Meno-Pause: Hexenhaare wie Heidi Klum: Warum sprießen die plötzlich überall?

Heidi Klum hat sich kürzlich zu ihren bekannt und bei Andrea und Julia sprießen sie auch: Haare am Kinn. Aber woher kommen die mit einem Mal?

Feb 19, 2025 - 19:44
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Meno-Pause: Hexenhaare wie Heidi Klum: Warum sprießen die plötzlich überall?

Heidi Klum hat sich kürzlich zu ihren bekannt und bei Andrea und Julia sprießen sie auch: Haare am Kinn. Aber woher kommen die mit einem Mal?

Erst letzte Woche spürte ich es plötzlich. Es war lang und borstig. Ein Haar. An meinem Kinn! Hallo, geht's noch, Körper? Wächst mir jetzt mit 40 ein Vollbart oder was ist los? Ein wenig Trost fand ich ausgerechnet in einer Offenbarung von Heidi Klum: Sie verriet kürzlich in einem Interview, dass auch ihr Haare an Stellen wachsen, wo man sie echt nicht haben will: "Ich habe ein Kinnhaar und ich habe ein Brusthaar – ich würde sagen, so lang wie mein kleiner Finger", verriet sie. Die Haare seien plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht. Es sei "schon seltsam, was mit dem Alter passiert". Nur ist Heidi mehr als zehn Jahre älter als ich, meine Barthaare hätten sich also ruhig noch Zeit lassen können. Winken da schon wieder die ersten Anzeichen der Wechseljahre?

Andrea: Das kann gut sein. So ungern ich es sage, aber die Hormonveränderungen führen in gewisser Weise zu einer Vermännlichung des Körpers. Mit Barthaaren und Plauze.

Julia: Wie bitte?!

Andrea: Klingt schlimm, ich weiß. Ist aber nachvollziehbar, wenn man sich anschaut, was da genau passiert: Wir Frauen haben auch ein geringes Maß an Androgenen, also männlichen Sexualhormonen im Körper. In erster Linie ist das Testosteron. Der Wert bleibt im Erwachsenenleben auf einem niedrigen, aber konstanten Niveau. In den Wechseljahren passiert dafür allerhand aufseiten der weiblichen Geschlechtshormone. Eine Weile geht es drunter und drüber und nach der Menopause fällt der Östrogenspiegel schlagartig ab und bleibt dann niedrig.

Julia: Ah, okay. Vorher haben die weiblichen Hormone bei uns total dominiert und jetzt sind plötzlich im Verhältnis viel mehr männliche Hormone im Kreislauf, weil deren Pegel sich ja nicht verändert haben – verstehe.

Andrea: Genau. Du kennst doch den Begriff androgyn. Ein weiblicher Körper ohne auffällig weibliche optische Klischees. Das meinte ich mit der "Vermännlichung", die Androgenisierung. Die stärkere Gewichtung der Androgene im weiblichen Organismus führt dazu, dass sich unsere Erscheinungsform ein bisschen in die Richtung bewegt.  

Julia: Ich weiß nicht, ob mir gefällt, was du mir gleich erzählen wirst, wenn ich dich um ein Beispiel bitte...

Andrea: Abweichungen sind natürlich immer drin und es ist auch nicht bei allen Frauen so, aber typisch ist zum Beispiel, dass sich die Körperproportionen verändern. Die Birnenform hat eine schmale Taille und Kurven Richtung Hüfte, eine eher weibliche Silhouette. In den Wechseljahren sammelt sich aber mehr Fett im Bauchraum – so entsteht die Apfelform, die eben als typisch männlich angesehen wird.

Julia: Na toll. Und dann kommt auch noch der Bart?

Andrea: Tja, mit den Haaren ist das so eine Sache. An der einen Stelle, nämlich oben auf dem Kopf, können sie weniger werden, dafür wachsen sie an Stellen, die Frauen so nicht gewohnt sind. Also zum Beispiel auf der Oberlippe. Wie bei Jungs in der Pubertät. 

Julia: Aber diese Hexenhaare, unter dem Namen kenne ich die, hat man doch auch schon viel früher. Ich zumindest...

Andrea: Ja, weil sie generell durch Hormonschwankungen angeschoben werden können. Also auch in der Schwangerschaft. Es können Haare an den Brustwarzen, an Oberlippe und Kinn oder auch am Rücken und an der Oberschenkelrückseite und am Po sprießen. Das passiert zum Beispiel ganz oft als Begleiterscheinung des PCO-Syndroms, der häufigsten Hormonstörung bei Frauen vor den Wechseljahren. Hexenhaar... wenn man genauer über den Begriff nachdenkt, ist der auch ganz schön diskriminierend.

Julia: Ja, wenn man es auf die bucklige Alte mit einer dicken Warze auf der Nase und dem da herauswachsenden langen, borstigen Haar bezieht, schon. Aber für mich sind "Hexen" total starke Frauen, die ihrer Zeit oftmals sehr weit voraus waren und dafür teuer bezahlen mussten, mit ihrem Leben auf dem Scheiterhaufen, zum Beispiel. Daher müssten wir unsere Hexenhaare eigentlich voller Stolz tragen.

Andrea: Stimmt, wenn man das so sieht, sind Hexen sowas wie Superwomen.

Julia: Ehrlicherweise zupfe ich mir mein Hexenhaar aber auch aus.

Andrea: Klar, das mache ich auch. Ich habe seit ein paar Jahren immer eine Pinzette griffbereit. Bei schummrigem Licht sieht man die Haare ja nicht unbedingt, aber bei guter Beleuchtung habe ich mich beim Blick in den Spiegel schon manches Mal erschrocken. Dazu muss ich aber schon dicht drangehen.

Julia: Am Kinn macht mir das optisch gar nichts aus, aber es pikst. Das Haar ist wirklich sehr borstig.

Andrea: Wenn es dich stört, spricht doch nichts dagegen, es auszuzupfen. Frauen, die keinen Damenbart haben wollen, können übrigens auch ruhig damit beginnen, sich zu rasieren. Die Haare wachsen dadurch nicht stärker nach, das ist ein Mythos. Dauerhafter ist es dann schon, sie weglasern zu lassen. IPL funktioniert dagegen meist nicht so gut, weil die Haare ziemlich tief sitzen und sehr dick und fest sind.  

Julia: Oh ja, das sind sie...