Keimschleuder im Bad?: So bleibt die Zahnbürste sauber und hygienisch
Die Zahnbürste ist unser täglicher Begleiter - doch wie hygienisch ist sie wirklich? Eine Zahnärztin gibt Antworten.

Die Zahnbürste ist unser täglicher Begleiter - doch wie hygienisch ist sie wirklich? Eine Zahnärztin gibt Antworten.
Morgens nach dem ersten Kaffee und abends vorm Schlafengehen - Zähneputzen gehört zu den kleinen, aber wichtigen Routinen unseres Alltags. Wir schrubben und spülen und verlassen uns darauf, dass unsere Zahnbürste ganze Arbeit leistet. Aber ist die eigentlich selbst sauber? Tag für Tag sammeln sich auf den Borsten Zahnpasta-Reste, Bakterien und Speichel - das kann zur echten Keimschleuder werden. Zahnärztin Dr. Julia Thome erklärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, wie viel Pflege eine Zahnbürste benötigt, wann es Zeit ist, sie auszutauschen, und ob elektrische Zahnbürsten wirklich die bessere Wahl sind.
Dass wir unsere Zähne täglich reinigen müssen, ist klar. Aber sollte auch die Zahnbürste nach jedem Gebrauch gereinigt werden?
Dr. Julia Thome: Empfehlenswert ist es, die Zahnbürste vor und nach dem Einsatz gründlich unter warmem Wasser zu reinigen. Essens- bzw. Zahnpasta-Reste werden so entfernt. Am besten, die Bürste erst wieder verwenden, wenn sie trocken ist. Gegebenenfalls eine zweite einsetzen.
Ratsam ist es zudem, vor dem Zähneputzen die Hände zu waschen. Dadurch wird verhindert, dass Bakterien von den Fingern auf die Bürste wechseln. Und wer es noch gründlicher mag, der kann seine Bürste einmal wöchentlich für zehn oder 15 Minuten in antibakterielles Mundwasser legen. Völlig keimfrei werden die Bürsten jedoch auch dann nicht - doch das ist zahnmedizinisch kein Problem: Eine geringe Anzahl von Bakterien kann einem gesunden Immunsystem nicht schaden.
Wie sollten Zahnbürsten am besten aufbewahrt werden?
Dr. Thome: Es ist nicht ratsam, die nasse Zahnbürste im Etui oder Badezimmerschrank aufzubewahren - hier bilden sich ansonsten aufgrund von Feuchtigkeit und Dunkelheit schneller Keime. Stattdessen die Bürste mit dem Kopf nach oben im Zahnputzbecher trocknen lassen. Apropos Becher: Auch dieser setzt mit der Zeit Schmutz an und sollte deshalb regelmäßig (z.B. in der Spülmaschine) gereinigt werden.
Wie oft sollten Zahnbürsten oder Bürstenköpfe von elektrischen Zahnbürsten idealerweise getauscht werden?
Dr. Thome: Spätestens alle zwei bis drei Monate sollte die Zahnbürste gewechselt werden - unabhängig davon, ob klassische Bürste oder elektrischer Bürstenkopf. Kommt eine Erkältung dazwischen, so ist ein Austausch sofort danach ratsam. Ansonsten droht eine erneute Infektion.
Woran erkennt man, dass es Zeit für einen Wechsel ist?
Dr. Thome: Ob elektrischer Bürstenkopf oder konventionelle Handzahnbürste: Mit der Zeit nutzen sich die Borsten ab und fransen aus. Eine gründliche Entfernung von Plaque ist dann kaum noch möglich. Spätestens dann sollte also ein Austausch stattfinden.
Welche Vorteile haben elektrische Zahnbürsten im Vergleich zu manuellen?
Dr. Thome: Dank elektrischer Zahnbürsten lässt sich Zahnbelag sanft, aber gründlich entfernen. Während bei der Handzahnbürste das Putztempo eher beschaulich ist, drehen elektrische Geräte dank ihres Elektromotors im Bürstenkopf voll auf. So erreichen oszillierende Zahnbürsten mit Leichtigkeit 3000 Schwingungen in der Minute. Bei Schallzahnbürsten, der zweiten gängigen Produktkategorie, sind es sogar zehn Mal so viel, nämlich 30.000 Umdrehungen pro Minute. Diese Kraft bleibt natürlich nicht ohne Wirkung: Untersuchungen bestätigen, dass man mit einer Elektrobürste in gleicher Zeit mehr Plaque, Zahnbelag und Bakterien entfernen kann als mit einer Handzahnbürste. Dies kommt auch den Zahnzwischenräumen zugute. Viele Zahnärzte empfehlen sie deshalb auch Patienten mit freiliegenden Zahnhälsen oder Zahnfleischproblemen. Wichtig ist auch hier die richtige Anwendung: Um Zähne und Zahnschmelz zu schützen, sollte nicht allzu großer Druck ausgeübt bzw. nicht zu stark geschrubbt werden.
Und die Nachteile?
Dr. Thome: Auch elektrische Bürsten haben ihre Schwachstellen. Wie regelmäßige Prüfungen der Stiftung Warentest zeigen, gibt es wesentliche Qualitätsunterschiede bei Anwendung und Zahnreinigung. Falsche Handhabung kann schlimmstenfalls zu Verletzungen des Zahnfleischs und der Zahnhälse sowie zu Zahnfleischrückgang führen. Das gilt insbesondere für die rotierend-oszillierenden Modelle mit ihren Rundkopfbürsten, die direkt auf den Zahn gedrückt werden. Bei Schallzahnbürsten ist diese Gefahr praktisch ausgeschlossen, da Schallwellen mit ihren 30.000 Schwingungen pro Minute kaum Druck erfordern.
Auch die beste elektrische Bürste versagt bei den Zahnzwischenräumen, wo sich sehr häufig Karies bildet. Hier sind Zahnseide und Interdentalbürstchen gefragt. Wichtig ist die richtige Anwendung: Die Zahnseide sollte vorsichtig auf und ab und nicht kreuz und quer gezogen werden. Dies schadet ansonsten Zahnfleisch und -schmelz.
Kann man die Lebensdauer einer Zahnbürste verlängern?
Dr. Thome: Nein, denn bei regelmäßiger Nutzung hält auch die beste Zahnbürste nicht ewig. Spätestens nach drei Monaten sollte sie ersetzt werden. Denn auch nur leicht verschlissene Bürsten versagen bei der gründlichen Mundhygiene.
Dr. med. dent. Julia Thome ist Zahnärztin im Kölner Carree Dental. Ihre Tätigkeitsschwerpunkte sind Funktionsdiagnostik/-therapie und Wurzelkanalbehandlungen.