Wort des Tages: Was genau ist die "Gender Pain Gap"?
In dieser Reihe stellen wir täglich ein Wort vor, das wir (gerade) besonders wichtig finden. Heute: "Gender Pain Gap".

In dieser Reihe stellen wir täglich ein Wort vor, das wir (gerade) besonders wichtig finden. Heute: "Gender Pain Gap".
Was bedeutet es?
Die "Gender Pain Gap" beschreibt ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern und das Phänomen, dass Schmerzen von Frauen im Vergleich zu denen von Männern weniger ernst genommen werden. Wenn Frauen Schmerzen äußern, wird dieser oft als psychosomatisch abgetan oder ihnen wird unterstellt zu übertreiben.
Was sind die Folgen?
Wenn Schmerzen von Frauen nicht ausreichend ernst genommen werden, kann dies dazu führen, dass schwerwiegende Krankheiten entweder gar nicht oder zu spät diagnostiziert werden, was den Krankheitsverlauf verschärfen dürfte.
Zudem werden Männer in Arztpraxen oder Notaufnahmen bevorzugt behandelt, zum Beispiel erhalten sie früher und mehr Schmerzmittel, während Frauen mit ihren Beschwerden zudem länger auf eine Behandlung warten müssen oder mit ungeeigneten Medikamenten versorgt werden. Die "Gender Pain Gap" zeigt sich auch bei frauenspezifischen Erkrankungen: So werden bei Endometriose die Symptome häufig als "normale Periodenschmerzen" abgetan. Manchmal kann es bis zu 10 Jahre dauern, bis Betroffene die richtige Diagnose erhalten. Und laut einer Studie werden bei Frauen immer noch 50 Prozent der Herzinfarkte fehldiagnostiziert – das hat natürlich gravierende Folgen.
Was ist die Ursache?
Die "Gender Health Gap": Die Medizin ist nach wie vor männerdominiert und bis vor kurzem wurden wissenschaftliche Studien fast ausschließlich mit männlichen Probanden durchgeführt. Dabei wird jedoch ignoriert, dass sich der weibliche Körper etwa in Hormonhaushalt und Körperzusammensetzung signifikant von dem männlichen unterscheidet und somit auch einer anderen ärztlichen Behandlung bedarf.
Der weit verbreitete Irrglaube, Frauen ertrügen Schmerzen länger und besser, wurde inzwischen widerlegt: Laut der Deutschen Schmerzgesellschaft haben Frauen eine geringere Schmerzgrenze als Männer – auch das ist hormonell bedingt, denn das Hormon Östrogen macht schmerzempfindlicher, das männliche Testosteron jedoch schmerzunempfindlicher. Und schließlich herrscht noch immer die Meinung vor, dass Schmerzen zum Frausein dazugehörten – sei es während der Menstruation, Schwangerschaft oder Geburt.
Warum ist es wichtig?
Wir haben 2025 und Frauen werden beim Arzt ernster genommen, wenn ihr Mann sie begleitet. Es erscheint uns selbstverständlich, dass Frauen und Männer in der Medizin – wie in jedem Lebensbereich – gleich behandelt werden. Aber wie viele Studien belegen, trifft es nach wie vor nicht zu.
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, diese Lücke, diese Gap, zu schließen und die noch bestehende Ungleichheit abzuschaffen. Das ist umso wichtiger, weil es im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod gehen kann: Frauen erleiden zwar seltener einen Herzinfarkt als Männer – doch das Risiko danach zu sterben ist fast doppelt so hoch, da die Symptome bei Frauen leider nicht rechtzeitig genug richtig gedeutet werden.