einer Bank aus genieße ich den Blick auf den Alltag von Manhattan, dem wohl berühmtesten der fünf Stadtbezirke: Ein Straßenkünstler balanciert zum Beat einer Boombox auf dem Einrad und jongliert dabei mit Tellern, Studentinnen und Studenten sitzen im Gras, flirten und/oder debattieren über ihre Kurse (die New York University ist um die Ecke), die Leute flanieren mit XL-Kaffeebechern, Pärchen knutschen … Ich gehe ein paar Schritte weiter und schwinge nun im Reggae-Rhythmus eines Musikers. Eine pralle Dosis Leben und Lebensfreude auf knapp vier Hektar Grün. Ich bin begeisterte Zuschauerin. Oder sogar schon selbst Teil der Performance? (Infos zum Park unter nycgovparks.org/parks/washington-square-park)
© Alex Trebus
Auftanken, bitte!
Die nostalgische weiß-grün gestreifte Markise und der an ein französisches Bistro erinnernde Look haben mich zur Mittagszeit ins Restaurant-Café "Jack’s Wife Freda" gelockt. Viel los hier, aber ich werde gleich nett begrüßt und zu einem freien Platz an der Bar geleitet. Der Name "Jack’s Wife Freda" ist übrigens eine Hommage an die Großeltern von Dean, der mit seiner Frau Maya das Geschäft gründete. In mittlerweile fünf Filialen servieren sie ihre Fusion verschiedener kulinarischer Einflüsse, vom "New York Magazine" als "South African Israeli Jewish Grandmother Cuisine" beschrieben. Den ganzen Tag über gibt es amerikanische Frühstücksklassiker wie Waffeln (18 Dollar), aber auch Südafrikanisches wie würzig-scharfes Peri-Peri-Chicken (30 Dollar) oder "Malva Pudding", einen saftigen Kuchen (10 Dollar). Ich kann mich kaum entscheiden. Meine Sitznachbarinnen, die meine Ratlosigkeit bemerken und hier oft ihre Mittagspause verbringen, empfehlen israelisches "Green Shakshuka" (16 Dollar): zwei gebackene Eier in grüner Tomatillo-Soße – extrem lecker! (Tägl. ab 8.30, z. B. in Manhattan in Soho und Chelsea sowie in Williamsburg/Brooklyn; jackswifefreda.com)
Showtime in der U-Bahn
Ich komme aus einem Musical und bin noch ein bisschen aufgekratzt. Vom blinkenden, belebten Times Square, dem Zentrum des Broadways mit all seinen Theatern, bin ich mit den Menschenmassen in die U-Bahn-Station geschwappt. Und hier geht die Show gleich weiter: Auf dem Bahnsteig hat eine junge Frau Mikrofon und Verstärker aufgestellt und liefert eine Wahnsinns-Performance. Was für eine Stimme! Dafür lasse ich glatt Züge sausen. In den nächsten Tagen entdecke ich immer wieder Künstlerinnen und Künstler im Untergrund. Über 350 sind es derzeit, die das große Vorspielen vor der Metropolitan Transport Authority (MTA), der Verkehrsgesellschaft bestanden haben und damit offiziell in den Stationen Musik machen dürfen – Aboriginal Didgeridoo, brasilianischen Jazz, jüdische Klezmer … Also öfter mal stehen bleiben, zuhören und ein paar Dollar in den Hut legen. (Standorte unter new.mta.info/agency/arts-design/music/performance-locations)
Kunst genießen
Hier fühle ich mich gleich willkommen: Im Brooklyn Museum blinkt über den Ticket-Schaltern eine Installation abwechselnd "Love Over Rules" und "Loverules". Heute bin ich mit einer befreundeten Illustratorin unterwegs. Sie will mir ihr Lieblingsstück zeigen: "The Dinner Party", geschaffen in den 1970ern von der feministischen Künstlerin Judy Chicago, eine riesige Tafel mit 39 Gedecken für 39 Frauen, historische oder mystische Figuren wie die britische Schriftstellerin Virginia Woolf, die babylonische Göttin Ishtar oder die deutsche Universalgelehrte Hildegard von Bingen. Für jede gibt es eine kunstvoll bestickte Platzdecke mit ihrem Namen und individuelle Porzellanteller, auf denen oft bunte Blumen und psychedelische Motive ranken, inspiriert von der Vulva-Form. Frauen-Power pur. Zeit mitbringen: Das Museum zeigt auch große Sammlungen altägyptischer, asiatischer, amerikanischer, europäischer … Kunst und immer wieder spannende Wechselausstellungen. (Tickets und Infos: brooklynmuseum.org)
