Janin Ullmann: Janin Ullmann über ihre Trennung, Solidarität und Empowerment

Janin Ullmann ist ein Urgestein des deutschen Fernsehens, dabei ist die Moderatorin gerade einmal 43 Jahre alt. BRIGITTE hat sie zum Interview getroffen und mit ihr über Selbstwert, Therapie und Empowerment gesprochen. 

Mar 19, 2025 - 21:44
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Janin Ullmann: Janin Ullmann über ihre Trennung, Solidarität und Empowerment

Janin Ullmann ist ein Urgestein des deutschen Fernsehens, dabei ist die Moderatorin gerade einmal 43 Jahre alt. BRIGITTE hat sie zum Interview getroffen und mit ihr über Selbstwert, Therapie und Empowerment gesprochen. 

Janin Ullmann, 43, hat ihre Karriere vor 25 Jahren bei VIVA beim Moderator:innen-Casting gestartet. Seither hat sie sich als sympathische Moderatorin, Schauspielerin und Speakerin einen Namen gemacht. Trotz steiler Karriere und scheinbar traumhaftem Leben, hat auch sie mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Wie sie diese überwindet und warum ihr Therapie in schweren Zeiten hilft, verrät sie uns beim Screening der Dokumentation "The Final Copy of Ilon Specht", der ehemaligen McCann-Texterin, die für L'Oréal den revolutionären Slogan "Weil ich's mir wert bin", erfunden hat. 

Janin Ullmann verrät im Interview, warum aus Selbstwert alles erwächst

BRIGITTE: Wie würdest du den ikonischen L'Oréal-Slogen "Weil ich es mir wert bin" von Ilon Specht für dich interpretieren? Was bedeutet Selbstwert für dich und wie lebst du ihn? 

Janin Ullmann: Der Satz klingt erst einmal simple, hat aber unglaublich viel Kraft. Für mich bedeutet er innere Ruhe und Stärke. Eigentlich sollten wir uns jeden Tag sagen "Weil wir es uns Wert sind“ – als Reminder, damit wir ihn verinnerlichen. Aus einem gesunden Selbstwert erwächst letztlich alles. Ich habe oft Selbstzweifel und frage mich: Bin ich gut genug? Reiche ich aus? Besonders in schwierigen Phasen, aufgrund von Trennung, oder anderen Lebenssituationen, fällt es mir manchmal nicht leicht, mich daran zu erinnern, dass ich es wert bin. Genau dafür brauchen wir diesen Satz! 


Und was machst du, wenn der Selbstwert bröckelt? Du hattest in anderen Interviews über deine Selbstzweifel nach der Scheidung gesprochen … 

Da war mein Selbstwert fast bei Null. Ich habe eine Gesprächstherapie angefangen. Reden hilft mir am meisten. Ich rede dann auch mit meiner Schwester und meinen Freundinnen. Das baut mich richtig auf. Ich versuche das genauso zurückzugeben, wenn es anderen nicht so gut geht. Das ist etwas, das ich an Frauen so liebe: diese besondere Verbundenheit. Ich frage mich manchmal, ob Männer das in der gleichen Intensität haben? 

Es ist ein spezieller Sisterhood-Bond bei Frauen … 

Genau. Und der gibt mir Kraft.

Du kannst jetzt schon auf eine sehr lange und erfolgreiche Karriere zurückschauen. Welche Projekte haben dich am meisten geprägt und warum?

Das sind vor allem die Reisen, die mich teilweise an entlegene Orte und raus aus meiner Komfortzone gebracht haben. Wir waren zum Beispiel für den RTL-Spendenmarathon in Nepal. Dort habe ich gesehen, unter welchen Bedingungen Mädchen aufwachsen. Wenn sie ihre Periode bekommen, werden sie innerhalb der Familie geächtet. Sie müssen für die Zeiträume in Tierställen schlafen, dürfen ihre männlichen Familienmitglieder nicht anschauen und nicht ans Tageslicht. Ich denke heute noch oft an die kleine Manisha, die ich dort besucht habe und die mir ihre Eindrücke geschildert hat. Das wird als Erinnerung immer bleiben und hat mich tief berührt.

