Laut Psychologe: Warum wir endlich mit indirekten Gefühlsäußerungen aufhören sollten

Wetten, du hast auch schon mal indirekt statt direkt kommuniziert? Damit ist allerdings nicht gemeint, hinter dem Rücken anderer zu reden – was wirklich dahintersteckt und warum wir damit aufhören sollten.

Apr 30, 2025 - 18:59
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Laut Psychologe: Warum wir endlich mit indirekten Gefühlsäußerungen aufhören sollten

Wetten, du hast auch schon mal indirekt statt direkt kommuniziert? Damit ist allerdings nicht gemeint, hinter dem Rücken anderer zu reden – was wirklich dahintersteckt und warum wir damit aufhören sollten.

Bei Kindern ist es noch ganz normal, dass sie nicht perfekt kommunizieren können. Sie ihre Mitmenschen unterbrechen, um Aufmerksamkeit zu bekommen oder kaum aufpassen, weil ihr Spielzeug spannender ist. Aber bei Erwachsenen herrschen doch rundum gute Gesprächsmanieren – oder?

Das würde ich stark bezweifeln. Denn haben wir nicht alle schon mal unserem Partner nicht richtig zugehört, als er von seinem Tag erzählt hat? Der besten Freundin unterschwellig einen Vorwurf gemacht, weil sie letztens keine Zeit hatte? Oder sind dem Arbeitskollegen ins Wort gefallen, um unsere Meinung auf der Stelle kundzutun? Tja, auch mit dem Alter scheinen "Kommunikationsfehler" nicht wirklich untypisch zu werden …

Und das betrifft anscheinend auch – oder sogar vor allem –, wie ich kürzlich las, die Ausdrucksweise unserer Gefühle. Der deutsche Psychologe und Professor Kurt Hahlweg sprach in einem Interview mit der "Psychologie Heute" über das Phänomen indirekter Gefühlsäußerungen, mit denen wir tunlichst aufhören sollten.

Diesen Kommunikationsfehler machen wir fast alle

Hahlweg beschreibt als ganz typischen Kommunikationsfehler in Beziehungen (im Interview auf Liebespaare bezogen, es lässt sich aber auch auf eine platonische Ebene übertragen), die "kritischen Haltungen gegenüber meinem Partner oder meiner Partnerin" – auch "indirekte Kommunikation" genannt. An einem Beispiel verdeutlicht er es:

"Ein Paar ist auf dem Rückweg von einer Party. Er sagt: 'Du denkst, du bist so umwerfend! Hör endlich auf, mit anderen zu flirten.' Das ist eine klassische indirekte Gefühlsäußerung. Denn was wäre eine direkte? Zum Beispiel zu sagen: 'Heute Abend wusste ich schon vor dem Fest: Ich bin unsicher, ich kenne wenig Leute. Und ich hätte mir gewünscht, dass du bei mir bleibst und nicht die ganze Zeit mit anderen redest.' Der Unterschied ist, dass ich über mich spreche, über meine Unsicherheit, und die Partnerin die Möglichkeit hat, darauf einzugehen."

"Du", "man", "immer", "nie"

Üblicherweise enthalten indirekte Gefühlsäußerungen eines oder mehrere dieser vier Worte. "Du hast nie Zeit", "Man macht das nicht so", "Immer bist du schlecht gelaunt". "Das sind klassische Kommunikationsfehler: Ich rede von 'du' oder 'man', ich spreche keine konkrete Situation an, sondern sage 'immer' und 'nie'", erklärt der Experte das Problem hinter dieser Art zu kommunizieren. Es fehlt die Empathie für die Gegenseite, kann zu Missverständnissen und Konflikten kommen.

Wir wir unsere Gefühle direkter äußern können

Statt einer solchen indirekten Kommunikation, geprägt von einem vorwurfsvollen Ton und Generalisierungen, können wir in Zukunft darauf achten, unsere Emotionen auf direkte Weise auszusprechen. Das heißt: Wir sprechen aus der Ich-Perspektive offen und unverschachtelt über unsere Wahrnehmung und Gefühle, lassen unserem Gegenüber die Chance, zu reagieren. 

Zwei Beispiele machen uns vor, wie es geht: "Ich bin traurig darüber, wie wenig Zeit wir in den letzten zwei Wochen miteinander verbracht haben. Wie sieht es in den nächsten Tagen bei dir aus?", oder "Ich habe das Gefühl, dass du in letzter Zeit gestresst bist. Kann ich dir etwas abnehmen?". Empathisch, offen, direkt.