Met Gala 2025: Met Gala 2025: Wo verläuft die Grenze zwischen Individualität und Ignoranz?
Die Met Gala steht für opulente Mode und kreative Interpretationen wie kaum ein anderes Event. Doch jedes Jahr stellt sich die gleiche Frage: Wie viel Freiheit erlaubt ein Dresscode – und wann wird aus Individualität Ignoranz?

Die Met Gala steht für opulente Mode und kreative Interpretationen wie kaum ein anderes Event. Doch jedes Jahr stellt sich die gleiche Frage: Wie viel Freiheit erlaubt ein Dresscode – und wann wird aus Individualität Ignoranz?
Motto-Partys haben in der Regel immer den gleichen Anspruch: Veranstalter:innen wünschen sich von den Gästen Kreativität und Individualität, aber bitte im Zeichen des vorgegebenen Dresscodes. Doch wie bei jeder guten Party nehmen sich die Gäste hier und da etwas zu viel Interpretationsspielraum heraus. So auch bei der Met Gala. Volontärin Chiara fragt sich, ob das in diesem Jahr problematischer ist, als in den vergangenen Jahren.
Das diesjährige Motto der Met Gala
Angelehnt an die Ausstellung "Superfine: Tailoring Black Style“ im Metropolitan Museum of Art, stand die Met Gala 2025 unter dem Motto "Tailored for You“. Inspiriert von Monica L. Millers Buch "Slaves to Fashion: Black Dandyism and the Styling of Black Diasporic Identity“ rückte die Gala dieses Jahr erstmals seit Jahrzehnten explizit Schwarze Herrenmode und Dandyismus in den Mittelpunkt. Gäste sollten klassische Anzug-Elemente wie Hüte, Krawatten oder Broschen kreativ interpretieren und damit nicht nur Eleganz, sondern auch Individualität zeigen.
© SIPA USA/Anthony Behar
Das Motto als wichtige Botschaft
Mehr als ein modischer Aufruf – das Motto ist ein Statement. Schwarzer Dandyismus war und ist ein Akt der Selbstermächtigung: Mode als Mittel, die eigene Identität selbstbewusst zu inszenieren und Stereotype zu durchbrechen. Wer sich dem Dresscode entzieht, verpasst nicht nur die Möglichkeit, ein politisches und ästhetisches Statement zu setzen, sondern ignoriert auch die gesellschaftliche Dimension, die dieses Motto transportiert. Die Met Gala feiert damit nicht nur Mode, sondern auch Diversität, Selbstbestimmung und Widerstand gegen Rassismus.
Motto erfüllt?!
Wenn ich mir bei einigen Stars die Umsetzung des Mottos anschaue, frage ich mich: "Ist das mangelnde Kreativität – oder schlicht Desinteresse am eigentlichen Thema?". Natürlich ist die Interpretation jedes einzelnen Stars ganz individuell, doch hier und da ist das geforderte Motto auch nicht zu erahnen. Maya Hawke setzte auf ein rosafarbenes Kleid mit einem Umhang in Taupe und Heidi Klum erschien in einer schlichten, eleganten Robe. Es sind nur zwei Beispiele, die eindeutig keinen Bezug zu Black Dandyismus und Herrenmode haben.
© ANGELA WEISS
Es gibt jedoch auch Prominente, die den Mut hatten, etwas Neues zu wagen. Besonders gelungen finde ich dabei unter anderem Zendaya, die einen weißen Dreiteiler, Kravatte und einen großen Hut trägt. Bei ihr wird mir direkt klar: Sie hat das Motto erfüllt.
Doch jede:r der Gäste hat das diesjährige Motto "Tailored for You", das in erster Linie im Zeichen der Individualität und Selbstbestimmung steht, auf seine eigene Art wohl erfüllt. Doch gerade bei einem Motto mit so klarer gesellschaftlicher Botschaft sollte die persönliche Freiheit nicht zur Beliebigkeit verkommen. Wer das Motto ignoriert, verpasst die Chance, beides zu feiern – und sendet ein fragwürdiges Signal. Individualität ist wichtig, aber sie sollte nie auf Kosten der Botschaft gehen, die ein solches Event transportieren kann.