Kommunikation: So sagst du freundlich, aber bestimmt Nein

Ständig hören und lesen wir, dass es wichtig ist, öfter Nein zu sagen und gesunde Grenzen zu setzen. Schön und gut, aber WIE genau machen wir das denn nun, dieses Neinsagen? Eine Anleitung.

Apr 18, 2025 - 08:05
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Kommunikation: So sagst du freundlich, aber bestimmt Nein

Ständig hören und lesen wir, dass es wichtig ist, öfter Nein zu sagen und gesunde Grenzen zu setzen. Schön und gut, aber WIE genau machen wir das denn nun, dieses Neinsagen? Eine Anleitung.

Neulich steckte ich wieder in einer solchen Situation: Ich hatte mich mit einer Freundin getroffen, wir hatten einen schönen Abend und ein gutes Essen miteinander geteilt – und am Ende sagte sie: "Dann können wir ja eigentlich direkt wieder das nächste Treffen ausmachen, oder?" In mir kam direkt Panik auf, denn auch wenn ich meine Freundin gern habe und die Treffen mit ihr genieße, kann und möchte ich einfach nur begrenzt Zeit mit anderen Menschen verbringen. Und noch weniger möchte ich meinen Kalender schon Wochen und Monate im Voraus bis zum Bersten füllen, sodass mir kaum noch Luft zum Atmen bleibt.

Aber habe ich mich getraut, meiner Freundin das zu sagen? Natürlich nicht. Dazu bin ich viel zu sehr People-Pleaser. Ich möchte niemanden vor den Kopf stoßen, habe Angst, andere zu verletzen und auch davor, ihre negative Reaktion zu spüren. In diesem Fall wurde ich vom prompt anfahrenden Bus gerettet, den meine Freundin erwischen musste. Aber für die nächsten Situationen dieser Art möchte ich besser gewappnet sein und üben, nicht Ja zu sagen, obwohl ich Nein meine. Und dabei könnten mir diese Tipps helfen.

3 Strategien, um nett, aber deutlich Nein zu sagen

1. Die Antwort hinauszögern

Die optimale Anfängerstrategie: nicht direkt antworten. Gerade wenn wir noch nicht so geübt darin sind, unsere Grenzen zu kommunizieren, kann es leichter sein, uns erst mal mit einem "Darüber möchte ich erst mal nachdenken, ich melde mich dazu bei dir" oder "Ich weiß gerade nicht aus dem Kopf, ob das zeitlich bei mir passt" Zeit zu verschaffen. Der erste Win: Wir haben nicht sofort Ja gesagt, obwohl wir es eigentlich nicht möchten. Der zweite Win: Wir können uns nun in Ruhe Gedanken darüber machen, ob das, was die Person von uns möchte, für uns funktioniert.

Natürlich sollten wir die Antwort nicht schuldig bleiben, das wäre schließlich nicht fair. Wenn die Antwort auf die Frage Nein lautet, sollten wir unserem Gegenüber das zeitnah mitteilen. Aber so haben wir vorher genug Zeit, uns genau zu überlegen, wie wir unsere Absage kommunizieren, und müssen das nicht wie aus der Pistole geschossen im Moment des Gesprächs tun.

Wenn der Bus mich in der Situation mit meiner Freundin nicht erlöst hätte, wäre das sicher eine gute Möglichkeit gewesen, ihren (lieb gemeinten) Vorschlag freundlich abzuwenden. Ich hätte ihr dann einfach später eine Nachricht schreiben können, dass mein Terminplan aktuell sehr voll ist und ich lieber kurzfristig eine Verabredung ausmachen würde, wenn es wieder entspannter wird.

2. Alternativen anbieten

Wenn wir schon etwas mehr Übung darin haben, ehrlich Nein zu sagen, können wir unsere Absage mit einem Alternativvorschlag abmildern. Die sanfte Tour für People-Pleaser quasi. So stimmen wir nichts dazu, was wir nicht möchten, stoßen unser Gegenüber aber hoffentlich nicht ganz so stark vor den Kopf. "Das klappt bei mir leider nicht, aber ich könnte dir Folgendes anbieten", wäre eine mögliche Antwort.

Deine Mutter fragt dich beispielsweise, ob du am Wochenende zum Essen kommst, du hattest aber eigentlich einen entspannten Serienmarathon geplant oder bist schon verabredet und es wäre dir einfach zu viel, noch einen Termin unterzubringen. Du könntest dann sagen, dass es dir gerade nicht passt, du aber an einem der nächsten Wochenenden gerne vorbeikommst.

3. Die harte Tour

Und nun die Variante für Fortgeschrittene: einfach direkt Nein sagen, wenn das, was dein Gegenüber von dir möchte, nicht klappt. Vielleicht ist das eine Kollegin, die mal wieder möchte, dass du einen Teil ihrer Aufgaben übernimmst. In der Vergangenheit hast du womöglich häufig Ja gesagt und dich hinterher geärgert. Wie wäre es, wenn du nun einfach gleich sagst: "Nein, ich habe aktuell selbst zu viel zu tun, ich kann dir leider diesmal nicht helfen."

Oder ich hätte in dem Moment mit meiner Freundin einfach genau das sagen können, was ich gedacht habe: "Das möchte ich gerade nicht, weil es mich stresst, zu viele Termine zu haben." Das wäre sicher nicht leicht, und ich hätte wahnsinnige Angst, sie damit zu verletzen und ehrlicherweise auch davor, dass sie deshalb wütend auf mich ist. Aber wer weiß: Vielleicht würde sich daraus ein ganz neues Gespräch ergeben, in dem wir beide offener über unsere Bedürfnisse und Gedanken sprechen könnten. Mal schauen, ob ich mich das beim nächsten Mal traue … Vermutlich fange ich aber erst mal mit einer der sanfteren Varianten an.