The Pharcyde sind zurück: „Timeless“ als frisches Lebenszeichen einer Hip-Hop-Legende

Nach fast zwei Jahrzehnten kreativer Pause melden sich The Pharcyde mit der neuen EP Timeless zurück – und das kraftvoller, als viele erwartet hätten. Die einst als Quartett gestartete Crew aus Los Angeles zählt mit ihren Klassikern Bizarre Ride II the Pharcyde (1992) und Labcabincalifornia (1995 – in meiner Plattensammlung) bis heute zu den prägenden Vertretern des alternativen Westküsten-Hip-Hops. Heute... Weiterlesen

May 2, 2025 - 14:44
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The Pharcyde sind zurück: „Timeless“ als frisches Lebenszeichen einer Hip-Hop-Legende

The Pharcyde Timeless

Nach fast zwei Jahrzehnten kreativer Pause melden sich The Pharcyde mit der neuen EP Timeless zurück – und das kraftvoller, als viele erwartet hätten. Die einst als Quartett gestartete Crew aus Los Angeles zählt mit ihren Klassikern Bizarre Ride II the Pharcyde (1992) und Labcabincalifornia (1995 – in meiner Plattensammlung) bis heute zu den prägenden Vertretern des alternativen Westküsten-Hip-Hops. Heute besteht die Gruppe aus Fatlip, Imani und Slimkid3 – ohne Bootie Brown, der nicht Teil der aktuellen Reunion ist. Timeless ist nach fast 30 Jahren erst ihre zweite EP überhaupt und ein selbstbewusstes Zeichen für ihren musikalischen Fortbestand.

The Pharcyde x Timeless – Zwischen Nostalgie und Fortschritt

Die vier Tracks umfassende EP schlägt eine Brücke zwischen dem klassischen Pharcyde-Sound und modernen, experimentellen Hip-Hop-Elementen. Schon der Opener „Citrus Nioxide“, produziert von Rockwilder und mit einem Feature von Danny Brown, macht klar: Hier wird nichts aufgewärmt. Mit schrägen Flows und kryptischen Zeilen über die Irritationen des Alltags liefern alle Beteiligten einen starken Einstieg. Danny Browns energetischer Beitrag harmoniert perfekt mit der verschrobenen Pharcyde-Ästhetik.

Licht und Schatten

Der zweite Track „Oscar“ hingegen fällt etwas ab. Inhaltlich geht es darum, dass viele in der Szene nur eine Rolle spielen – eine Metapher, die schon oft bemüht wurde. Auch der Beat bleibt unscheinbar. Zwar ist die Kritik am Showbusiness nachvollziehbar, aber stilistisch wirkt der Track uninspiriert im Vergleich zu den übrigen Songs.

Piano, Soul und Selbstreflexion

Mit dem Titeltrack „Timeless“ gelingt jedoch die Wende. Rick Rock liefert ein instrumentales Fundament aus warmen Pianoakkorden, auf dem die drei Rapper über Vergänglichkeit, Reue und Lebenslust philosophieren. Die Botschaft: Nicht alles im Leben ist planbar, aber man sollte sich nicht selbst ausbremsen. Es ist ein Song mit Tiefgang und gleichzeitig ein stilistisches Statement, dass Pharcyde auch 2025 noch Bedeutung hat.

Den Abschluss macht „Phabulous“, produziert vom North-Carolina-Veteranen Khrysis. Der Track ist gleichzeitig eine Hommage an ihre eigene Geschichte und eine klare Ansage an alle, die sie schon abgeschrieben hatten. Soul-Samples treffen auf entspannte, aber präzise Flows – ein rundes Finale, das die Stärken der EP noch einmal bündelt.

Fazit: Spätwerk mit Substanz

Timeless ist mehr als nur ein nostalgischer Rückblick. Die EP zeigt, dass The Pharcyde nicht nur auf ihr Vermächtnis setzen, sondern aktiv nach vorne blicken. Trotz der überschaubaren Spielzeit bietet sie genug Substanz, um alte Fans zu begeistern und neue HörerInnen zu interessieren. Zwar bleibt „Oscar“ als kleine Schwachstelle in Erinnerung, doch die restlichen Songs machen diesen Ausreißer wett.

Fast 30 Jahre nach ihrem Debüt beweisen The Pharcyde, dass sie noch immer originell, relevant und herrlich unkonventionell sind – genau das, was Hip-Hop auch heute noch braucht.

The Pharcyde – „Timeless“ // Spotify Stream:

The Pharcyde – „Timeless“ // apple Music Stream: