Piercing entzündet: So pflegst und behandelst du es richtig
Ist ein Piercing entzündet, kann das schnell unangenehm und schmerzhaft werden. Was du tun kannst und wann du auf jeden Fall eine:n Ärzt:in aufsuchen solltest.

Ist ein Piercing entzündet, kann das schnell unangenehm und schmerzhaft werden. Was du tun kannst und wann du auf jeden Fall eine:n Ärzt:in aufsuchen solltest.
Ohrläppchen-, Zungen-, Bauchnabelpiercing, Helix, Tragus und Co: Ein Piercing entzündet sich gerne mal, nachdem es frisch gestochen wurde, aber auch später kann es zu Entzündungen kommen. Deswegen ist es wichtig, dass du es vollständig heilen lässt und sorgfältig pflegst.
Was tun, damit sich das Piercing gar nicht erst entzündet?
Die wohl wichtigste Voraussetzung ist das saubere Stechen des Piercings. Woran erkenne ich also ein gutes Piercingstudio? Unter anderem daran, dass die Person, die dich behandelt, dich über Risiken aufklärt, dich nach Krankheiten und Allergien fragt und dich hinsichtlich des Schmucks berät. Zudem müssen die benutzten Materialien steril verpackt sein und der Piercer oder die Piercerin sollte neue Handschuhe beim Stechen tragen.
Und: Ein Profi erklärt dir, wie du die frische Wunde und das Piercing richtig pflegst!
Wie lange braucht ein (entzündetes) Piercing zum Abheilen?
Auch die tägliche Pflege des frischgestochenen Piercings ist von Bedeutung. Die Wunde sollte in der Anfangszeit zwei Mal täglich, morgens und abends, desinfiziert werden. Die gesamte Heilungszeit hängt von der gepiercten Stelle ab. Hieran kannst du dich orientieren:
- Ohrläppchen: 6 Wochen bis zu 3 Monate
- Knorpel: (z. B. Helix, Tragus oder Conch), bis zu 5 Monate
- Augenbrauen: 6 bis 8 Wochen
- Nasenflügel: 2 bis 4 Monate
- Lippen: 2 bis 3 Monate
- Zunge: 4 Wochen
- Bauchnabel: 1 bis 12 Monate
- Brustwarzen: 6 bis 32 Wochen
Hat sich das Piercing entzündet, kann die Heilungszeit länger dauern. Das kann je nach Körper verschieden sein, deswegen lässt du die Stelle am besten von einem Arzt oder einer Ärztin oder im Piercingstudio checken.
Piercing entzündet – mögliche Ursachen
Eine mögliche Ursache könnte eine allergische Reaktion auf das Piercing sein oder mangelnde Hygiene – durch vieles Anfassen, auch beim Stechen. Auch ständige Reibung könnte das Piercing reizen und zu einer Entzündung führen, zum Beispiel der BH beim Nippelpiercing. Auch Piercings am Ohr sind vor Entzündungen nicht gefeit – durch das Haarewaschen und die Reibung beim Schlafen, können schnell mal Seife, Schmutz und Fusseln in die frische Wunde gelangen.
Piercing entzündet – mögliche Symptome
Deinem Körper wurde mit dem Stechen des Piercings eine Wunde zugefügt – dass er darauf reagiert, ist normal. Doch manche Anzeichen sind ein Warnsignal. Bei einer Entzündung können folgende Symptome auftreten:
- Rötung: Die Haut um das Piercing rötet sich stark.
- Hitze: Die Stelle ist wärmer als normal.
- Schwellung: Das Areal des Piercings schwillt an.
- Eiter: Wenn sich die Entzündung ausbreitet, kann es zur Eiterbildung kommen.
- Schmerzen: Das Piercing schmerzt bei Druck oder Berührung.
- Wucherungen: Die Haut verändert sich und es bildet sich "wildes Fleisch".
- Kreislaufprobleme oder Fieber: Je nachdem, wie schwer die Entzündung an deinem Piercing ist, kann es auch sein, dass du Kreislaufbeschwerden oder Fieber bekommst. Begib dich in einem solchen Fall bitte umgehend in ärztliche Behandlung.
Was tun, wenn sich ein Piercing entzündet?
