Journal Samstag, 22. Februar 2025 – Das Wochenende der Orange
Früh aufgewacht – Beschluss, das für meine Morgenpläne zu nutzen. Nämlich: 1. Bettwäschewaschen inklusive Matratzenschoner, mittlerweile müffelte mein Bett bereits wenige Tage nach Frischüberziehen. Ich bin Bettmüfflerin, das liegt bei uns in der Familie, väterlicherseits. Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur glaubwürdigen Diva. 2. Brotbacken – und zwar ein so altes Rezept, dass es […]

Früh aufgewacht – Beschluss, das für meine Morgenpläne zu nutzen.
Nämlich:
1. Bettwäschewaschen inklusive Matratzenschoner, mittlerweile müffelte mein Bett bereits wenige Tage nach Frischüberziehen. Ich bin Bettmüfflerin, das liegt bei uns in der Familie, väterlicherseits. Ein weiteres Hindernis auf dem Weg zur glaubwürdigen Diva.
2. Brotbacken – und zwar ein so altes Rezept, dass es noch aus meiner allerersten Brotbackphase in den 1980ern stammte (die endete, als mein Vater vorsichtig fragte, wann es mal wieder richtiges Brot gebe): Ein Kartoffelbrot mit Roggenschrot. Aus Erfahrung weiß ich heute, dass grober Roggenschrot über Nacht kalt gewässert (oder in Sauerteig) wie im Rezept angegeben nicht weich genug wird; ich hatte ihn Freitagmorgen mit kochenden Wasser übergossen und so zwölf Stunden stehen lassen. Weitere Änderung auf Basis meiner Erfahrung: Hefezugabe deutlich reduziert, Verlängerung Stock- und Stückgare.
Ging schön auf. (Meine Brote sehen alle gleich aus, ich muss den Schluss mal bei Stückgare oben lassen und einschneiden oder so.)
Schwimmpläne: Bis kurz vorher war ich unschlüssig, ob mir der Sonnenschein für eine (winterteure) Schwimmrunde im Dantebad reichte. Letztendlich entschied ich mich für drinnen und Olympiabad, genoss die milde Luft beim Hinradeln.
Es war so mild, dass die Außentür zum Café über der Schwimmhalle offenstand.
Guter Schwumm, praktisch keine Geräteschwimmer*innen auf meiner Bahn, der Körper signalisierte allerdings, dass die Oberkörper-betonte Yoga-Einheit vom Vorabend (eagle arms zum Saufuttern) nicht die ideale Vorbereitung auf 3.000 Meter Kraul war.
Beim Eincremen und Anziehen hörte ich aus Nebenkabinen Gespräche auf Japanisch (zwei Männerstimmen) und Türkisch (zwei junge Frauenstimmen), freute mich an diesem München, hätte allerdings zu gerne verstanden, worum es ging – sicher ganz alltägliche Dinge, aber ebenso sicher aus einem anderen Alltag als meinem.
Mildes Heimradeln, an einer der vielen roten Ampeln an der Schleißheimer Straße nahm ich sogar das Stirnband ab.
Frühstück kurz vor zwei war restlicher Waldorfsalat vom Vorabend und Brot (Butter, Marmelade) – es schmeckte ok, der Roggenschrot innen war weich genug, aber halt an der Oberfläche wieder hart gebacken. Ich notierte auf dem historischen Rezept, dass es keinen weiteren Versuch wert ist, dazu habe ich zu viele erprobte und bessere Alternativen.
Nachmittag mit Lesen im meist sonnigen Wohnzimmer, darunter die Wochenend-Süddeutsche. Unter anderem wird ein Mann portraitiert, der seit 30 Jahren wahlhilft: “Ehrenamtliche Wahlhelfer gibt es kaum noch, die meisten sind im öffentlichen Dienst und bekommen die Arbeitsstunden gutgeschrieben.” Kaum noch? Stecke ich wieder in einer Wahrnehmungs-verzerrenden Blase, in meinem Sichtfeld werden es nämlich immer mehr? Und bei den jüngsten Einsätzen als Wahlhilfe bestanden die Teams immer zu mindestens der Hälfte aus Ehrenamtlichen.