© Alex Trebus
Mal kurz aufs Grüne
Wie riesige Champagnergläser sehen sie aus, die Betonpfähle, die Little Island, New Yorks neuesten Park, über den Hudson River heben. Im Stadtteil Chelsea, an Manhattans Westseite liegt das gerade mal anderthalb Fußballfelder kleine Schmuckstück mit seinen verschlungenen Wegen, mit Aussichtspunkten, Wiesen, Sitzbereichen und einem Amphitheater für Konzerte, Theater, Oper und Tanz-Events. Ich komme am frühen Morgen, vom Westside Highway sind Autolärm und Gehupe zu hören, aber ansonsten ist der Trubel der Stadt weit weg. Ich mache für eine spanische Familie ein Erinnerungsfoto mit Blick auf den Fluss und New Jersey, den Bundesstaat am anderen Ufer, sehe den Landschaftsgärtnern zu, wie sie behutsam neue Setzlinge in die Erde bringen, und beobachte eine Gruppe chinesischer Touristinnen und Touristen, wie sie über die "Dance Chimes", eine Art klingendes Trampolin hüpfen und dabei Töne erzeugen. Noch mal tief durchatmen, dann gehe ich wieder an Land, mit einem Lächeln im Gesicht. (Infos zum Park unter littleisland.org)
Essen gehen
Ein Spaziergang auf der High Line, der Parkanlage auf der ehemaligen Güterzugtrasse im Westen Manhattans, gehört in New York quasi zum touristischen Pflichtprogramm. Aber nicht nur oben, auch unterhalb gibt es was zu entdecken. So sind es vom "14th Street Exit" nur ein paar Schritte bis zum Chelsea Market. Im Gebäude, in dem einst die National Biscuit Company (Nabisco) residierte, die etwa den "Oreo"-Keks erfunden hat, versammeln sich nun Läden für Delikatessen und Kochzubehör, Essensstände und Restaurants. Hier bekommt man zum Beispiel Tacos, Brötchen mit Hummer oder fantastische Mini-Donuts (Reality-TV-Königin Kim Kardashian ist ein Fan), und im Shop "Artists and Fleas" bieten lokale Kunstschaffende ihre Produkte an – von Vintage-Kleidung über Schmuck bis zu Illustrationen. Tipp: Wem es im Chelsea Market zu voll ist, besorgt sich bei gutem Wetter hier nur was zu essen und nimmt es mit – ein paar Hundert Meter weiter liegt die Veranstaltungslocation Pier 57, dort kann man auf der Dachterrasse mit Blick auf den Hudson und Little Island picknicken. (Täglich von 7 bis 22 Uhr, chelseamarket.com)
Gute Geschichten
In den "Housing Works Bookstore" in Soho komme ich meistens zum Stöbern. Hier sind alle Bücher secondhand, die Regale also so etwas wie Fundgruben. Die Einnahmen kommen Projekten zugute, die sich für Obdachlose und Menschen mit HIV/Aids einsetzen. Ich habe Glück und entdecke einen Roman der New Yorker Bestsellerautorin Emma Straub, deren Newsletter ich gern lese. Und dann noch einen Ratgeber über veganen Käse zum Selbermachen, den bekommt mein Papa als Mitbringsel. Im kleinen Café im hinteren Teil des Ladens blättere ich schon mal rein, der Cappuccino dazu ist köstlich. Dann auf zum zweiten Streifzug. Es ist so gemütlich, niemand drängt, niemand stresst. Die gute Energie schätzen auch romantische Lese-Fans: Nach Ladenschluss werden hier schon mal Hochzeiten gefeiert. Ach ja, oben auf der Galerie gibt es eine Abteilung für Vintage-Kleidung. (Tägl. ab 11 Uhr, housingworks.org/locations/bookstore-cafe)
