Experten verraten: Wie wir heimische Vogelarten im Garten schützen können

Sie sind die Stars des Frühlings: Heimische Vogelarten erwecken mit ihrem Gezwitscher jeden Garten zum Leben. Wie können wir sie schützen?

May 3, 2025 - 18:55
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Experten verraten: Wie wir heimische Vogelarten im Garten schützen können

Sie sind die Stars des Frühlings: Heimische Vogelarten erwecken mit ihrem Gezwitscher jeden Garten zum Leben. Wie können wir sie schützen?

Was zwitschert da im Fliederbusch? Wer dem fröhlichen Treiben im Garten aufmerksam lauscht, merkt schnell: Unsere heimischen Gartenvögel sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch faszinierende kleine Persönlichkeiten. In "Das Buch der Gartenvögel" (Kosmos Verlag) geben Katrin und Frank Hecker Einblicke in die Welt von mehr als 120 gefiederten Gartenbewohnern. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erklären die Diplom-Biologen, wie wir alle dazu beitragen können, dass sich Amsel, Zaunkönig und Nachtigall auch künftig bei uns wohlfühlen.

Was hat Sie dazu bewegt, ein Buch über Gartenvögel zu schreiben?

Katrin und Frank Hecker: Unser eigener Garten! Hier singt, zwitschert und flattert es jetzt im Frühling von morgens bis abends - sogar nach Einbruch der Dunkelheit hört man noch das wunderbare Lied der Nachtigall. Mittendrin in diesem bunten Treiben sein zu dürfen, ist für uns ein unbezahlbares Stück Lebensqualität - davon möchten wir in diesem Buch über Gartenvögel und ihre wahren Bedürfnisse gerne etwas abgeben. Damit noch mehr dieser wunderbaren Federwesen ein Zuhause finden und noch mehr Menschen sich in sie verlieben können.

Gibt es eine Vogelart, die Ihnen besonders am Herzen liegt - und warum?

Hecker: Der kleine Grauschnäpper hat sich in den letzten Jahren besonders in unser Herz geschlichen. Eines Tages war er plötzlich da: Ist auf einem leeren, hängenden Blumenkörbchen an der Schuppenwand gegenüber von unserem Küchenfenster gelandet und hat mir beim Kartoffelschälen direkt in die Augen geschaut. Dieses Körbchen hat er sich dann zum Brüten ausgesucht und wir durften in diesem Frühjahr und Sommer aus nächster Nähe daran teilhaben, wie das Pärchen gemeinsam sein Nest baut und schließlich die Küken zusammen versorgt. Das waren unbeschreiblich ergreifende Momente und unsere ganze Familie hat schließlich mitgefiebert, ob die Kleinen es schaffen, groß zu werden und auszufliegen. In unserem Buch ist genau dieser Grauschnäpper mitsamt seiner Familie und dem Körbchen an der Wand auf den Seiten 58-61 zu sehen.

Welche Vogelarten kann man im Frühling besonders gut im Garten beobachten?

Hecker: Jetzt im Mai sind die "späten Heimkehrer" besonders spannend zu beobachten. Sie haben extrem lange Reiserouten bis aus dem südlichen Afrika hinter sich gebracht und kommen deshalb erst spät zurück in unsere Gärten. Dazu gehören der prächtige Gartenrotschwanz, die Nachtigall und der Trauerschnäpper. Während die Nachtigall unterwuchsreiche Hecken zum Brüten sucht, freuen sich Trauerschnäpper und Gartenrotschwanz jetzt über spät aufgehängte Nistkästen, die noch nicht von Meise und Co besetzt sind!

Wie steht es aktuell um unsere heimischen Vogelarten - gibt es Grund zur Sorge oder auch Hoffnung?

Hecker: Tatsächlich sowohl als auch. Fast die Hälfte aller 259 regelmäßig in Deutschland brütenden Vogelarten standen im Jahr 2021 auf der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands. Schlimm steht es derzeit um typische Feldvögel wie Bluthänfling und Goldammer - sie leiden wie viele andere Arten unter der Aufgabe traditioneller Bewirtschaftungsformen und der starken Intensivierung der Landwirtschaft. Wo kein Platz ist für Blüten und Insekten, wo eine Mahd auf die nächste folgt, Kunstdünger ausgebracht und gespritzt wird, da werden auch keine Vogelküken mehr groß.

Andere Arten wie Amsel und Grünfink profitieren heute dagegen schon von der zunehmenden Begrünung unserer Städte und auch in unseren Wäldern gibt es einen Trend zur naturnäheren Forstwirtschaft, in der Vögel wieder mehr Brutplätze und auch Nahrung finden. Arten wie Rauchschwalbe und Mauersegler leiden hingegen zunehmend unter akuter Wohnungsnot: Im Zuge energetischer Gebäudesanierungen verschwinden leider viele wertvolle Nistplätze an Häusern.

Was kann jeder Garten- oder Balkonbesitzer konkret tun, um Vögeln zu helfen?

Hecker: Dafür finden sich in unserem Buch ganz viele tolle Anregungen und auch weniger bekannte Tipps, sie alle aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Man kann aber sagen, dass Vögel immer davon profitieren, wenn wir ihnen möglichst abwechslungsreiche Vielfalt bieten: Hyggelige Nischen und Rankpflanzen zum Brüten und Verstecken, ein Umfeld, in dem viele Insekten und Spinnen Platz finden, außerdem Sitz- und Singwarten, vielfältiges Material zum Bau ihrer Nester und im Sommer frisches Trinkwasser. Ganz wichtig ist natürlich der Verzicht auf jegliches Gift im Garten. In unserem Buch finden Sie auf den Seiten 22-25 die besten Gartensträucher und -bäume für Vögel, speziell auch für kleine Gärten.

Was können wir Menschen von Vögeln lernen?

Hecker: Dass alles in der Natur miteinander verwoben und voneinander abhängig ist! So können wir der niedlichen Blaumeise zwar einen Nistkasten aufhängen, doch wenn es in unserem Garten keine Pflanzen für heimische Insekten gibt, werden sie ihre Küken kaum satt bekommen. Wer weit fliegen muss, um Nahrung zu finden, ist natürlich im Nachteil. Was viele nicht wissen: Auch Körnerfresser wie der Hausspatz brauchen zum Großziehen ihrer Küken unbedingt eiweißreiche Insekten, denn Körner können die Kleinen noch nicht verdauen.

Was wünschen Sie sich, wenn Menschen Ihr Buch gelesen haben?

Hecker: Wir freuen uns, wenn wir Menschen inspirieren können, ihr eigenes Umfeld lebendiger, abwechslungsreicher und natürlicher zu gestalten. Denn mehr Natur und mehr zwitschernde Vielfalt tut einfach der Seele gut.