Journal Montag, 10. Februar 2025 – Aber abends Wahlhilfeschulung
Mein inneres Alarmzentrum sah das nachts mit den Aufgaben am ersten Arbeitstag nach Urlaub anders als mein Hirn: Um vier schreckte ich hoch, und ab da fuhr dieses blöde Hirn mit Gefühlen Angstkarussel und ging alle E-Mails durch, die mit Aufgaben verbunden waren, schob Panik wegen der angenommenen Notwendigkeit, die Hälfte davon gleich früh morgens […]

Mein inneres Alarmzentrum sah das nachts mit den Aufgaben am ersten Arbeitstag nach Urlaub anders als mein Hirn: Um vier schreckte ich hoch, und ab da fuhr dieses blöde Hirn mit Gefühlen Angstkarussel und ging alle E-Mails durch, die mit Aufgaben verbunden waren, schob Panik wegen der angenommenen Notwendigkeit, die Hälfte davon gleich früh morgens und gleichzeitig erledigen zu müssen.
Kurz vor halb sechs gab ich auf und beendete die Nacht halt.
Freude bereitete mir, dass mir bereits Tage vorher ein Outfit eingefallen war. Allerdings gibt es derzeit eine Frisuren-Situation: Von “erstaunlich, wie lange diesmal der Haarschnitt hält” zu “ich brauche einen Friseurtermin JETZT” innerhalb weniger Tage.
Gar nicht so kalter Weg in die Arbeit, vor allem aber war es nicht mehr stockdunkel.
Bürotag wie erwartet. Als mir ein widersprüchliches und wackliges Outlook dazwischen kam, umging ich Verzweiflung durch Bockigkeit und schaute erstmal bei einer lieben Kollegin vorbei, um mir erzählen zu lassen, was ich in der Vorwoche verpasst hatte. Später nahm ich mir mit derselben Bockigkeit Zeit für einen Mittagscappuccino im Westend – überrschend milde Luft.
Später gab’s als Mittagessen selbstgebackenes Roggenschrotbrot und Granatapfelkerne mit Joghurt.
Arbeit weggeschaufelt – schon um drei stand ich erstaunt und stolz vor dem Berg, den ich bereits abgeackert hatte. Danach wurde ich langsamer, mir ging die Kraft aus. Aber ich hatte einen Anlass für Feierabend: Abends fand meine Online-Schulung Wahlhilfe als Schriftführerin Briefwahl bei der Bundestagswahl am 23. Februar statt, ich musste also heim.
Beim Kreuzen der Theresienwiese noch ein böser Schreck, als ein mittelgroßer Hund an Schleppleine, den ich in ein, zwei Metern Abstand passiert, mich unvermittelt in die Hand (im Handschuh) biss. Der Halter fragte zwar gelassen “Ist was passiert?”, aber ich war fassungslos. Und fragte mich mal wieder, ab wann man ein Haustier nicht in die Nähe von Menschen lassen sollte.
Bis daheim hatte ich mich zum Glück beruhigt, denn ich kam nur wenige Minuten vor Start der Schulung an. (Format Webex, stabile Übertragung, gewohntes Format mit zwei Referenten, die durch eine Präsentation in Kapiteln, “Modulen”, gingen.)
Auch wenn ich recht erledigt vom Arbeitstag war, kam Interessantes bei mir an – Briefwahl ist in einigen Abläufen doch was Anderes als die Wahlhilfe im Wahllokal. Auch was die Einordnung von gültig/ungültig betrifft – ich wäre ja nie auf die Idee gekommen, muss man aber wohl betonen: Bitte stecken Sie nicht mehrere Stimmzettel in einen Wahlbrief, auch nicht in einen Stimmzettelumschlag -> ungültig.
Abendessen gab es folglich später als sonst.
Herr Kaltmamsell hatte aus Ernteanteil-Pastinaken Eintopf mit Sherry und Chorizo gekocht, originell und schmeckte gut.
Früh ins Bett zum Lesen.
§
Andrea Diener in ihrem Fotografie-Newsletter mit klugen Gedanken über “Was will uns der Künstler damit sagen?”
“StreetLetter #19”.
Also ja, es gibt durchaus auch Künstler, die etwas sagen wollen, aber das sind die langweiligeren. Die interessanteren gehen die Sache anders an. Die denken sich nicht aktiv irgendwas dabei, die wollen auch nichts sagen, sondern die fragen selbst. Die treibt etwas um, und die Antwort ist nicht so einfach, daß man sie auf einen Zettel schreiben und dem geneigten Publikum auch einfach mitteilen könnte. Die interessanteren Künstler verbeißen sich in ein Thema, und stellen fest, daß es komplex ist und alles nicht so einfach.
Wobei ich eine (kleine) Lanze für Lehrer*innen brechen muss: Selbst wenn die niemals nicht “Was will der Autor damit sagen?” beauftragen, suchen die Schüler*innen von selbst danach. Wie ganz viele andere Menschen auch. (Ich übrigens nicht: Das Werk ist für mich bereits die Aussage. Und Sinn erhält es erst durch meine Rezeption.)