Laut Brigitte-Redaktion: Das ist unser Lieblingsbuch der Woche

Jede Woche kürt die BRIGITTE-Redaktion aus den aktuellen Neuerscheinungen auf dem deutschen Markt ein Lieblingsbuch. Welcher Titel uns diesmal überzeugt hat. 

Mar 13, 2025 - 20:17
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Laut Brigitte-Redaktion: Das ist unser Lieblingsbuch der Woche

Jede Woche kürt die BRIGITTE-Redaktion aus den aktuellen Neuerscheinungen auf dem deutschen Markt ein Lieblingsbuch. Welcher Titel uns diesmal überzeugt hat. 

"Dann wäre ich nicht geboren worden", sagte Barbara. "Das wäre besser gewesen, glaube ich." Für einen langen Moment waren sie ruhig. Ein Erwachsener, das wusste Tracy, wäre alarmiert gewesen, hätte gesagt, dass das Leben es wert ist, gelebt zu werden. Aber Tracy, mit fast dreizehn, interpretierte die Aussage nicht als Schrei nach Hilfe, sondern als Feststellung eines Fakts.

Liz Moore hat mit ihrem Roman "Der Gott des Waldes" ein vielseitiges, einzigartiges und ästhetisches Kunstwerk geschaffen, das sowohl Krimi-begeisterten als auch historisch und soziologisch interessierten Menschen gefallen kann. Mich, eine Leserin, die sich auf kein Genre festlegen möchte, aber in vielen einen Reiz sieht, hat die Autorin bereits auf den ersten Seiten abgeholt und von da an ohne Unterbrechung mitgenommen.

Ein Camp in der Wildnis und eine düstere Familiengeschichte

Die Geschichte von "Der Gott des Waldes" spielt im wilden Teil des Bundesstaates New York, in den Adirondack Mountains in den 1950ern, 60ern und 70ern. Tracy, eine 13-jährige Außenseiterin, die ihren Sommer am liebsten allein in einer Bibliothek verbringen würde, wird von ihren in Trennung lebenden Eltern in ein Sommer-Camp geschickt. Dort schließt sie mit einer ganz besonderen Person Freundschaft: Barbara van Laars. 

Barbara ist nicht nur anders, cool und selbstbewusst. Sie ist auch die Tochter der superreichen Familie, der das Camp und die umliegenden Ländereien gehören. Als das Bett der Dreizehnjährigen eines Morgens leer ist und jede Spur von dem Mädchen fehlt, beschäftigt die Ermittelnden der hohe soziale Status der van Laars allerdings weniger: Bevor Barbara zur Welt kam, hatten ihre Eltern einen Sohn, genannt Bear. Auch er verschwand und wurde nie gefunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen? Was haben die van Laars zu verbergen? 

Krimi mit Tiefgang

Mittels Rückblenden und unterschiedlichen Erzählsträngen entfaltet Liz Moore die tragische Geschichte einer Familie und thematisiert dabei Unterdrückung, Trauma und Machtgefälle. Mir haben sowohl das Setting als auch die Charaktere überaus gefallen, von Barbara über die Ermittlerin Judyta und Campleiterin TJ bis hin zu Barbaras Mutter Alice. "Der Gott des Waldes" bietet die Spannung eines starken Krimis und behandelt zugleich zeitlose Fragen, für die sich fast alle Menschen interessieren, zum Beispiel: Wie finde ich meinen Platz in einer Welt, die ich mir nicht ausgesucht habe?