Schönheit im Lärm – DEAFDEAFDEAF im Interview
DEAFDEAFDEAF aus Greater Manchester verbinden düsteren Post-Punk, dichten Shoegaze und rohe Energie zu einem Sound, der unter die Haut geht. Im Interview erzählen sie, wie ihre Songs entstehen, was ein gutes Konzert für sie ausmacht – und warum sich ihr Stil nicht so leicht in Schubladen stecken lässt. Für alle, die DEAFDEAFDEAF zum ersten Mal […]

DEAFDEAFDEAF aus Greater Manchester verbinden düsteren Post-Punk, dichten Shoegaze und rohe Energie zu einem Sound, der unter die Haut geht. Im Interview erzählen sie, wie ihre Songs entstehen, was ein gutes Konzert für sie ausmacht – und warum sich ihr Stil nicht so leicht in Schubladen stecken lässt.
Für alle, die DEAFDEAFDEAF zum ersten Mal entdecken – wie würdet ihr euch und eure Musik in wenigen Worten vorstellen?
A: Wir sind eine fünfköpfige Band aus Greater Manchester. Wir werden oft als „Post-Punk“ kategorisiert, aber wir integrieren viele andere Genres wie Shoegaze, Alternative Rock, all das eben. Irgendwann hat uns mal jemand als das „Bastard-Lovechild von The Smiths und MBV“ beschrieben. Vielleicht vermittelt das ein gutes Bild.
Der Name DEAFDEAFDEAF ist sehr auffällig und provokant. Was steckt hinter dem Bandnamen und was bedeutet er für euch?
A: Das ist eine interessante Geschichte. Wir hatten nur wenig Zeit, unseren Namen zu ändern, weil unser alter Name urheberrechtlich geschützt war. Also haben wir ein oder zwei Stunden lang Namen hin- und hergeworfen, bis wir bei diesem hängen geblieben sind. Von da an hat sich unsere Musik irgendwie selbst gefunden – und vielleicht hat uns der Name sogar beeinflusst, denn inzwischen sind wir buchstäblich ohrenbetäubend laut und nutzen viel mehr Noise als je zuvor. Es ist, wie es ist.
Ich habe euch kürzlich live in Salzburg gesehen – eine unglaublich energiegeladene Show! Wie habt ihr das Konzert in Salzburg und die Tour bisher erlebt? Gab es besondere Momente, die euch besonders in Erinnerung geblieben sind?
A: Ehrlich gesagt war das wahrscheinlich unser Lieblingskonzert! Und das sagen wir nicht nur, um dir zu schmeicheln. Die Energie des Publikums hat den Abend für uns ausgemacht – genauso wie der fantastische Sound im Venue. Abgesehen davon waren auch Paris und Berlin großartige Shows. Und wir hatten die Möglichkeit, quer durch Dänemark in eher ländlichen Städten zu spielen – das war unglaublich. Es war surreal zu erleben, dass unsere Musik dort überhaupt angekommen ist.
Gibt es Unterschiede zwischen euren Shows im UK und den Konzerten im Ausland?
A: Auf jeden Fall. Vielleicht liegt es daran, dass wir Engländer sind und das irgendwie für andere spannend ist. Aber es fühlt sich so an, als wären europäische Zuschauer – besonders auf dem Festland – viel offener, was Tanzen, Mitmachen und Begeisterung angeht. In Großbritannien ist es manchmal schwer, das Publikum wirklich zu packen, weil alle zu cool sein wollen, um zu tanzen oder mitzusingen. Nicht bei allen UK-Shows, aber den Unterschied spürt man deutlich.
Wie wichtig sind euch Live-Auftritte im Vergleich zur Studioarbeit? Was möchtet ihr dem Publikum bei euren Konzerten vermitteln?
A: Unsere Live-Shows sind essenziell – sie sind unser Herzstück. Wir spielen absichtlich lauter und aggressiver, um das Publikum wirklich zu packen. Wir wollen, dass sie die Verzweiflung in unserer Musik spüren, die Freude, den Schmerz. Wir möchten, dass man diese Emotionen hautnah erlebt.
