Wort des Tages: Gestörtes oder nur anstrengendes Essverhalten?

In dieser Reihe stellen wir täglich ein Wort vor, das wir (gerade) besonders wichtig finden. Heute: Orthorexie.

Mar 24, 2025 - 08:36
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Wort des Tages: Gestörtes oder nur anstrengendes Essverhalten?

In dieser Reihe stellen wir täglich ein Wort vor, das wir (gerade) besonders wichtig finden. Heute: Orthorexie.

Was bedeutet es?

Die zwanghafte Beschäftigung mit gesunder Ernährung. Der Begriff Orthorexie setzt sich zusammen aus den beiden griechischen Worten "orthos" (= korrekt, richtig) und "orexis" (= Appetit).

Betroffene sind zwanghaft darauf fixiert, sich gesund zu ernähren. Die Gedanken kreisen ständig um die subjektiv als richtig erachtete Lebensmittelauswahl, das Essverhalten wird immer rigider. Irgendwann gibt es für sie nur noch wenige gute, erlaubte Lebensmittel, viele andere werden verteufelt. Das kann letztlich zu Nährstoffdefiziten führen. 

Wer benutzt es?

Fachleute aus Ernährungsmedizin und Psychotherapie, die auf Ess-, Angst- und Zwangsstörungen spezialisiert sind. Der offizielle Fachbegriff lautet "Orthorexia nervosa". Für mehr Infos: BRIGITTE hat mit der Ernährungsexpertin Maja Biel über das Thema Orthorexie gesprochen.

Auch wenn es sich um ein gestörtes Essverhalten handelt, fehlt bislang noch die offizielle Einordnung als klassische Essstörung (neben Magersucht, Bulimie und Binge-Eating). 

Wo taucht es zum ersten Mal auf?

1997 beschrieb der US-Mediziner Steven Bratman erstmals ein problematisches Essverhalten, das er bei sich selbst und auch seinen Patientinnen und Patienten beobachtet hatte. Aus jahrelangem strengem Diäthalten hatten sich krankhafte Muster entwickelt. Er prägte den Begriff Orthorexie. Im Jahr 2004 erschien dann in Italien die erste wissenschaftliche Abhandlung über die "manische Obsession für gesunde und korrekte Lebensmittel".

Warum ist es wichtig?

Diäten haben mittlerweile nicht mehr nur das Ziel, die Figur einem Schönheitsideal entsprechend zu formen. Eine gesunde Ernährung zählt ohne Zweifel zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen für ein langes, gesundes Leben. Denn Übergewicht steht mit der Entstehung vieler Krankheiten in Verbindung, zum Beispiel Diabetes, Herzinfarkt oder Krebs. 

Möglicherweise beginnt eine Orthorexie mit dem Wunsch, ein gesünderes Leben zu führen. Ein anderer denkbarer Auslöser wäre das Vorhaben, eine bestehende Erkrankung über eine Ernährungsumstellung zu lindern oder sogar zu kurieren. Beides sind durchaus sinnvolle Motive. An einem Punkt kippt es dann jedoch, die auferlegten Regeln werden immer strenger und das Verhalten immer zwanghafter. Das kann zu weiteren seelischen und auch körperlichen Leiden führen. Die Balance im Essverhalten wiederzufinden kann meist nur im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung geschehen.