Dein neues Helix-Piercing, Bauchnabelpiercing oder eine andere Stelle hat sich entzündet? Ist dein Piercing entzündet, können die folgenden Maßnahmen helfen:
- Salzwasser: Eine Salzwasserlösung kannst du leicht selbst herstellen. Dazu gibst du etwa einen Teelöffel Salz auf ein Glas lauwarmes Wasser. Tunke ein Wattepad in die Lösung und bestreiche damit vorsichtig die entzündete Stelle. Wichtig ist aber, dass keine Fusseln in die Wunde geraten.
- Kamillentee: Auch Kamillentee kann helfen, wenn dein Ohrloch entzündet ist, denn dieser wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Auch hier vorsichtig mit einem getränkten Pad die Stelle benetzen und darauf achten, dass der Tee immer frisch und komplett abgekühlt ist.
- Pflegespray: Ein solches desinfizierendes Spray (z. B. Octenisept oder Betaisodona) erhältst du normalerweise direkt beim Piercer oder der Piercerin. Du solltest es etwa zwei Mal am Tag auf der Piercingstelle anwenden.
- Wundgel: Auch ein Wundgel (z. B. Tyrosur) kann bei der Heilung unterstützen.
- Antibiotikum
Vorsicht: Eitert dein entzündetes Piercing, solltest du direkt einen Termin bei deinem Arzt oder deiner Ärztin vereinbaren.
Außerdem: Ein Handdesinfektionsmittel oder Desinfektionsgel ist nicht für entzündete Piercings geeignet. Es muss ein Wunddesinfektionsmittel sein.
Hilft Zinksalbe bei entzündeten Piercings?
Auch Zinksalbe kann gegen entzündete Piercings helfen, es kommt aber darauf an, wie weit die Entzündung bereits fortgeschritten ist. Die Salbe mit Zinkoxid wirkt entzündungshemmend und antibakteriell. Außerdem unterstützt sie die Haut dabei, sich selbst zu heilen. Zinksalbe zieht Feuchtigkeit und Wundsekret und hilft so, Bakterien und Schmutz von der Wunde fernzuhalten, sodass die Entzündung abklingen kann. Deswegen eignet sie sich auch so gut gegen Pickel. Wichtig ist nur, dass du die Zinksalbe mit desinfizierten Fingern oder Schutzhandschuhen aufträgst, sodass keine Bakterien oder Schmutz in die Wunde geraten.
Wichtig: Da Zinksalbe der Wunde Feuchtigkeit entzieht, trocknet sie aus. Deswegen wendest du sie am besten nur stellenweise und nicht zu oft an deinem entzündeten Piercing an.
Pflege des Piercings: Das ist noch wichtig
Halte dich an die Pflegehinweise vom Piercingstudio. Vermeide vier Wochen lang nach dem Stechen Sauna-, Solarium- und Schwimmbadbesuche. Wechsle oder entferne den Stecker nicht bevor die Heilung abgeschlossen ist. Drehe bei einem frisch gestochenen Piercing den Ring oder Stab regelmäßig, damit es sich nicht verwächst. Es sei denn, der Piercer oder die Piercerin empfiehlt dir für dein Piercing etwas anderes.
Versuche, das Piercing nicht ständig anzufassen und wenn, dann nur mit desinfizierten Händen oder sterilen Handschuhen. In einigen Fällen ist es sinnvoll, das Piercing mit einem Pflaster zu schützen, zum Beispiel beim Sport, wenn die Kleidung zusätzlich reiben und die Stelle reizen könnte. Bei einem Bauchnabelpiercing oder einem Nippelpiercing ist beispielsweise weite Kleidung hilfreich.
Diese Piercing-Fehler vermeiden, um Entzündungen vorzubeugen
- Du pflegst dein Piercing nicht richtig.
- Du drehst dein Piercing nicht.
- Du fasst dein Piercing zu oft an.
- Du desinfizierst deine Hände nicht richtig.
- Du verträgst den Stecker nicht. (Materialien, wie Titan oder Kunststoff gelten als besonders verträglich.)
- Du schützt dein Piercing nicht.
- Du nimmst dir keine Sauna-, Solarium- und Schwimmbadpause.
Muss man ein entzündetes Piercing rausnehmen?
Hat sich dein Piercing entzündet, kann es sein, dass du es wieder rausnehmen musst. Bevor du das tust, lässt du es aber besser von einem:einer Fachärzt:in oder im Piercingstudio abklären. Das gilt nicht nur für neue, sondern auch für ältere Piercings, die sich plötzlich entzündet haben.
