Journal Samstag, 1. März 2025 – Programmreicher Faschingssamstag
Sehr gut geschlafen, als ich die Augen aufschlug, wurde der Himmel bereits hell – endlich spürbar längere Tage. Ein straffer Morgen, denn ich hatte frühe Pläne. Das Draußen überraschte mit eisigem Nebel. Schon um zehn traf ich mich am frisch renovierten Alpinen Museum auf der Praterinsel. Ich ging zu Fuß dorthin, im weiterhin eisigen Nebel […]

Sehr gut geschlafen, als ich die Augen aufschlug, wurde der Himmel bereits hell – endlich spürbar längere Tage.
Ein straffer Morgen, denn ich hatte frühe Pläne. Das Draußen überraschte mit eisigem Nebel.
Schon um zehn traf ich mich am frisch renovierten Alpinen Museum auf der Praterinsel. Ich ging zu Fuß dorthin, im weiterhin eisigen Nebel ein begrenztes Vergnügen. Aber ich bekam, nur wenige Meter von meinen vertrauten Wegen entfernt, neue Anblicke.
Müller’sches Volksbad
Das Alpine Museum ist sehr schön renoviert, der Eingangsbereich roch herrlich nach Holz. Erstmal führte es mich allerdings aufs Männerklo.
Ich hatte zunächst nur die Tür mit dem linken Symbol gesehen und es als Kleid gedeutet. Egal, auf vielen Ebenen, unter anderem fand ich die Türklinken an beiden Türen ganz besonders schön.
Wir gingen durch die übersichtliche Dauerausstellung, die verschiedene Seiten des Bergwanderns aus historischer Perspektive und des Deutschen Alpenvereins DAV beleuchtet, mit Exponaten von Mitgliedern, alten Fotos, Tondokumenten. In einem eigenen Bereich wurde die schlimme Rolle des Antisemitismus im DAV in den 1930ern und 40ern, gegenübergestellt der heutigen Aufmerksamkeit für Diversität.
Originalausstattung namhafter Bergmenschen.
Im 2. Stock eine Sonderausstellung zu Klimawandel und Alpen, weitläufig und die schönen und sorgsam renovierten Räume des Gebäudes nutzend. Ein Blick aus dem Fenster fiel auf den Außenbereich des Museum-Cafés mit Isar-Aussicht: Das müsste im Sommer genau die Isargastrononomie sein, die mir fehlt, nämlich direkt an der Isar. Wenn halt auch nur zu Museumsöffnungszeiten. Eingemerkt für einen Test.
Wir setzten unsere Verabredung mit einem Spaziergang im unverändert kaltem Nebel fort: Mir war die Route am Auer Mühlbach entlang eingefallen, diesmal allerdings nach Süden. Das war selbst in weiterhin fahlem Licht und kahler Natur schön. Wir sahen Eichkatzerln, samstägliches Straßenleben, in einem Vorgarten zusammen präsentiert Schneeglöckchen, Krokus, Winterlinge, Märzenbecher. Auf einem Hang bereits die ersten Bärlauchblätter.
Am Müller’schen Volksbad.
Giesinger Berg von unten.
In der Krämer’schen Kunstmühle kehrten wir im Café Fausto ein, tranken Mittagscappuccino, füllten beide unsere Vorräte an Espressobohnen auf.
Es war sehr voll, ein wenig überraschender Gegensatz zu meinem letzten Besuch an Heilig Abend.
In den Gesprächen erfuhr ich unter anderem Auswirkungen der internationalen und bundesweiten politischen Lage auf den wissenschaftlichen Betrieb, Einblicke in die Lage der Geisteswissenschaften in den USA. Austausch verschiedener Aspekte von Ratlosigkeit und Pessimismus. Gleichzeitig: Hilft ja nix.
Zurück in die Innenstadt nahmen wir die Tierpark-Buslinie 52, Abschied von der Freundin am Sendlinger Tor.
Ich ging weiter zu Lebensmitteleinkäufen im Alnatura, holte mir an der Bäckertheke dort Frühstückssemmeln. Die gab es gegen zwei mit Butter und Marmelade, dazu etwas Joghurt.
