EMOP 2025: Mit Fotografie unsere Realitäten greifbarer machen
Nicht polarisieren, sondern in den Dialog treten – mit fotografischen Bildern. Der European Month of Photography 2025 in Berlin ist wunderbar inspirierend und thematisiert aktuelles Zeitgeschehen. Wer sich für Fotografie begeistert, kann ...

Nicht polarisieren, sondern in den Dialog treten – mit fotografischen Bildern. Der European Month of Photography 2025 in Berlin ist wunderbar inspirierend und thematisiert aktuelles Zeitgeschehen.
Wer sich für Fotografie begeistert, kann im März in Berlin ein riesiges Repertoire an herausragenden Ausstellungen besuchen. Das ist nicht nur für Fotoprofis und -fans ein Muss, sondern auch für Kultur- und Politik-Interessierte.
Der EMOP Berlin — European Month of Photography 2025 — geht noch bis 31. März. Es ist das größte Fotofestival in Deutschland und findet alle zwei Jahre statt, und das seit 2004. Es gibt in etwa 100 Ausstellungen zum Thema Fotografie in ganz Berlin zu sehen.
Institutionen, die teilnehmen, zeigen ein sehr breites Spektrum, darunter Galerien und Museen, Projekträume, Ausstellungshäuser oder Schulen. Das Zentrum des Festivals befindet sich in der Akademie der Künste.
Zur Orientierung der zahlreichen, teils kostenfreien Angebote kann man sich auf der EMOP-Website durch die Ausstellungen nach Ort oder Künstler:innen navigieren. Ein Kalender zeigt alle Veranstaltungen in chronologischer Anordnung. Viele Ausstellungen und Aktionen sind auf den Monat März begrenzt, manche sind dauerhaft oder gehen über den Monat März hinaus.
«was zwischen uns steht»: Die Kamera oder ein Konflikt?
Das Motto dieses Jahres bezieht sich auf die globalen, großen Konflikte dieser Zeit. Gesellschaftliche, politische Spaltungen nehmen zu, demokratische Werte werden brüchiger, autoritäre Regime etablieren sich weltweit immer häufiger.
Diesen erschreckenden und beängstigenden Entwicklungen möchte das Programm der EMOP entgegenhalten – mit eigenen Stimmen in Form von fotografischen Bildern. Das Leitmotiv setzt genau hier an und thematisiert die Frage, inwiefern denn die »Kamera zwischen uns steht«.
Das ist insbesondere in Zeiten von TikTok und Co. relevant, wo sich Politiker:innen präsentieren, um die jungen Generationen zu erreichen. Und wer einmal etwas angeschaut hat, befindet sich aufgrund der Algorithmen direkt in einer eigenen »Bubble«, weil dann nur noch bestimmte Inhalte angezeigt werden.
So beschreibt es auch der EMOP auf der Website: »Bilder vertiefen Gräben, markieren Dissense und werden oftmals selbst zum Medium der Polarisierung.« Doch generell und vor allem im Rahmen der EMOP soll Fotografie Realitäten greifbarer machen und dazu ermutigen, in Dialoge zu treten.
Magische und surreale Bilderwelten
Fotografiska, The Contemporary Museum of Photography, Art & Culture, Berlin, hat aktuell zum EMOP auf drei Ebenen insgesamt vier Fotokünstler:innen ausgestellt. Besucher:innen tauchen hier in ganz unterschiedliche Bilderwelten ein, die durchaus Bezüge zur Realität innehaben.
Die japanische Fotografin Rinko Kawauchi begeistert zum Beispiel mit sehr reduzierten, detailreichen Fotos, die mit Hell-Dunkel-Kontrasten und Unschärfen in den Bildern spielen. Fast magisch wirken einige ihrer Bilder an. Die Fotografin setzt damit auf alltägliche Motive, die Betrachter:innen für einige Momente im hektischen Tages- und Weltgeschehen verweilen lassen.
Die niederländische Künstlerin Viviane Sassen spielt in ihren Arbeiten mit Körpern und Skulpturen, die sehr dynamisch wirken. Einige ziehen einen regelrecht in surreale Welten hinein. In der Ausstellung laufen in einer Videoinstallation ihre Fotos an der Wand entlang, doppeln sich in einer Spiegelwand und werden teils noch in den Raum reflektiert, fast hypnotisierend beim Betrachten. Mit ihren Arbeiten möchte die Fotografin die konventionellen Abbildungen von Körpern diskutieren und infrage stellen.
Specials – Junge Szene und Photo Lab Days
Auch die junge Szene präsentiert ihre Arbeiten im Rahmen vom EMOP, und zwar mit dem Projekt »Meet Me Halfway«, das aus dem diesjährigen Leitmotiv entstanden ist.
Ein anderes Special sind die Photo Lab Days, die vom 22. bis 23. März stattfinden. Alle, die sich für Fotolabore interessieren und gerne einmal einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten, können bei verschiedenen Labs erfahren, wie analoge Filmentwicklung funktioniert oder welche unterschiedlichen Papiersorten es gibt.
Zu hoffen ist, dass angesichts der aktuellen politischen, gesellschaftlichen Entwicklungen der Berliner EMOP auch in zwei Jahren wieder in vollem Umfang stattfindet und nicht von Kürzungen der Kultur-Gelder betroffen sein wird.
Das gesamte Programm anschauen.
Mehr fotografische Impressionen, die im Rahmen des EMOP zu sehen sind: