Journal Sonntag, 23. Februar 2025 – Zum ersten Mal briefwahlgeholfen

Eine Ursache des Speed-Müffelns meines Bettzeugs ist wahrscheinlich, dass ich derzeit viel schlafschwitze (als lebenslange Schlafschwitzerin kenne ich den Unterschied zum quälenden Wechseljahr-Schwitzen), selbst unter der neu entdeckten Schurwoll-Decken. Früh aufgewacht. Seltsames Gefühl, an einem Wahlsonntag nicht kurz vor sieben das Haus zu verlassen zum Aufbauen im Wahllokal: Mein Dienst bei der Briefwahlhilfe begann erst […]

Feb 24, 2025 - 07:46
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Journal Sonntag, 23. Februar 2025 – Zum ersten Mal briefwahlgeholfen

Eine Ursache des Speed-Müffelns meines Bettzeugs ist wahrscheinlich, dass ich derzeit viel schlafschwitze (als lebenslange Schlafschwitzerin kenne ich den Unterschied zum quälenden Wechseljahr-Schwitzen), selbst unter der neu entdeckten Schurwoll-Decken.

Früh aufgewacht. Seltsames Gefühl, an einem Wahlsonntag nicht kurz vor sieben das Haus zu verlassen zum Aufbauen im Wahllokal: Mein Dienst bei der Briefwahlhilfe begann erst um 14:45 Uhr. Deshalb hatte ich das Durcharbeiten der Schulungsunterlagen auch auf Sonntag verschoben.

Und ich hatte Zeit für einen Isarlauf, trat ihn allerdings früher als sonst an: Tram zum Tivoli, Lauf nach Norden isarabwärts.

Der Himmel trüb, die Luft eher mild, aber nicht erschreckend mild. Mein Körper spielte gut mit – bis auf die letzten 15 Minuten von 100, jetzt schmerzten Hüfte, linkes hinteres Bein.

Blick über eine Absperrung auf einen Bach, der über Steine in einen Fluss läuft, über dem Fluss auf Betonpfeiler eine Brücke

Fluss mit großen Steinen, am gegenüberliegenden Ufer kahle Bäume und ein Kirchturm

Tram zurück ans Sendlinger Tor, von dort spazierte ich weiter ins Wahllokal. Die Abläufe sind mittlerweile wohl wirklich über Schulungen standardisiert – ich hatte als Schriftführerin die alten Hasen zu fürchten gelernt, die als Vorsitzende ihre “Tricks, wie’s schneller geht” durchsetzten und damit alles durcheinander brachten.

Nach dem Duschen war Zeit für die Wahlhilfe-Unterlagen, ich fühlte mich als Schriftführerin halbwegs sicher, sogar dreiviertelwegs. Als Frühstück gab es ein mächtiges Käsebrot aus selbstgebackenem und zwei Orangen.

Frau mit weißen kurzen Haaren und Brille fotografiert sich im Dielenspiegel, trägt schwarzen Mantel, Jeans, blau-braune Lederschnürschuhe, eine halbrunde Tasche quer über den Körper aus hellem Leder und blauem Kunststoff

Ready for Briefwahlhelfen. Passender Anlass für den ersten Einsatz meiner neuen Tasche (von Zirkeltraining, aus alten Turnhallenmaterialien, ich wollte unbedingt ein Modell mit Turnmatte neben Bockspringleder, Circular Economy or what?). Ich nahm eine U-Bahn zum Georg-Brauchle-Ring, mein Einsatzort war das Berufsschulzentrum an der Riesstraße – und der von vielen, vielen anderen Wahlhelfenden auch, die weitläufige Anlage (Haus 1 bis 5) wurde emsig genutzt.

Ausschnitt aus einem Schulzimmer, im Vordergrund auf einem Tisch ein aufgeklappter Laptopn in einer Halterung, im Hinergrund weitere Tische und Stühle, an der gegenüberliegenden Wand eine Reihe Computerbildschirme

Mein Einsatzplatz als Schriftführerin.

Und dann tat ich, wofür ich geschult worden war, genoss die “Tischbetreuung” (IT- und sonstiger Service direkt vor Ort), lernte sieben Frauen verschiedenen Alters kennen, kam insgesamt mit allem gut zurecht. Kurz nach sieben gab es wie angekündigt die Nachlieferung an Briefwahlbriefen, auch für diese Handgriffe gab es eine Anleitung. (Einige Erlebnisse und erzählwürdige Anekdoten, vor allem menschlich, die hier halt nichts zu suchen haben. Aber auch deshalb empfehle ich Wahlhelfen von Herzen.)

Blick aus Fenster auf einen Basketballplatz in Abenddämmerung, dessen Boden hügelig ist, im Hintergrund Bürogebäude

Pause kurz vor sechs (Start Öffnung der Stimmzettel, davor hatte wir die Wahlbriefe auf Gültigkeit geprüft, die geschlossenen Stimmzettel-Umschläge der gültigen Wahlbriefe in die versiegelte Wahlurne geworfen), Gelegenheit für einen Blick nach draußen – hat man Basketballplätze jetzt so?

Wir kamen flott und professionell durch, 20:15 Uhr verabschiedeten wir uns bereits voneinander. Und nach ein wenig Warten auf die nächste U-Bahn kam ich noch vor neun nach Hause – wo Herr Kaltmamsell, gestern im Briefwahlhilfe-Einsatz an der Münchner Messe, schon seit einige Minuten wartete, auch sein Team war gut durchgekommen.

Ich hatte ein wenig Brotzeit eingepackt gehabt, doch wie erwartet brachte ich in der Anspannung keinen Appetit auf. Jetzt aber hatte ich Hunger und aß einen Teller Orangenschwein vom Vorabend, dann noch Schokolade.

Von den Wahlergebnissen hielt ich mich gezielt erstmal fern, die würden mich am nächsten Morgen noch früh genug erwischen. Aufgekratzt ins Bett.