Met Gala 2025 : Deshalb ist das "Dandy"-Motto nicht nur Herrensache
Das diesjährige Met-Gala-Motto “Superfine: Tailoring Black Style” stellt die hohe Schneiderkunst in den Fokus der Veranstaltung und mit ihm die Geschichte des "Black Dandyism". Eine rein männliche Geschichte? Mitnichten, wie ein Blick in die Frauenbewegung zeigt.

Das diesjährige Met-Gala-Motto “Superfine: Tailoring Black Style” stellt die hohe Schneiderkunst in den Fokus der Veranstaltung und mit ihm die Geschichte des "Black Dandyism". Eine rein männliche Geschichte? Mitnichten, wie ein Blick in die Frauenbewegung zeigt.
Am ersten Montag im Mai steht in Modekreisen der wahrscheinlich wichtigste Tag im Jahr an: Das Metropolitan Museum of Art öffnet seine Türen für die neue Kostümausstellung, die mit einer rauschenden Gala gefeiert wird. Dieses Jahr wird das Thema "Superfine: Tailoring Black Style" gezeigt, das von Monica L. Millers Buch “Slaves to Fashion: Black Dandyism and the Styling of Black Diasporic Identity” inspiriert wurde und als Emanzipation und Widerstand gegen rassistische Stereotypen gelesen werden kann. Nicht nur der afroamerikanische Mann wurde in der Geschichte des Dandyismus meist vergessen, auch Frauen haben sich der Strömung angeschlossen – der Grund dafür könnte aber nicht unterschiedlicher sein.
Met Gala 2025: Was steckt hinter dem Dandyismus?
Der Dandyismus ist ein im 18. Jahrhundert entstandener Lebensstil. Seine Vertreter hoben sich mithilfe exklusiver Kleidung und kultiviertem Müßiggang von anderen ab. Als Mitglied der Oberschicht, war man stets bemüht sich distanziert-pompös zu inszenieren, fast schon arrogant. Als Begründer der Bewegung gilt George Bryan "Beau" Brummell, ein Lebemann und Freund von König Georg IV. Er war berühmt für seine reduzierten, perfekt geschnittenen Anzüge und seine Vorliebe für Hygiene, was zu einer Zeit nicht üblich war.
© Hulton Archive
Während "weiße", männliche Dandys die Arroganz und Abgrenzung als Stilmittel verwendeten, ist der "Black Dandyism" viel mehr als nur eine Kleiderwahl. Afroamerikanische Männer nutzten den glamourösen Lebensstil, um vorherrschende, rassistische Stereotype aufzubrechen und die eigene Identität neu zu definieren. Sie eigneten sich Codes der europäischen Mode an, um sich gesellschaftlich neu zu positionieren. Ein ähnlich progressiver Ansatz ist ebenfalls in der Frauenbewegung zu entdecken.
Weibliche Dandys als Gegenentwurf zu vorherrschenden Frauenbildern
Wer gedacht hat, dass Hosenanzüge, Frack und Zylinder Männersache sind, hat weit gefehlt. Fast parallel zu männlichen Dandys formierte sich Mitte des 19. Jahrhunderts der Femme Dandyism. Frauen nutzten hierbei die Selbstinszenierung des herausgeputzten Mannes, um traditionelle Frauenrollen zu hinterfragen und neue Normen zu schaffen.
© Hulton Archive
Intellektuelle Frauen und Künstlerinnen wie Romaine Brooks oder Radclyffe Hall bevorzugten Zylinder, Frack und Hose zu einer Zeit, in der es als unschicklich galt, als Frau ohne Rock außer Haus zu gehen. Hall verzichtete zeit ihres Lebens auf eine Heirat, um sich ihrer Freiheit nicht zu berauben. In Amerika förderte der Jazz den weiblichen Dandyismus. Gladys Bentley ist eine der berühmtesten Vertreterinnen, die sich im weißen Frack und Zylinder unsterblich gemacht hat.
© Michael Ochs Archives
Hosen gegen Röcke ist nicht nur eine modische Entscheidung, sie ist ein politisches Statement. Eine Rebellion gegen patriarchale Strukturen und eine Zurückgewinnung von Macht. Heute mag das Recht auf Hosen einem vielleicht lächerlich erscheinen, hinter ihm steckt aber mehr Geschichte, als man denkt.