Auch so kann man mit Tod und Trauer umgehen: ahorn in Neukölln
Direkt am Hermannplatz kann man jetzt eine andere Trauer- und Bestattungskultur kennenlernen – und das mit einem Branding des Berliner Design-Duos Dreizehnzehn, das offen, leicht und zugewandt ist.

Direkt am Hermannplatz kann man jetzt eine andere Trauer- und Bestattungskultur kennenlernen – und das mit einem Branding des Berliner Design-Duos Dreizehnzehn, das offen, leicht und zugewandt ist.
Schon seit einigen Jahren entwickelt sich eine andere Trauerkultur. Weltweit – und auch in Deutschland. Weg von schwerem Pannesamt, von betenden Händen auf Karten, von Kupfervasen und einem streng vorgegeben, meistens kirchlichem, Ritual.
Mittlerweile schaut mit anderem Blick auf das Sterben und das Abschiednehmen.
Den allerersten Schritt dorthin hat wohl HIV ausgelöst, als so viele sehr junge Menschen an den Folgen von Aids starben, mitten aus ihrem Leben gerissen wurden und oft auch aus einem alternativen Lebensstil, der so gar nicht zu den traditionellen Beerdigungszeremonien passte.
Mitten im Leben
Auch ahorn gehört zu den Erneuerern der Trauerkultur und des Umgangs mit dem Tod. Selbst ein Start-Up gehört es zu der Ahorn Gruppe, einem Bestattungsunternehmen mit 270 Instituten, die sich dem individuellen Abschied nehmen widmen. Dabei aber noch stärker der klassischen Trauerkultur verhaftet sind.
Dass ahorn noch einen Schritt weiter in eine andere Richtung geht, sieht man schon an dessen Berliner Standort mitten in Neukölln. Direkt am Hermannplatz und umgeben von Dönerbuden, von Marktständen, dem legendären Karstadthaus und Import-Export-Läden und von Stadtteiltrubel, steht es mitten im Leben.
ahorn möchte eine »ganzheitliche Kultur des Lebens, Sterbens und Trauern fördern« und das für eine Gesellschaft, die offen, kompetent und einfühlsam mit dem Thema umgeht. Die nicht die Augen vor dem Sterben verschließt, sondern es als Übergang annimmt. Und vielleicht auch davon inspiriert ist.
Und das mit einem Erscheinungsbild des Berliner Designduos Tine Daum und Andy Wilke, die gemeinsam das Studio Dreizehnzehn sind und zu dessen Auftraggebern Nike, Design Hotels, swisscom oder die Berliner Zeitung gehören.
Zugewandte Typografie
Dass das Start-up innerhalb des Mutterkonzerns liebevoll das »kleine ahorn« genannt wird, zeigt sich auch in dem Wortlogo.
Kleingeschrieben ist es und überzeugt mit eigenem Strich, der lebendig ist und einen kalligrafischen Touch hat und gleichzeitig klar und modern wirkt, warm und rund. Und das alles mit einem o, das aus der Reihe tanzt und leicht zur Seite kippt.
Gleichzeitig versieht die Kleinschreibung das Logo mit Offenheit, lässt es zugänglich wirken, empathisch und auf Augenhöhe.
Begleitet wird es durch die klare Grotesk Phonic von Schick & Toikka, die durch das Design führt, während Zitate oder hervorgehobenes in der Antiqua Ivory von Lineto gesetzt ist.
Warme Farben und Illustrationen
Warm wie Wortlogo ist auch die Farbauswahl. Ein »karamelliger Sandton« und ein dunkles Moosgrün bestimmen das Erscheinungsbild. Sie sind von der Natur abgeleitet, stehen für Erdverbundenheit und das Natürliche und können auch an einen natürlichen Kreislauf erinnern, schaffen Vertrauen und Trost.
Ergänzt werden sie durch ein dezentes Himmelblau und Olivgrün, die gefühlvoll, aber gleichzeitig zurückhaltend sind und für Geborgenheit sorgen.
Die warmen Farben bestimmen auch die Illustrationen, die flächig und organisch konturiert sind, warm und prägnant, ob auf Social Media, der Website, Stickern, Printmedien, auf Messeständen oder im ahorn space selbst. Illustrierte Urnen gehören ebenso dazu wie ein Vogel, eine Kerze, Blätter, Steine oder eine Hand.
Sie sind zum Teil auch auf Karten zu sehen, auf denen es unter anderem »hug life« heißt. Auf anderen ist von Rilke »Der Nachwind bringt Erinnerungen und eine Welle verlief im Sand« zu lesen, ein Zitat von Shakespeare gibt es und an andere Stelle steht »Wann der Tod in dein Leben kommt, kannst du kaum beeinflussen. Wie du mit ihm umgehen willst, dagegen schon« und dazu passt der Claim »mein Leben, mein Tod«.
Anders mit dem Tod umgehen
Zur Eröffnung konnte man sich die Illustrationen auch kostenlos als Tattoo stehen lassen.
Und auch sonst lohnt sich ein Besuch im ahorn space. Es steht eine Bibliothek zum Thema Endlichkeit zur Verfügung, es gibt Angebote, seinen eigenen Grabstein zu hauen oder Papierurnen zu basteln.
Es finden Lesungen und Musikperformances statt, es geht um Bestattungskultur und queere Selbstbestimmung, um Töpfern zum Gedenken und regelmäßig findet die Trauer-Hour statt.
ahorn möchte ein Experimentierfeld für Menschen sein, die bereit sind, sich auf die Themen Sterben und Tod einzulassen und genau dazu lädt auch das Erscheinungsbild von Dreizehnzehn ein.