Du, sag mal...: "Halle Berry feiert ihre Menopause mit einer 'Shiesta' – muss das sein?"

Zwei Frauen – ein Thema: die Wechseljahre. Die eine, Julia, hat sie noch vor sich und tausend Fragen, die andere, Andrea, kann aufklären und Ängste nehmen. 

Mar 14, 2025 - 20:50
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Du, sag mal...: "Halle Berry feiert ihre Menopause mit einer 'Shiesta' – muss das sein?"

Zwei Frauen – ein Thema: die Wechseljahre. Die eine, Julia, hat sie noch vor sich und tausend Fragen, die andere, Andrea, kann aufklären und Ängste nehmen. 

Puh, je mehr ich mich mit den Veränderungen meines Körpers beschäftige, desto wütender werde ich. Ich finde es unfair, dass wir unser ganzes Leben mit unseren Hormonen zu tun haben und am Ende nicht mal die Östrogen-Benefits behalten dürfen. Klar, sicher auch eine Frage meines Mindsets. Bestimmt kann man die Wechseljahre auch positiv betrachten, mir fällt das aber schwer. 

Eine, der das leichter zu fallen scheint, ist Schauspielerin Halle Berry. Sie will das Ende ihrer fruchtbaren Zeit jetzt sogar groß feiern. Gut, vielleicht sind die Wechseljahre auch leichter zu ertragen, wenn man sehr privilegiert lebt. Ich hingegen weiß nicht, was genau ich daran feiern soll. Aber vielleicht hat meine Kollegin Andrea eine andere Sicht auf die Dinge. Sie hat das schließlich schon hinter sich. 

Julia: Ich habe gestern gelesen, dass Halle Berry ihre Menopause jetzt mit einer "Shiesta" – für das Wort hat sie aus "She" und "Fiesta" ein neues gemacht – feiern möchte. Sie hatte wohl vor einem Jahr ihre letzte Regelblutung.

Andrea: Das ist doch schon mal super, dass sie Bescheid weiß und damit nochmal darauf aufmerksam macht, dass Frau erst ein Jahr später wissen kann, dass es jetzt wirklich die letzte Regelblutung war. Glückwunsch!

Julia: Ich find ja eigentlich nicht, dass es an der Menopause so viel zu feiern gibt. Ich habe eher das Gefühl, aktuell wird alles auf Biegen und Brechen ins Positive verdreht, was uns Frauen so passiert.

Andrea: Ich weiß, was du meinst. Es wirkt wie ein Trend, den jetzt alle feiern. So "Wechseljahre, yay"! Das wirkt schon ein bisschen drüber. Aber wenn Frauen in der Zeit wenig Probleme haben, gibt es auch keinen Grund, die Wechseljahre zu dramatisieren. Das macht doch nur Angst und hilft kein bisschen weiter.

Julia: Aber es gibt ja Veränderungen, die auch nach der Menopause bleiben – steigendes Herzinfarktrisiko, Scheidentrockenheit, Bauchfett. Daran kann ich nichts Gutes finden.

Andrea: Das stimmt natürlich. Die Idee dahinter, nämlich einfach den Spieß umzudrehen, finde ich allerdings super. Denn es ist ja, wie es ist. Wir entscheiden, wie wir damit umgehen. Das Wichtigste ist ja, überhaupt Bescheid zu wissen. Zu verstehen, was genau mit einem passiert und zur Expertin des eigenen Körpers zu werden. Also auch zu wissen, dass es viele Möglichkeiten gibt, die Beschwerden zu lindern. Das macht die "Shiesta" alles sichtbarer. Und befreit das Thema von diesem schamhaften Verschweigen. 

Julia: Okay, das ist ein guter Punkt. Das Tabu zu brechen finde ich auch wichtig. Aber man darf trotzdem nicht vergessen, wie privilegiert Halle Berry ist, die sich sicher auch einen Lebensstil leisten kann, bei dem vieles leichter fällt.

Andrea: Absolut! Es zählt ja nicht nur die Einstellung. Ein gesunder Lebensstil macht tatsächlich viel aus.

Julia: Das ist für mich mittlerweile auch echt eine große Motivation. Sport mache ich beispielsweise inzwischen nicht mehr, um "in shape" zu sein, sondern einfach, weil ich gesund alt werden möchte.

Andrea: Es ist ja auch teilweise schwer auseinander zu halten oder genau zu definieren, was kommt jetzt einfach mit dem Älterwerden und was liegt an den Wechseljahren – es kann eben beides sein. Mir wird kein einziges graues Haar weniger wachsen, nur weil ich gemein finde, dass das mit den Jahren nun einmal passiert. Genauso wenig bringt es mir etwas, über das erhöhte Herzinfarktrisiko nach den Wechseljahren oder die ätzende Scheidentrockenheit zu wüten. Lieber unternehme ich etwas dagegen, hake das Thema damit ab und kümmere mich um die schönen Dinge des Lebens.

Julia: Wenn ich eine Shiesta veranstalten würde, stelle ich mir das wie eine Art Initiationsritus mit meinen wichtigsten Frauen vor. So als ob man nun in den Kreis der Weisen aufgenommen wird. Das stelle ich mir als verbindendes Moment richtig schön vor. Wie eine Menopausal Sisterhood. Das kann man dann schon richtig würdigen und darauf anstoßen.

Andrea: Genau, warum auch nicht? Der neue Lebensabschnitt ist unvermeidbar – es sei denn, man lebt nicht so lange. Und das ist ja auch keine Alternative. Es ist doch gut, dass wir die Menopause überhaupt erleben können.

Julia: Ich stelle mir das so vor, dass man dann auch freier durchs Leben geht, weil man sich nicht mehr so viele Gedanken macht. Wie hast du das erlebt?

Andrea: Auch das ist ja ein Prozess, der mit Lebenserfahrung zu tun hat. Ich kann versuchen, mich auf die positiven Seiten zu konzentrieren. Zu diesem Mindset muss ich mich aber bewusst entscheiden. Ich hatte definitiv nicht den Impuls zu feiern, als ich das erste Mal eine Hitzewallung hatte und daran merkte, okay, das sind dann wohl die Wechseljahre. Aber wenn ich auf die Gelegenheit, meine "Shiesta" zu feiern, gewartet hätte, wäre das sicher anders gewesen. Es ist ja ein Moment im Leben, den man nutzen kann, sich selbst noch einmal ganz bewusst in den Mittelpunkt zu stellen. Ein bisschen das bisherige Leben anschauen, sich an die guten Dinge erinnern, aus den blöden lernen und zu schauen, was in den nächsten Jahren noch kommen soll. 

Julia: Vielleicht sollten wir uns doch ein Beispiel an Halle Berry nehmen und jeden Anlass nutzen, uns Frauen und unsere Lebensabschnitte laut und sichtbar zu zelebrieren. Babyshower und Junggesellinnenabschiede sind ja schon lange feste Rituale. Warum nicht auch die erste Periode und die letzte zum Anlass für ein Fest nehmen? Weg mit Schamthemen und die Fiestas feiern wie sie fallen... 

Andrea: Da bin ich dabei!