Denn
- sonst könnte dein Piercing schnell wieder zuwachsen, obwohl man die Entzündung vielleicht noch hätte beheben können oder
- die Entzündung könnte sich im Körper ausbreiten. Das kann zum Beispiel zu Vereiterungen, Abszessen oder Schlimmerem führen. Auch Narben sind dann nicht auszuschließen.
Deswegen, abklären lassen! Wichtig ist, dass du damit nicht zu lange wartest, denn die Entzündung könnte sich verschlimmern, schmerzen oder sogar wuchern. Und so kannst du dein entzündetes Piercing ja vielleicht doch noch retten. Better safe than sorry!
Wann zum Doc beim entzündeten Piercing?
Hast du den Eindruck, dass sich das Piercing entzündet, warte nicht zu lange, bist du einen Profi aufsuchst. Eitert dein Piercing, solltest du auf jeden Fall einen Arzt oder eine Ärztin kontaktieren. Dieser kann dir zum Beispiel ein Antibiotikum in Form einer Salbe empfehlen. Außerdem ist es wichtig, dass du dir bewusst machst, dass dieser Artikel keine fachärztliche Einschätzung ersetzt. Er soll informieren und Hilfestellung bieten, liefert aber keine Diagnose. Diese bekommst du bei deinem Arzt, deiner Ärztin, in der Apotheke oder unter der 116117.
Ob Piercing oder Tattoo, Körperschmuck gehört längst zum Alltag vieler Menschen. Und mit der richtigen Pflege hat man noch viele Jahre Freude daran! Wenn du zum Beispiel Lust auf ein neues Watercolor-Tattoo, Disney-Tattoo oder Koordinaten-Tattoo hast, findest du hier Informationen zur Tattoo-Pflege.
Welche Piercings gibt es – und wie heißen sie?
- Ohrläppchen: Lobe Piercing oder High Lobe
- Ring durchs Ohrläppchen: Orbital Piercing
- Knorpel an der äußeren Ohrmuschel: Helix
- Knorpel durch die innere Ohrmuschel: Conch Piercing
- Knorpel am Innenohr: Tragus Piercing
- Knorpel am Innenohr schräg über dem Tragus: Daith Piercing
- Knorpel an der oberen, inneren Ohrmuschel: Rook Piercing
- Flacher Knorpel am oberen Innenohr: Flat Helix
- Innerer Rand der äußeren Ohrmuschel: Snug Piercing
- Äußerer Rand der äußeren Ohrmuschel am Übergang zur Schläfe: Forward Helix
- Quer durch den Knorpel der oberen Ohrmuschel: Industrial Piercing
© Leonid Iastremskyi
- Augenbrauenpiercing
- Nasenflügel
- Am oberen Ende der Nase, parallel: Bridge
- Durch den Nasenknorpel: Septum
- Mittig über dem Lippenrot: Medusa Piercing
- Im unteren Lippenrot: Ashley Piercing
- Vom unteren Rand des Lippenrots zum oberen: Eskimo Piercing
- Seitlich über dem oberen Lippenrot: Madonna Piercing
- Lippenband-Piercing
- Durch die Wangen, parallel auf beiden Seiten: Cheeks
- Am unteren Rand des unteren Lippenrots, beidseitig: Snake Bites
- In der Lippenfalte, beidseitig: Dahlia Piercing
- Klassisches Zungenpiercing
- Parallel zueinander am Ende der Zunge, beidseitig: Snake Eye
- Dasselbe, aber in der Zunge: Venom Piercing
- Zungenband-Piercing
- Zwei Piercings zwischen Tränensack und Wangenknochen: Surface Piercing
- Nippelpiercing
- Bauchnabelpiercing
- Piercing unter der Haut, egal wo: Dermal Anchor
- Intimpiercings bei Frauen: Christina, Klitoris Vorhaut, Schamlippe, Fourchette
- Intimpiercings bei Männern: Prinz Albert, Hafada, Frenum, Pubic, Apadravya, Ampalang, Dydoe, Guiche
Das sind die beliebtesten Piercings im Überblick. Natürlich gibt es noch viele weitere Stellen, die du mit Stecker, Ring und Co. schmücken kannst.