Laut Psychologin: Warum zu viel Optimismus uns am Erfolg hindern kann
Optimismus ist gesund und hilft uns, leichter durchs Leben zu gehen – das legen einige Studien nahe. Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille: Wer die Dinge zu positiv sieht, hat es nämlich oft schwerer, die eigenen Ziele zu erreichen.

Optimismus ist gesund und hilft uns, leichter durchs Leben zu gehen – das legen einige Studien nahe. Es gibt aber auch eine Kehrseite der Medaille: Wer die Dinge zu positiv sieht, hat es nämlich oft schwerer, die eigenen Ziele zu erreichen.
Optimismus hat einen verdammt guten Ruf. Wer optimistisch ist, lebt gesünder und länger, und sympathischer finden wir Menschen, die das Leben und die Welt positiv sehen, auch meistens. Dazu passt der große Trend des Manifestierens: Wenn wir nur fest daran glauben, dass wir etwas schaffen, dann klappt das schon. Immer das bestmögliche Outcome erwarten und positiv in die Zukunft blicken.
Warum Optimismus nicht so gut ist wie sein Ruf
Aber ist es wirklich so einfach? Wer immer brav vom Besten ausgeht, dem fliegt alles zu? Laut der renommierten Motivationspsychologin Gabriele Oettingen von der Universität Hamburg sowie der New York University könnte sogar das Gegenteil der Fall sein – zu viel Optimismus kann es uns nämlich erschweren, unsere Ziele zu erreichen.
Oettingen forscht seit vielen Jahren zu dem Thema und hat mithilfe diverser Studien Folgendes herausfinden können: Wer eine sehr positive Zukunftserwartung hat, unterschätzt möglicherweise, welche Anstrengungen und welche Vorbereitungen nötig sind, um die eigenen Ziele zu erreichen. Das heißt, die Motivation könnte sinken, wenn man ohnehin davon ausgeht, dass alles schon irgendwie funktionieren wird. Auch könnten solche übermäßig optimistischen Menschen potenzielle Hindernisse unterschätzen und sich auf unerwartete Probleme entsprechend schlecht vorbereiten.
Studien zeigen: Zu viele positive Erwartungen können das Ergebnis verschlechtern
In einer Forschungsarbeit konnte Oettingen etwa zeigen, dass Studierende, die ihre Prüfungsnoten sehr positiv einschätzten, im Schnitt am Ende schlechter abschnitten als diejenigen, die ihre eigene Leistung realistisch einschätzten.
Eine andere Untersuchung ließ Menschen sich das Treffen mit ihrem Schwarm vorstellen. Diejenigen, die schon vor dem Date eine rosarote Zukunft als Paar imaginierten, hatten tatsächlich eine schlechtere Chance auf eine positive Entwicklung der Beziehung als die Kontrollgruppe, die eher realistisch dachte.
Ebenfalls spannend: In einer weiteren Studie nahmen die Menschen am meisten ab, die mit Schwierigkeiten während ihrer Diät rechneten. Wer zu optimistisch an den eigenen Gewichtsverlust heranging, erzielte bei dem Programm im Schnitt ein schlechteres Ergebnis.
Die WOOP-Methode: So klappt es trotzdem mit den Zielen
Aus den verschiedenen Erkenntnissen leitet Gabriele Oettingen ab, dass eine zu positive Erwartung der Ergebnisse dafür sorgen kann, dass Menschen sich weniger anstrengen. Ein Grund dafür könnte laut der Psychologin sein, dass die übermäßig optimistischen Personen ihre Belohnung bereits in Gedanken erfahren haben, indem sie sich ihre gute Prüfungsnote, die erfolgreiche Beziehung oder den Gewichtsverlust schon vorgestellt haben. Diejenigen, die realistischer auf ihre Vorhaben blicken, sind dadurch motivierter und stärker bereit, sich anzustrengen.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Psychologen Peter Gollwitzer, hat Oettingen basierend auf ihren Forschungsergebnissen eine Technik entwickelt, die uns dabei helfen soll, unsere Pläne erfolgreich in die Tat umzusetzen.
Die sogenannte WOOP-Methode besteht aus den vier Stufen Wish (auf Deutsch: Wunsch), Outcome (auf Deutsch: Ergebnis), Obstacle (auf Deutsch: Hindernis) und Plan (auf Deutsch: ebenfalls Plan). Jeder einzelne Schritt soll uns unserem Ziel ein Stück näherbringen – und verhindern, dass wir unrealistischem Optimismus zum Opfer fallen, der es uns erschweren könnte, am Ball zu bleiben. Die Wirksamkeit der WOOP-Methode konnten Oettingen und Gollwitzer in Studien mit an ADHS erkrankten Jugendlichen sowie mit von Typ-2-Diabetes Betroffenen nachweisen.