© Alex Trebus
Lustige Abende
New York ist das US-Epizentrum der Late Night Comedy, wer will, findet hier jeden Abend einen Club mit Stand-up-Performances. Aber wohl keiner ist so ungewöhnlich wie dieser Ort: Mein Mann und ich sitzen in einem Barbershop im East Village, und wo tagsüber Spitzen geschnitten werden, präsentieren wechselnde Comedians abends Pointen. Eine Couch, zwei Friseur- und jede Menge Klappstühle füllen den kleinen Laden, auf einem Podest wartet ein Mikrofonständer. Wir sind zu früh, doch zum Glück gilt BYOB, bring your own bottle, also glühen wir mit unserem mitgebrachten Bier schon mal vor. Heute eröffnet Lucie Pohl. Die Deutsch-Amerikanerin veranstaltet auch jeden ersten Freitag im Monat im "Caveat"-Theater (caveat.nyc) ihre eigene Comedy-Show, den "Immigrant Jam". Heute wärmt sie das Publikum mit der Klassiker-Frage "Where are you from?" auf. Wir lachen – und lernen: Echte New Yorkerinnen und New Yorker antworten nie "New York", sondern "Brooklyn", "Queens", "East Village" … ("East Village Stand Up Comedy", Shows von donnerstags bis samstags, jeweils 20.30 und 22.30 Uhr, Tickets & Infos: greatestshowever.com)
Unsere Tipps für New York
Hinkommen und Rumkommen
Direktflüge nach New York gibt es z. B. von Frankfurt, Berlin, München und Düsseldorf. Mit Zwischenstopp, z. B. in Detroit, sind sie meist günstiger. Vor Ort ist man zu Fuß und mit Bus und Bahn gut unterwegs. Am besten schon vorab die App "Omny" (One Metro New York) zum bargeldlosen Bezahlen in Subway und Bus aufs Handy laden. "Omny" soll bis Ende dieses Jahres die traditionellen MetroCards ersetzen. Die einfache Fahrt kostet knapp drei Dollar, nach der zwölften sind innerhalb einer Woche (Mo.–So.) die weiteren kostenlos (omny.info).
Übernachten
Pod Times Square. Die Zimmer sind ohne Chichi, aber gut durchdacht. Super Service: Das Hotel in Midtown West/Manhattan bietet kostenlose Stadtführungen an, in Zusammenarbeit mit der Agentur "Streetwise New York" (streetwisenewyork.com), DZ ab 145 Euro (400 W 42nd St, Tel. 084 47 63 76 66, thepodhotel.com).
Untitled at 3. Freeman Alley. Die Freeman Alley ist eine Gasse mit Kopfsteinpflaster und Graffiti in Manhattans quirliger Lower East Side. Das Hotel hat eine Dachterrassen-Bar im elften Stock – und ein Tattoo-Studio im Haus. Die Zimmer sind eher schlicht (je höher gelegen, desto leiser), aber sehr sauber. DZ ab 205 Euro (3 Freeman Alley, Tel. 51 62 00 30 45, untitledat3freeman.com).
Genießen
Smorgasburg. Japanische Hähnchen-Spieße, peruanisches Fingerfood oder uigurische Teigtaschen: Auf diesem Open-Air-Food-Markt kann man sich einmal um den Globus futtern. Samstags von April bis Ende Oktober an der Uferpromenade in Williamsburg/Brooklyn, freitags beim "World Trade Center" in Manhattan, sonntags im Brooklyner Prospect Park (smorgasburg.com).
Time Out Market. Das Stadtmagazin "Time Out" hat in einem Gebäude in Brooklyn auf zwei Stockwerken Ableger einiger seiner liebsten New Yorker Restaurants versammelt – für lecker Barbecue, Pastrami-Sandwiches oder Pancakes. Traumhaft: die Dachterrasse mit Blick auf East River, Brooklyn Bridge und die Skyline von Manhattan – spektakulär zum Sonnenuntergang (55 Water St, timeout.com, Menüpunkt "Time Out Market").
Milk Bar. Die Bäckerei mit sieben Standorten in Manhattan und Brooklyn bietet geniale Cookies, Kuchen und Pies. Unverschämt gut: die "Truffle Smores", Bällchen aus Schokokuchen mit Marshmallow-Stücken, umhüllt von einer Keks-Panade, (milkbarstore.com).
