The Murder Capital – Blindness
Mit ihrem dritten Album Blindness schlagen The Murder Capital ein neues Kapitel auf. Ihr Vorgänger Gigi’s Recovery kombinierte 2023 düstere Sounds mit eindringlichen Melodien und kreativen Songstrukturen. Zwar war das Album nicht makellos, doch es zeigte das enorme Potenzial der Band und festigte ihren Ruf als eine der spannendsten Post-Punk-Formationen der Gegenwart. Doch statt diesen […]

Mit ihrem dritten Album Blindness schlagen The Murder Capital ein neues Kapitel auf. Ihr Vorgänger Gigi’s Recovery kombinierte 2023 düstere Sounds mit eindringlichen Melodien und kreativen Songstrukturen.
Zwar war das Album nicht makellos, doch es zeigte das enorme Potenzial der Band und festigte ihren Ruf als eine der spannendsten Post-Punk-Formationen der Gegenwart. Doch statt diesen Ansatz weiterzuverfolgen, entschied sich die Band für einen radikalen Bruch.
Blindness ist das Ergebnis eines kreativen Befreiungsschlags. Die Band verabschiedete sich von langwierigen Songwriting-Prozessen und nahm das Album in nur wenigen Tagen auf – ohne Vorab-Demos, ohne übermäßige Perfektionierung. Dieser spontane Ansatz hat hörbare Konsequenzen: Wo Gigi’s Recovery stellenweise verkopft wirkte, setzt Blindness auf rohe, unmittelbare Energie.
Der Opener Moonshot lässt zunächst ein reines Post-Punk-Feuerwerk erwarten: treibende Drums, verzerrte Gitarren, kompromisslose Dringlichkeit. Doch schnell wird klar, dass das Album vielseitiger ist. Stücke wie A Distant Life erinnern in ihrer Melodieführung an The Rolling Stones, während Words Lost Meaning düster und treibend daherkommt – ein Song, der sich sofort festsetzt.
Die Band entfernt sich spürbar vom strengen Sound früherer Werke und öffnet sich für neue Einflüsse. Das zeigt sich besonders in Love of Country, einem fast sechsminütigen Song, der sich als bitterböse Abrechnung mit Nationalismus entpuppt.
Trotz der Vielfalt wirkt Blindness stellenweise eher wie eine Sammlung einzelner Songs als ein durchkomponiertes Album. Während Stücke wie The Fall oder Can’t Pretend to Know mit ihrer Intensität überzeugen, bleibt Born Into The Fight mit seiner sich wiederholenden Refrainzeile etwas blass. Auch Death of a Giant, ein toller Song über Shane MacGowans Beerdigung, hätte mit mehr emotionaler Tiefe ein echtes Highlight werden können.
Doch gegen Ende entfaltet das Album eine ganz eigene Schönheit. Die letzten drei Songs werden zunehmend reduzierter und berührender. Der abschließende Titel Trailing A Wing löst sich fast vollständig von der düsteren Grundstimmung und klingt überraschend sanft – ein melancholischer, fast hymnischer Ausklang. Hier zeigt sich eine weitere Facette von The Murder Capital: weniger wütend, dafür introspektiver und reflektierter.
Blindness mag nicht so geschlossen wirken wie seine Vorgänger, aber genau das macht den Reiz aus. The Murder Capital zeigen sich offener, experimentierfreudiger und bereit, sich aus den engen Grenzen des Genres zu befreien. Wohin die Reise nach Blindness geht? Das bleibt spannend.
8/10