Instagram-Ambivalenz: Mist, schon wieder hängen geblieben
Unsere Autorin Tatjana Blobel beschließt täglich, Instagram zu verlassen. Und dann wieder nicht. Und dann wieder doch … Eine Endlosschleife.

Unsere Autorin Tatjana Blobel beschließt täglich, Instagram zu verlassen. Und dann wieder nicht. Und dann wieder doch … Eine Endlosschleife.
Gestern war es wieder so weit. Nur einmal kurz auf Insta schauen, das war der Plan. Am Ende wurden es zwei Stunden. Puh! Und ich fühlte mich ziemlich aufgewühlt – was sicherlich auch an der derzeitigen Weltlage liegt.
Insta ist für mich ein sehr ambivalentes Tool. Einerseits hat die Plattform durchaus ihre Vorteile: Ich kann mich informieren, egal ob es um Gesellschaftspolitik, Rezepte oder neue Modelabels geht, und mich mit Freunden oder anderen verbinden. Andererseits merke ich, dass meine Aufmerksamkeitsspanne durch das ständige Abhängen auf der Plattform immer kürzer wird, und ich jedes Mal ziemlich durcheinander bin, wenn ich die App schließe. Dann muss ich mich erst mal orientieren. Wo bin ich? Wie geht es mir eigentlich gerade? Schwer zu sagen.
Tatsächlich neige ich momentan zum Doomscrolling, lasse mich also von negativen Schlagzeilen immer tiefer in die beunruhigende Nachrichtenlage reinziehen, und anschließend geht es mir schlecht. Aber bizarrerweise fällt es mir trotzdem schwer, einfach damit aufzuhören und mich stattdessen auf mich selbst zu besinnen.
Danach sage ich mir allerdings jedes Mal 'So, nun ist Schluss' – und lösche die App. Was ungefähr 48 Stunden gut geht. Bis mir klar wird, okay, ich bin Journalistin, ich muss informiert sein. Also lade ich die App erneut runter, nur, um eine Stunde später zu merken: "Mist, schon wieder hängen geblieben."
Was mich außerdem besorgt, ist, dass nach dem Machtwechsel in den USA und seit sich die CEOs der großen Social-Media-Plattformen hinter Trump versammelten, die Algorithmen verändert wurden. Feministische Initiativen wie "My Voice, my Choice", die z. B. für das Recht auf Abtreibung kämpfen, beklagen, dass es für sie schwerer wird, mit ihren Inhalten durchzukommen. Ziemlich bedenklich, finde ich und frage mich: Wann wird es – schon deshalb – Zeit zu gehen?
Ich weiß es nicht. Aber ich habe mir vorgenommen, bewusst Grenzen zu setzen. Vor dem Zubettgehen und nach dem Aufstehen ist Insta tabu. Wenn ich merke, dass mich etwas zu sehr bewegt, mache ich sofort eine Pause. Manchmal reicht es, die App zu schließen und etwas anderes zu tun – einen Spaziergang, eine halbe Stunde Gartenarbeit oder ein Buch lesen. Das hilft.