Talea Beer. In Brooklyn ist in den letzten Jahren eine lebendige Craftbier-Szene entstanden (im 19. Jahrhundert gab es bereits eine erste Welle, die durch die Prohibition versiegte). Hinter der Brooklyner Brauerei "Talea" stehen zwei Frauen, LeAnn und Tara. 2021 haben sie ihren ersten Schankraum in Williamsburg eröffnet, mittlerweile auch in Cobble Hill/Brooklyn, in Manhattans West Village und Bryant Park (taleabeer.com).
Telefon
Die Vorwahl der USA lautet 001.
Vom Design-Hotel "The Cloud One" in Manhattans Finanz-Distrikt ist es nicht weit zur kostenlosen(!) Staten-Island-Fähre, die auch an der Freiheitsstatue vorbeifährt. DZ/F ab 154 Euro.
133 Greenwich St., Tel. 064 64 34 46 49, the-cloud-one.com
Einkaufen
Luxus & Labels findet man auf Manhattans berühmten Avenues der Upper East Side: der Fifth, der Lexington (mit dem Edel-Kaufhaus Bloomingdale’s) und der Madison Avenue. Das größte Kaufhaus der USA ist "Macy’s" am Herald Square, wo jedes Jahr im November die Thanksgiving-Parade endet.
Vintage-Fans haben in New York die große Auswahl und kommen in Sachen Klamotten zum Beispiel bei einem Spaziergang im East Village auf ihre Kosten. Von der bunten und quirligen "East Village Vintage Collective" (545 E 12th Street) geht’s zu "No Relation Vintage" (204 1st Ave), bei "Cure Thrift" (91 3rd Ave) gibt es auch Interieur, ein Teil der Einnahmen geht an die Diabetes-Forschung; "9th Street Vintage" (346 E 9th St) hat sich auf Damenmode vor 1970 spezialisiert, "Cobblestones" (314 E 9th St) führt auch Handtaschen und Schmuck, und das trendige "Cloak & Dagger" (334 East 9th St) mixt eigene Mode im Manga-Stil mit Vintage.
Das Viertel Soho (South of Houston Street) mit seinen hübschen Kopfsteinpflaster-Straßen ist eines der beliebtesten Einkaufsviertel Manhattans. Hier gibt es bekannte Modeketten wie "Uniqlo" (546 Broadway) und trendy Shops, z. B. "Aritzia" (425 Broadway), die Designermode-Fundgrube "TJ Maxx" (483 Broadway), sowie Luxus-Labels und Boutiquen unabhängiger Designer:innen. "Flying Solo" (419 Broome St) versammelt exklusive Marken aus Mode, Kosmetik und Interieur. "Reformation" (62 Greene St) ist eine beliebte nachhaltige Damenmode-Marke, bei "2nd Street" (27 Howard St), ursprünglich aus Japan, gibt es einen Mix aus Streetwear und Vintage-Mode.
Nolita (North of Little Italy) liegt an der Grenze zu Soho und ist gleich das nächste Szene-Viertel. Hier kann man im kultigen "L‘Appartement Sézane" (254 Elizabeth St) Mode der französischen Marke Sézane kaufen, klassische Teile gibt’s bei "Everlane" (28 Prince St), während „Ina“ (21 Prince St) edle Designermode –auch secondhand – führt.
Strand. Eine der ältesten unabhängigen Buchhandlungen der Stadt mit einem riesigen Sortiment (828 Broadway und 450 Columbus Ave). Im Central Park hat der Open-Air-Kiosk geöffnet, sofern das Wetter passt (5th Ave, Ecke 60th St, strandbooks.com).
Erleben
Free Tours by Foot. Kostenlose Stadtführungen zu verschiedenen Themen, unter anderem eine Food Tour im East Village oder den "Soul of Harlem Stroll" mit den Lieblingsorten berühmter Rhythm-and-Blues- und Soul-Sänger*innen(freetoursbyfoot.com).
Kino-Begeisterte macht New York glücklich. Im "Angelika Film Center" (18 W Houston St, Tel. 021 29 95 25 70, angelikafilmcenter.com) oder dem "Film at Lincoln Center" (70 Lincoln Center Plaza #4, Tel. 021 28 75 56 10, filmlinc.org) kommen nach dem Film oft auch mal die jeweiligen Regisseur- und Schauspieler:innen, um sich den Fragen des Publikums zu stellen.