Laut Longevity-Expertin: Warum Stress gar nicht so schlecht ist wie sein Ruf
Stress macht uns krank, sorgt für schlechte Laune, und überhaupt: Stress ist böse – so scheint der aktuelle Tenor zu lauten. Eine Ärztin und Longevity-Expertin erklärt, warum wir Stress zu Unrecht verteufeln und wie wir ihn für uns nutzen können.

Stress macht uns krank, sorgt für schlechte Laune, und überhaupt: Stress ist böse – so scheint der aktuelle Tenor zu lauten. Eine Ärztin und Longevity-Expertin erklärt, warum wir Stress zu Unrecht verteufeln und wie wir ihn für uns nutzen können.
"Das liegt bestimmt am Stress", diese Antwort hören viele von uns häufig, wenn wir von gesundheitlichen Leiden berichten – davon, dass wir schlecht schlafen zum Beispiel, oder von schlechter Haut oder häufigen Erkältungen. Egal, was gerade los ist: Der Stress ist garantiert schuld. In den vergangenen Jahren stand Stress in unserer Gesellschaft unter Generalverdacht und wurde immer wieder neuer Verbrechen bezichtigt.
Was macht Stress mit uns?
Und ja: Permanenter Stress beziehungsweise das, was er mit unserer Psyche macht, kann tatsächlich viele Prozesse in unserem Körper beeinflussen – vor allem negativ. Er ist ein wichtiger Faktor für unsere Gesundheit und kann ihr massiv schaden. Aber wenn Stress eines nicht ist, dann ist das per se böse. Das macht auch die Ärztin Dr. Sharon Horesh Bergquist, die an den US-Eliteunis Yale und Harvard studiert hat, im "mindbodygreen"-Podcast deutlich. Denn Stress ist erst einmal nichts anderes als eine natürliche, gesunde Reaktion unseres Körpers. Er setzt Kräfte frei, um besser auf eine herausfordernde Situation reagieren zu können. Aber er sollte besser kein Dauerzustand werden.
Die Longevity-Expertin Horesh Bergquist erklärt den Unterschied zwischen dem tatsächlich schädlichen chronischen Stress und adaptivem Stress, der uns sogar guttun kann. Ersterer ist die Art von Stress, die in unserer modernen Gesellschaft leider dominiert, ausgelöst beispielsweise durch das hohe Tempo unseres Alltags und das permanente Onlinesein auf Social Media und Co. Diese Form von Stress kann zu Entzündungen im Körper führen, unserem Herz-Kreislauf-System schaden und verschiedene chronische Erkrankungen begünstigen.
Diese Form von Stress kann uns sogar guttun
"Guter Stress" dagegen dauert laut Dr. Horesh Bergquist nur kurz an, und darauf folgt im Idealfall eine Erholungsphase. Wir können uns diesem sogenannten hormetischen Stress zum Beispiel beim Sport aussetzen oder ihn durch Temperaturextreme, etwa Eisbaden oder Saunabesuche, hervorrufen. Das macht uns langfristig resilienter und hilft uns, besser mit chronischem Stress umzugehen. Denn bei diesen Aktivitäten setzen wir unseren Organismus kurzfristig ganz bewusst unter Stress – was ihn langfristig "trainiert", besser mit zukünftigen stressvollen Situationen umzugehen.
Denn wenn wir versuchen, jedem Stressgefühl zu entgehen, tun wir uns damit nichts Gutes, sondern schaden womöglich sogar unserer Gesundheit. Wer regelmäßig immer wieder die eigene Komfortzone verlässt – und zwar sowohl körperlich als auch mental und emotional –, baut eine höhere Resilienz auf.
Gezielt stressen, um resilienter zu werden
Wir sollten uns also am besten regelmäßig dem hormetischen Stress aussetzen, um dadurch besser gegen chronischen Stress gewappnet zu sein. Regelmäßige Workouts, Saunieren, Wechselduschen, aber auch geistige Herausforderungen wie das Lesen von Büchern aus den unterschiedlichsten Genres oder das Reisen in neue Länder mit fremden Kulturen können hier starke Werkzeuge sein, um unser Stresslevel kurzfristig zu erhöhen. Und das wiederum kann dabei helfen, es langfristig zu senken.