Lasst es glitzern!
Die weltweit erste Ausstellung über Glitzer findet im Hamburger Museum für Gewerbe statt und verspricht eine funkelnde Freude zu sein – und eine umfassende Erkundung der kleinen flirrenden Teilchen in Entertainment und Politik, Feminismus und ...

Die weltweit erste Ausstellung über Glitzer findet im Hamburger Museum für Gewerbe statt und verspricht eine funkelnde Freude zu sein – und eine umfassende Erkundung der kleinen flirrenden Teilchen in Entertainment und Politik, Feminismus und Glam, in Kinderzimmern und der Kunst.
Als hätten die Kuratorinnen Nina Lucia Groß und Julia Meer geahnt, dass die meisten Menschen gerade etwas Glitzer in ihrem Alltag gut gebrauchen können. Etwas Funkeln gegen die graue Weltlage, etwas Erheiterung, Partystimmung und Freude – und Widerstand.
Und so widmen sie ihre umfassende Übersichtsschau, die gleichzeitig die erste Museumsausstellung ist, die sich dem Glitter widmet, den kleinen funkelnden Partikeln, die heißt geliebt und genauso verpönt sind – und längst den Weg von den Showbühnen und aus Kinderzimmern in die Welt gefunden haben.
In Nagellack und Lambswoolpullover, in Betonböden und Bodylotion, auf Turnschuhen, Smartphone-Cases und in Autolackierungen, Haarspray oder als Zahnverzierungen.
Von Cleopatra zu Taylor Swift
In sechs Kapiteln fächert »Glitzer« die unterschiedlichen Facetten des Materials auf.
Zeigt Glitter Up! wie die glitzernden Partikel als Material in Protestbewegungen genutzt werden, zur Selbstermächtigung, um Gendergrenzen aufzuheben oder gegen Körpernormen anzufunkeln, zeigt Sparkle and Shine Kostüme, zu denen unter anderem das Outfit von Bill Kaulitz 2010 gehört, das er auf der Tokio Hotel-Tour »Humanoid« trug. Gleichzeitig gibt es mit 100 Nagelddesigns einen großartigen Überblick über Nail-Art und sind die aufsehenerregenden Perücken der Hamburger Wig-Artists Karl Gadzali und Mohamad Barakat-Götz zu sehen, die Kunsthaare in Schwäne verwandeln, in hochtoupierte Skulpturen oder mit Glitzer-Schildern versehen, die Peace, Diversity, Freedom und No War fordern.
Teenage Glitter zeigt jede Menge Kunst, Installationen, Collagen, Objekte und ein glitzerndes Jugendzimmer der Hamburger Künstlerin Jenny Schäfer. Glitter Craft fordert zum Selbermachen auf, während Glittermania von Cleopatra zu Taylor Swifts »Eras Tour« durch die Geschichte des Flitters führt, der in seiner jetzigen Form 1934 in New Jersey erfunden wurde.
Und er spart die ökologischen Aspekte der Mikroplastik-Partikel nicht aus, von denen es heute 20.000 verschiedene Sorten gibt.
Wirklich alles über Glitzer
Dass fast jeder schon mal geglitzert hat – oder glitzern möchte – unterstreichen die zahlreichen Ideen, mit denen Besucher:innen in die Schau miteinbezogen werden. Bereits im Vorfeld gab es einen Open Call bei dem nach funkenden Lieblingsstücken gesucht wurden. 100 von ihnen bilden als Hall of Glitter jetzt ein Zentrum der Schau.
Zudem gibt es neben dem Ausstellungs-Kapitel Glitter Craft, wo jeder selbst Hand anlegen kann, zahlreiche Veranstaltungen zum Thema und das im MKG selbst und auch an anderen Orten der Stadt.
Es finden Diskussionen, Drag-Führungen und Glitzerrundgänge zu unterschiedlichen Aspekten von Design, Identität, Politik, und Stadtgesellschaft statt. Gleichzeitig kooperiert das Museum mit dem Kurzfilmfestival Hamburg, dem Queer History Month und Hamburg Pride e.V.
Danach wird man den Feenstaub anders sehen, die funkelnd bemalten Fingernägel und schillernden Augenlider, die Paillettenkleider und glitzernden Regenbogen-Sticker.
Glitzer Museum für Kunst und Gewerbe, MKG Hamburg, bis 26. Oktober 2025