Genauso wie meine Arbeit mit L’Oréal Paris und der Kampagne "StandUp! –  gegen Belästigung in der Öffentlichkeit“. Fast jede Frau – wahrscheinlich alle Frauen in diesem Raum – haben erlebt, wie ihnen hinterhergerufen, oder sie belästigt wurden. 

Bestimmt. 

Es ist wichtig, Grenzen zu setzen und klarzumachen, wo der Spaß aufhört! Auch das hat mit Selbstwert zu tun. "Nein“ zu sagen, erfordert Mut – aber wir sind es wert, respektiert zu werden. Dazu gehört auch, sich selbst gut zu kennen und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. 

Das stimmt, man muss sich selbst auch mögen, um den eigenen Selbstwert zu erkennen. 

Ja – und ehrlich gesagt, ich mag mich auch nicht immer. Manchmal erwische ich mich dabei, dass ich nicht so liebevoll mit mir umgehe, oder negativ mit mir spreche – das ist etwas, woran ich noch arbeiten möchte.

Wie können sich Frauen bei Belästigung oder beängstigenden Situationen stärken/helfen?

Gerade in beängstigenden Situation tendieren wir dazu, in eine Art Schockstarre zu verfallen. Gut wäre es, sich die Situation bewusst zu machen und laut zu werden. Entweder, indem man schreit "Lass mich in Ruhe!", oder aktiv jemanden um Hilfe bittet. Am besten so konkret wie möglich, indem man sagt "Du mit dem blauen Pulli, ich brauche deine Hilfe.“ Wenn man sieht, dass eine Frau belästigt wird, kann man die Situation deeskalieren, indem man so tut, als würde man die Frau kennen und wäre mit ihr verabredet. Dann kann man z.B. so etwas sagen wie: "Anna, da bist du ja. Wollen wir dieses Mal in das Café an der Ecke gehen?"

Wer inspiriert dich beim Thema Empowerment? Wer sind deine Vorbilder und warum?

Das sind in erster Linie die Frauen in meiner Familie. Meine Mutter, Schwester und Oma. Alle haben ihren ganz eigenen Humor und viel innere Haltung und Stärke. Außerdem bin ich ein großer Fan von Jane Goodall. Sie ist mittlerweile 90 Jahre alt und Friedensaktivistin. Mit Anfang 20 hat sie sich ganz alleine aus Großbritannien nach Gombe in Afrika aufgemacht, um das Verhalten von Schimpansen zu erforschen. Ich wünschte, ich könnte sie irgendwann einmal treffen, ich habe so viele Fragen an sie.

Schönheitsdruck Ü40? Bei Janin Ullmann kehrte Frieden ein

Als Person des öffentlichen Lebens bekommt man viel Druck von Außen zu spüren. Wie gehst du damit um, auch zum Beispiel im Umgang mit vorherrschenden Schönheitsidealen? 

Ich bin jetzt 43 und merke schon, dass ich manchmal darüber nachdenke, ob ich hier oder da etwas machen lassen sollte. Bisher habe ich noch nichts gemacht, ich finde es aber auch nicht schlimm. Mit Anfang 40 verändert sich der Körper. Das ist einfach so. Ich bin z.B. jetzt eine Kleidergröße größer. Und gleichzeitig – und das ist das Spannende – fühle ich mich heute wohler in meinem Körper als je zuvor. Ich habe das Gefühl, meine feminine Seite gerade erst richtig kennenzulernen. Ich versuche, das bewusst wahrzunehmen und zu genießen. 

Wie schön. Und um dich schön zu finden, gibt es in deiner Beautyroutine Tricks, wie du dich noch selbstbewusster fühlst? 

Viel Creme! Ich liebe das Gefühl, wenn meine Haut sich richtig prall und frisch anfühlt. Außerdem habe ich mit Sport angefangen, das tut meinem Kopf gut. Aber ganz ehrlich: gib mir eine Mascara und einen Bronzer und ich bin happy!