Psychologie: Wie der "Circle of Influence" dir helfen kann, gelassener zu werden
Viele von uns neigen zum Grübeln und dazu, sich über Dinge Gedanken zu machen, die wir ohnehin nicht beeinflussen können. Das Modell des "Circle of Influence" kann hier helfen.

Viele von uns neigen zum Grübeln und dazu, sich über Dinge Gedanken zu machen, die wir ohnehin nicht beeinflussen können. Das Modell des "Circle of Influence" kann hier helfen.
Wer kennt das nicht: Wir liegen nachts wach und fangen an, über vergangene Situationen nachzugrübeln. Vielleicht über das letzte Treffen mit der Freundin, bei der wir immer Angst haben, etwas Falsches zu sagen. Wir gehen gedanklich das gesamte Gespräch noch einmal durch und überlegen, ob wir etwas gesagt haben, von dem sie sich angegriffen fühlen könnte. Oder wir machen uns Gedanken über einen wichtigen Arzttermin, haben Sorge, dass etwas mit uns nicht stimmen, dass der Arzt etwas Schlimmes entdecken könnte.
Was beide Fälle gemein haben: Das Grübeln darüber bringt uns nicht weiter, weil der Gegenstand unserer Denkeskapade schlicht und einfach nicht in unserer Hand liegt. Wir können nicht rückgängig machen, was wir unserer Freundin womöglich gesagt haben – noch ist es unsere Aufgabe, zu hellsehen und zu erkennen, wenn sie etwas doof fand. Sie könnte es ja auch schließlich einfach sagen. Und dass wir uns um unsere Gesundheit sorgen, ist zwar verständlich, aber wir werden eine mögliche Krankheit nicht durch Grübeleien heilen.
"Circle of Influence": Was wirklich in unserer Kontrolle liegt
Wenn du auch zu den Grübel-Profis gehörst, könnte das Modell des "Circle of Influence", auf Deutsch: Kreis des Einflusses, dir womöglich helfen, gelassener mit solchen Situationen umzugehen. Das Konzept in seiner heutigen Form geht auf den US-Autoren Stephen R. Covey zurück, er stellt es in seinem Buch "Die 7 Wege zur Effektivität" vor.
Coveys Modell besteht aus drei ineinander liegenden Kreisen. Der äußerste Kreis ist der "Circle of Concern", der Kreis der Bedenken. Er beschreibt all die Dinge, die uns zwar betreffen und Auswirkungen auf unser Leben haben können, die wir aber nicht selbst beeinflussen können. Dazu gehören globale und politische Ereignisse, Entscheidungen unseres Arbeitgebers oder das Verhalten und die Reaktionen anderer Menschen. Wir können uns über diese Dinge sorgen, aber wir haben keine Kontrolle darüber.
Innerhalb des "Circle of Concern" liegt der "Circle of Influence", der Kreis des Einflusses. Dieser mittlere Bereich beinhaltet Dinge, die wir teilweise oder indirekt beeinflussen können, dazu gehört etwa der grundsätzliche Verlauf unserer Karriere oder unsere Gesundheit im Allgemeinen.
Der kleinste und innerste Kreis ist der "Circle of Control", also oder Kreis der Kontrolle, der die Dinge beinhaltet, die wir ganz konkret tun können. Während unser berufliches Vorankommen allgemein im "Circle of Influence" liegt, haben wir beispielsweise aber direkt in der Hand, wie gut wir uns auf unser nächstes Personalgespräch vorbereiten. Was unsere Gesundheit angeht, könnten wir etwa die Entscheidung treffen, uns vegetarisch zu ernähren und regelmäßig Sport zu treiben.
Den Fokus auf Dinge legen, die wirklich in unserer Hand legen
Dieses Modell soll uns daran erinnern, was wirklich in unserer Kontrolle liegt und was nicht. Natürlich können wir auf einen gesunden Lebensstil achten und gut für uns sorgen – aber wir können das Risiko für eine schwere Erkrankung dennoch nicht komplett ausschalten.
Auf der anderen Seite können wir die gesamtwirtschaftliche Entwicklung oder die strategische Ausrichtung unseres Unternehmens als angestellte Person nicht beeinflussen, aber wir können unser Bestes geben und einen guten Job machen. Unsere tägliche Arbeit liegt in unserem "Circle of Control", aber eben nicht, welche beruflichen Möglichkeiten sich daraus ergeben.
Wenn wir uns also das nächste Mal im Gedankenkarussell verlieren, kann es vielleicht helfen, uns genau zu überlegen, an welcher Stelle in den Kreisen wir den Gegenstand unseres Grübelns einordnen können. Denn es liegt beispielsweise innerhalb unseres Kontrollbereichs, wie wir uns unserer Freundin gegenüber verhalten und was wir ihr sagen. Wie ihre Stimmung an dem Tag ist und wie genau sie das Gespräch aufnimmt, können wir aber nicht direkt beeinflussen.
Es ist deshalb meist sinnvoll, unsere Energie dort zu investieren, wo wir wirklich Einfluss haben. Wenn wir Sorge um unsere Gesundheit haben, können wir eben einen gesunden Lebensstil pflegen. Wenn wir unsicher sind, wie es in unserem Unternehmen weitergeht, können wir uns weiterbilden oder nach einem neuen Job umschauen. Und wenn wir uns nach dem Treffen mit unserer Freundin gestresst fühlen, können wir sie einfach darauf ansprechen.