»Demokratische Werte und Menschenwürde sind Grundpfeiler meiner Arbeit«

Aus den Hochschulen: Dieses Interview verrät zum einen, dass »Visueller Journalismus« ein äußerst spannender, kreativer Bereich ist. Zum anderen zeigt es, wie Rafael Heygster das Thema Rechtsextremismus in Deutschland umgesetzt hat.   PAGE ...

May 6, 2025 - 08:15
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»Demokratische Werte und Menschenwürde sind Grundpfeiler meiner Arbeit«

Aus den Hochschulen: Dieses Interview verrät zum einen, dass »Visueller Journalismus« ein äußerst spannender, kreativer Bereich ist. Zum anderen zeigt es, wie Rafael Heygster das Thema Rechtsextremismus in Deutschland umgesetzt hat.

Rafael Heygster, Fotojournalist
Rafael Heygster, Fotojournalist | Foto © Mario Wezel

 

PAGE hat mit dem Nachwuchs-Fotojournalisten Rafael Heygster über seine neueste Serienarbeit zum Thema Rechtsextremismus in Deutschland gesprochen, die »Democracy Dies in Darkness« betitelt ist. Sie wurde kürzlich beim World Press Photo Contest 2025 ausgezeichnet.

Im Gespräch wird deutlich, was ihm an seiner Arbeit wichtig ist und was ihn motiviert hat, einen kreativ-journalistischen Studiengang zu wählen und sich mit schwierigen Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen.

Außerdem hat er PAGE einen kleinen Ausblick auf anstehende Projekte gegeben. Soviel sei verraten: Die Themen, die er fotografisch inszeniert, sind keine leichten. Aber sie vermitteln in jedem Fall, dass demokratische Werte und Menschenwürde die Stützen seiner Arbeiten sind.

PAGE: Du hast dich für den kreativ-journalistischen Studiengang »Visual Journalism and Documentary Photography« entschieden, wie bist du darauf gekommen und was hat dich genau daran fasziniert?

Rafael Heygster: Vor meinem Fotostudium habe ich Kulturanthropologie und Politikwissenschaften in Hamburg studiert. Obwohl ich die Inhalte des Kulturanthropologie-Studiums spannend fand, hatte ich das Gefühl, diese Wissenschaft beschreibt die Welt in einer akademischen Sprache, die nur wenigen Menschen zugänglich ist. Das hat mich gestört. Fotografie hingegen ist eine Sprache, die fast allen Menschen zugänglich ist.

Als ich im Alter von 21 Jahren mit Freunden im Urlaub in Spanien war, wurde ich plötzlich unschuldig auf offener Straße verhaftet und war für einige Wochen im Gefängnis in Untersuchungshaft. In dieser Zeit ist mir die Vision gekommen, dass ich Fotojournalist werden wollte. Dieser Gedanke hat mich dann nicht mehr losgelassen und so habe ich mich einige Zeit später, nachdem vor Gericht meine Unschuld bewiesen wurde, an der Hochschule Hannover beim Studiengang »Photojournalismus und Dokumentar-Fotografie« (heute »Visual Journalism«) beworben. Das war die beste Entscheidung meines Lebens. In der Fotografie habe ich eine Berufung gefunden, in der ich kreativ sein kann, viele andere Menschen treffe, in fremde Lebensrealitäten hineinschauen kann und mich in meinen freien Geschichten gesellschaftspolitisch äußern kann.

Du bist im Bachelor, richtig? Planst du im Anschluss, einen Master in ähnlicher Richtung zu absolvieren? Wenn ja, welchen?

Ich habe relativ bald nach Studienbeginn – parallel zu meinem Studium – begonnen, als freiberuflicher Fotojournalist im Auftrag für Magazine zu arbeiten. In dem Bereich fragt niemand, ob man einen Abschluss hat. Es geht hauptsächlich um Referenzen. Seit vielen Jahren bin ich komplett Schein-frei, habe aber noch nicht meinen Bachelor angemeldet. Dieses Jahr plane ich, endlich meinen Abschluss zu absolvieren. Ob ich noch ein Master anschließen werde, zeigt sich dann.

Deine Serienarbeit „Democracy dies in Darkness“ ist beim World Press Photo Contest 2025 ausgezeichnet worden. Was hat dich dazu bewegt, das Thema Rechtsextremismus in Deutschland zu wählen?