Eintrag meiner Blogposts 2024 bei der VG Wort abgeschlossen.
Die schön mürben Ernteanteil-Äpfel verarbeitete ich zu Nachtisch, nämlich Apple Cumble mit gemahlenen Mandeln in den Streuseln. Während des Backens turnte ich Yoga-Gymnastik.
An diesem Wochenende sollten möglichste viele Orangen aufgebraucht werden, wir müssen sie täglich prüfen und entdecken immer welche mit Matschstellen. In den Drinks am Freitagabend waren sechs Stück verschwunden, die gestrigen Drinks Green Monkey beseitigten eine weitere, und für das Abendessen hatte ich Herrn Kaltmamsell schon im Januar ein Rezept aus dem SZ-Magazin angereicht: Ragout vom Schwein mit Orangen.
Schmeckte wirklich gut! Keine Beilagen, im Glas den Kochwein, den Herr Kaltmamsell verwendet hatte (er hatte halb Brühe, halb Wein verwendet), ein italienischer Chardonnay, überraschend frisch. Nachtisch Apple Crumble.
Noch früher ins Bett zum Lesen.
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Dank an @charmingLiisa für den Hinweis auf diesen Text der immer anregenden Mely Kiyak:
“Freiheit aus dem Tante-Emma-Laden”.
Dabei wäre gegen eine vertiefte politische Auseinandersetzung mit Migration, Flucht, Asyl überhaupt nichts einzuwenden, im Gegenteil, ist sie doch seit Jahrzehnten überfällig.
Meine Rede seit langem.
Wenn fremde Staaten in Deutschland das Gerücht verbreiten, dass eine vermeintlich ungezügelte Migration die Deutschen bedroht, dann wirkt diese Desinformation auf die demokratische Stabilität ähnlich verheerend wie eine Streubombe. Diktaturen und autokratische Führer haben das schon lange begriffen, sie sind Spezialisten darin, die Sicherheitsarchitektur ausländischer Staaten mit dem sehr simplen Mittel der Rhetorik zu lenken, indem sie in den sozialen Netzwerken Volkszorn simulieren – bis tatsächlich welcher entsteht. Man kann den Faschisten alles Mögliche vorwerfen, aber ganz sicher nicht, dass sie die menschliche Psychologie nicht begriffen hätten.
Gleichzeitig schreibt sie auch viele Ideen, auf die ich nie gekommen wäre, die ich aber sehr spannend finde, zum Beispiel eine digitale Wehrpflicht.
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Ashifa Kassam hat sich für den Guardian die spanische Wirtschaftsentwicklung und Politik angesehen und identifiziert als Ursache für derzeit steigendes Bruttoinlandprodukt und niedrigste Arbeitslosenquote seit 2008 – TUSCH! – Offenheit für Einwanderung.
“How Spain’s radically different approach to migration helped its economy soar”.
Other factors are also at play. Spain’s abundance of wind and solar renewables has helped to keep energy relatively cheap while EU Covid recovery funds bolstered the economy and the socialist-led government ran a deficit to fund initiatives such as raising pensions and public sector hiring.
(…)
After years of watching the far right’s hardline views on migration become mainstream, analysts were swift to highlight how Spain was different. “One remarkable facet of Spain’s recent performance has been the role of immigration,” economists at JPMorgan noted in a recent research report. “2022 saw the highest net migration in 10 years, at close to three-quarters of a million individuals.”
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“Deutschland verbraucht 17 % weniger Wasser nach AKW-Abschaltung”.
Inklusive schöner (und halt anstrengender) Aufschlüsselung, wie man sowas berechnet.