Wie entsteht ein typischer DEAFDEAFDEAF-Song? Könnt ihr uns einen Einblick in euren kreativen Prozess geben – von der ersten Idee bis zum fertigen Track im Proberaum?
A: Um ehrlich zu sein, ist das meistens ein langer Prozess. Wir sind Perfektionisten – manchmal leider zu sehr. Meistens beginnt es mit einer Gitarrenlinie oder einer Akkordfolge, darauf bauen wir dann Stück für Stück auf. Wir stellen uns vor, in welche Richtung der Song gehen könnte, mit welchen anderen Tracks er vergleichbar wäre. Der letzte Schritt sind oft Nathans Gesang und Texte, die dann zur Stimmung passen. Manchmal bleibt es dabei, aber oft verändern wir viel, bis es für uns passt. Es dauert eben.
Euer Sound ist sehr direkt, laut und intensiv. Wie würdet ihr euren Stil selbst beschreiben und welche Künstler oder Bands haben euch beeinflusst?
A: Es ist schwer, das aus unserer Perspektive einzugrenzen. Die Begriffe passen ganz gut, aber wir haben auch eine zarte Seite. Wir spielen viel mit Dynamik – leise, laut, wieder leise – aber nur, wenn es dem Song dient. Was Einflüsse angeht: Wir hören alles querbeet – Hip-Hop, Hardcore, Classic Rock – und das fließt in unsere Musik ein. Vielleicht klingt sie deshalb manchmal so wild durcheinander!
Inwieweit hat euch die Musiktradition Manchesters beeinflusst? Und wie seht ihr eure Rolle in der heutigen Musikszene der Stadt?
A: Dieser „Manchester Sound“ war nie etwas, das wir bewusst angestrebt haben, aber je mehr ich unsere Songs höre und je öfter wir spielen, desto mehr scheint er durch. Besonders The Smiths und einige der verträumteren 90er-Bands. Das verbindende Element ist die Melodie – all diese ikonischen Manchester-Bands sind im Kern Popbands. Oasis? Große Mitsing-Refrains. The Smiths? Eingängige, glockige Gitarrenlinien. Wir sind ähnlich – nur etwas härter und seltsamer, aber wir setzen trotzdem auf schöne Melodien, nicht auf bloßen Lärm.
Unsere Rolle in der Stadt ist seltsam. Wir machen das jetzt schon ein paar Jahre und ich glaube, wir haben inzwischen so etwas wie Kultstatus. Da wir inzwischen etwas Erfahrung haben, gefällt mir die Vorstellung, dass wir jüngeren Bands aus der Stadt helfen oder sie inspirieren können – vielleicht schaffen sie es ja weiter als wir, wer weiß!
Welche Themen oder Emotionen stehen im Zentrum eurer Texte? Gibt es eine bestimmte Botschaft oder ein Gefühl, das ihr transportieren wollt?
A: Das variiert von Song zu Song. Vieles ist introspektiv – es geht um Schmerz, innere Dämonen und solche Dinge. Manche Songs haben aber auch politische Untertöne. In letzter Zeit geht’s viel um Zukunftsängste, etwa in Bezug auf KI, politische Spannungen – solche Themen. Aber es ist nicht alles düster – wir schreiben auch Liebeslieder!
Arbeitet ihr gerade an einem Debütalbum? Könnt ihr uns schon verraten, wann wir mit neuer Musik oder sogar einem Album rechnen können?
A: Ja, wir arbeiten daran. Es ist etwa zur Hälfte geschrieben und sollte – wenn alles gut läuft – nächstes Jahr erscheinen. Wie gesagt, wir sind manchmal langsam, aber dieses Projekt schreitet schnell voran, die Ideen sprudeln. Also Daumen drücken – nächstes Jahr!
Was sind eure Pläne für die nahe Zukunft, abgesehen vom möglichen Album?
A: Mehr Touren! Wir haben uns kürzlich ein paar Termine in den USA angeschaut – das ist im Moment noch ein Traum, aber wir hoffen, dass es klappt. Ansonsten dreht sich gerade alles ums Album!
Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für eure Zukunft!