Back-Nachmittag: Ineinander verschränkt produzierte ich Käsekuchen Buddenbohm und ein Bauernbrot.
Man erkennt‘s nicht auf den ersten Blick, aber das da oben sind Mandarinen (gab keine konservierten im Alnatura und ich hatte keine Lust, in einen weiteren Laden zu gehen). Mittlerweile hatten sich draußen Wolken und Nebel gelichtet, endlich schien die fürs Wochenende angekündigte Sonne.
Nachdem ich den Kuchen aus dem Ofen geholt hatte und in einer Gar-Phase des Brot-Teiglings ging ich mit Herrn Kaltmamsell nochmal aus dem Haus: Unser SoLawi-Olivenöl von Platanenblatt aus Lesbos war eingetroffen, an einer Verteilerstelle (Wohnung eines Kartoffelkombinatlers) nahmen wir unsere drei Kanister mit.
Ebenfalls mit den Brotback-Schritten verzahnt: Eine Einheit Yoga-Gymnastik, die gut tat. Und während der ich in der letzten Phase des wolkenlosen Sonnenuntergangs am Himmel eine wunderschöne hauchfeine Mondsichel sah.
Als Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell die Ringelbete aus Ernteanteil mit einer Erdnusssauce, den Kohlrabi tonnato, also mit Thunfisch-Püree, außerdem Käse.
Dazu öffnete ich eine Flasche Riesling-Sekt von Buhl. Nachtisch Käsekuchen (Mandarinen passen besser).
Das Brot sah ok aus, Anschnitt am nächsten Tag:
§
In der Freitags-Süddeutschen ein Portrait von / Interview mit Lisy Christl, Kostümbildnerin aus München-Forstenried, die für ihre Arbeit in Konklave zum dritten Mal für einen Oscar nominiert ist. Wie bei allen Hintergrund-Techniken der Filmkunst stecken hier die eigentlich interessanten Überraschungen. (€)
“Sie hat den Vatikan neu eingekleidet”.
Für „Konklave“ hat sie sich an eine Herausforderung gewagt, bei der einem schwindlig wird, wenn man auch nur darüber nachdenkt. Lisy Christl musste den Vatikan neu einkleiden. Damit die liturgischen Gewänder der Kardinäle, des Papstes und der Nonnen in einem Film glaubhaft aussehen, reichte es nicht, einfach die realen Roben möglichst getreu nachschneidern zu lassen.
Dafür sind die Originale nicht schön genug, sie hätten die falsche Geschichte erzählt, sie hätten profan ausgesehen, nach Kostümen, so paradox das zunächst klingen mag. Es galt, wenn man so will, alles Störende und Falsche von den Entwürfen abzustreifen, so jedenfalls sehen die Skizzen mit den verschwimmenden Gesichtern auf der Pinnwand aus: wie von der Wirklichkeit gereinigt.
(…)
Die Kardinäle reisen im Film in ihren gewöhnlichen Alltagsmänteln an, von da an tragen sie fast identische Chorgewänder. Sie unterscheiden sich dann nur noch über ihre Brillen und Kruzifixe. „Bei einem Film mit sehr vielen Kostümen, wenn eins nicht perfekt ist, verspielt sich das, hier nicht“, sagt Christl. „Du hast einen Wurf und keine zwei.“
(…)
Als Christl 1992, nach der Meisterschule für Mode, von den Münchner Kammerspielen zu ihren ersten Filmproduktionen kam, sei an den Sets noch spöttisch vom „Rupf-und Zupf-Gewerbe“ gesprochen worden. „Da habe ich gesagt, Entschuldigung, so redet bitte keiner mit uns. Ich sage ja auch nicht zum Kameramann: Schmeiß mal die Knipse an!“
(Und dann diese wunderschöne Frau! Ich lass mir von keinem Schönheitsideal einreden, dass sie mit weniger Falten schöner wäre.)
(Apropos schöne faltige Frauen: Hier mal wieder Jamie Lee Curtis.)