FOMO-Mythos: Wovor wir wirklich Angst haben, wenn wir eine Veranstaltung absagen
Laut einer Studie steckt hinter dem Phänomen "FOMO" ein anderer Grund als bisher angenommen. Welcher soll das sein?

Laut einer Studie steckt hinter dem Phänomen "FOMO" ein anderer Grund als bisher angenommen. Welcher soll das sein?
Wer kennt es nicht: Freitagabend, endlich Zuhause nach einem anstrengenden Arbeitstag, man will sich nur noch auf das Sofa schmeißen, am Handy scrollen oder einen guten Film schauen. Doch plötzlich die Nachricht von einer motivierten Freundin: "Lass uns ausgehen!"
Es folgt ein innerer Konflikt: "Soll ich mitgehen oder nicht?" Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust, möchte mich nur entspannen und früh ins Bett. Aber – verpasse ich dann nicht alles? Neue Erlebnisse, über die die Freund:innen dann ohne mich reden und lachen werden? Die Möglichkeit, Beziehungen zu vertiefen?
Hilfe, schon wieder etwas verpasst!
Dieses allseits bekannte Phänomen nennt sich FOMO – "Fear of missing out" –, und beschreibt die Angst, etwas zu verpassen, wenn man nicht dabei ist. Besonders durch das Aufkommen von Social Media hat sich das Gefühl in den letzten Jahren verstärkt. Liege ich abends bequem auf der Couch, durch Instagram scrollend und sehe, dass meine Freund:innen auf Partys gehen, neue Leute treffen und Spaß haben, entsteht schnell ein schlechtes Gewissen: Ich verbringe meinen Freitagabend allein auf der Couch, während andere ohne mich etwas erleben.
Aber vermisse ich wirklich die Veranstaltungen und Erfahrungen an sich – oder habe ich nicht eigentlich Angst davor, dass ich meine Freundschaften vernachlässige? Bin ich besorgt, bald außen vor zu sein, weil meine Freund:innen vielleicht immer weniger mit mir machen wollen? Und ist diese Sorge berechtigt?
Was wirklich hinter FOMO steckt – laut Wissenschaft
Eine neue Studie hat sich mit der Frage beschäftigt, woher FOMO wirklich kommt. In sieben Experimenten mit rund 5.400 Teilnehmenden wurde untersucht, wann wir das besagte Gefühl empfinden. Das Ergebnis: es geht gar nicht per se um das verpasste Event, sondern vielmehr um die Möglichkeit, Zeit mit unseren Freund:innen zu verbringen und Beziehungen zu vertiefen.
Im ersten Experiment wurde untersucht, wie sich das Wissen auf die Proband:innen auswirkt, ein Konzert zu verpassen. Die Teilnehmenden wurden in drei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe, die das Konzert ihrer Lieblingsband verpasste, eine, deren Freund:innen das Konzert ohne sie besuchten, und eine Gruppe, die das Konzert selbst besuchte. Letztendlich war es nicht das Versäumnis des Konzerts selbst, das FOMO auslöste, sondern die Vorstellung, dass die Freund:innen das Konzert ohne einen besuchten.
Im nächsten Experiment sahen sich die Teilnehmenden Social-Media-Posts von ihren Freund:innen aus der Heimat an, die gemeinsam etwas unternahmen – und auch hier empfanden sie starke FOMO, obwohl sie das Event nicht einmal besonders interessant fanden. Entscheidend war stattdessen auch hier der Aspekt des sozialen Zusammenseins.
Die Lösung: JOMO statt FOMO
Was sagt uns das nun? FOMO entsteht vor allem dann, wenn wir das Gefühl haben, ausgeschlossen zu werden oder unsere Beziehungen zu vernachlässigen – und nicht, weil wir nicht an einem speziellen Event teilnehmen. Und dennoch: beides ist völlig unbegründet.
Oftmals kann es auch sehr befreiend sein, einen entspannten Abend für sich zu haben. Oder wir wandeln sogar die FOMO in eine JOMO um – die "Joy of missing out" (auf deutsch: "die Freude, etwas zu verpassen"). Also: Das nächste Mal, wenn wir keine Lust haben etwas zu unternehmen, blicken wir am besten gar nicht aufs Handy, sondern genießen einfach den wohlverdienten Abend für uns selbst.