Laut Hirnforscherin: Darum ist diese Generation so anfällig für Stress und Ängste

Angststörungen und andere psychische Erkrankungen kommen in allen Altersklassen vor. Eine Neurowissenschaftlerin erklärt nun, warum aber gerade Millennials besonders anfällig dafür sind – und was sie (und andere) dagegen tun können.

Feb 17, 2025 - 15:45
 0
Laut Hirnforscherin: Darum ist diese Generation so anfällig für Stress und Ängste

Angststörungen und andere psychische Erkrankungen kommen in allen Altersklassen vor. Eine Neurowissenschaftlerin erklärt nun, warum aber gerade Millennials besonders anfällig dafür sind – und was sie (und andere) dagegen tun können.

In den vergangenen Jahren ist einiges passiert, das Ängste schüren kann: die Klimakrise, politische Radikalisierung, Kriege und nicht zuletzt eine globale Pandemie, die so einige Schwachstellen unseres Systems aufgezeigt hat. All diese Dinge können eine Rolle dabei spielen, wenn Menschen sich gestresst fühlen oder sogar Angststörungen entwickeln.

Die Hirnforscherin Dr. Caroline Leaf erklärt im "mindbodygreen-"Podcast, warum besonders eine Generation häufig von solchen psychischen Erkrankungen betroffen ist – nämlich die Millennials, also die zwischen 1981 und 1996 Geborenen. Und zwar völlig unabhängig von den oben genannten äußeren Umständen. Die Neurowissenschaftlerin hat eine klinische Studie durchgeführt, in der sie zeigen konnte, dass die Gehirne der Millennial-Teilnehmenden physisch älter aussehen als die anderer Generationen.

Was ist los bei den Millennials?

"Einige der Millennials hatten ein biologisches Alter, das 30 bis 40 Jahre über ihrem tatsächlichen Alter lag", erklärt Dr. Leaf. "Sie saßen da also als 25- bis 35-Jährige, aber ihre Körper waren physisch auf dem Level von 60-, 65- oder 70-Jährigen."

Der Grund dafür liegt laut der Hirnforscherin in der Fähigkeit, die Zukunft zu kontextualisieren. Das heißt, die Generation der Millennials ist gerade in einer besonderen Phase ihres Lebens, in der sie das Gewicht ihrer Zukunft langsam zu verstehen beginnen. Dabei wird ihnen laut Leaf klar, dass diese schwammige "Zukunft", von der sie früher immer nur gehört hatten, auch ein Enddatum hat.

Die Endlichkeit des Lebens wird uns bewusst

"Wenn wir 18 bis 24 oder jünger sind, sind Tod und ähnliche Dinge nicht besonders greifbar", erklärt die Expertin. Aber für Millennials sei diese Zukunft nun etwas klarer. "Sie ist irgendwie da, aber so ganz durchblicken sie das Ganze nicht." Das heißt, das abstrakte Konstrukt der Zukunft kommt näher, aber so richtig wissen sie noch nicht, wie der Weg dahin aussehen wird.

Und genau dieses chronische Gefühl der Unsicherheit gepaart mit dem Bewusstwerden der Endlichkeit des Lebens kann laut Dr. Leaf ein Nährboden für Ängste bis hin zu Angststörungen sein. Wie sich das permanente Sorgenmachen auf unser Gehirn auswirkt, konnte die Studie der Neurowissenschaftlerin zeigen.

Sobald eine Angststörung bei den Millennial-Teilnehmenden diagnostiziert worden war, fiel die Energiekurve im vorderen Bereich des Gehirns ab. "Wenn das passiert, haben wir eine schlechtere Blutzirkulation und weniger Sauerstoff", erklärt Caroline Leaf. "Das kann zu kleinen Löchern im Gehirn führen, und die Hirnwellen fließen dann nicht mehr so, wie sie sollten." Die Folge könne sein, dass unsere kognitive Flexibilität schwindet, also unsere Fähigkeit zur Introspektion. Die brauchen wir wiederum, um unser Leben zu verstehen und zu verarbeiten.

Unser Gehirn hält eine Lösung parat

Das Gute ist, dass wir uns mit diesem "Verfall" nicht zufriedengeben müssen. Denn unser Gehirn hat zum Glück eine wunderbare Eigenschaft namens Neuroplastizität. Das heißt, es kann sich verändern. Wenn jemand also – ob nun Millennial oder nicht – an Angststörungen oder anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen leidet, kann die Person etwas dagegen tun. Am besten begeben wir uns dazu für eine Psychotherapie in professionelle Hände.

Die Erkenntnis, dass der Zeitpunkt, an dem sich die Millennials gerade in ihrem Leben befinden, ein verstärktes Risiko für Ängste und Co. mit sich bringt, ist alles andere als erbaulich. Aber wir können das Ganze auch positiv sehen: Denn ein Bewusstsein für unsere psychische Gesundheit zu entwickeln, kann uns zu jedem Zeitpunkt guttun. Schließlich können wir nur ins Handeln kommen und uns die Hilfe suchen, die wir brauchen, wenn wir uns des Risikos und des Problems bewusst sind. Und dann kann unser Gehirn sich zum Glück auch wieder erholen.