Journal Donnerstag, 6. März 2025 – Sonnenschein, Grabsteininspiration
Eigentlich guter Schlaf, aber mit belastenden Träumen: Ich wachte traurig auf. Wie angekündigt und für die ganze restliche Woche vorhergesagt schien die Sonne. Frostiger Weg in die Arbeit, auf Autoscheiben und dem Gras der Theresienwiese glitzerte Raureif. Im Büro fiel mir die Arbeit schwer: Stubenfliegenhirn, das sekundenweise zu dieser, dann zu jener Aufgabe oder Information […]

Eigentlich guter Schlaf, aber mit belastenden Träumen: Ich wachte traurig auf.
Wie angekündigt und für die ganze restliche Woche vorhergesagt schien die Sonne. Frostiger Weg in die Arbeit, auf Autoscheiben und dem Gras der Theresienwiese glitzerte Raureif.
Im Büro fiel mir die Arbeit schwer: Stubenfliegenhirn, das sekundenweise zu dieser, dann zu jener Aufgabe oder Information sprang. Außerdem war ich sehr, sehr müde.
Bei Laune hielt mich die Aussicht auf einen Mittagscappuccino im Westend.
Rückweg mit offenem Mantel.
Jetzt konnte ich mit hoher Konzentration bis zum Mittagessen arbeiten, das bestand aus Apfel, Quark mit Joghurt.
Umtriebiger Nachmittag mit viel Besprechung aber auch vielen gelaufenen Schritten. (Der Besinnungsaufsatz über eine Taxifahrt in einer Reiseabrechnung platzte: Es fiel die Entscheidung, die Angelegenheit durch Selberzahlen abzukürzen.) Ich fühlte mich so überdreht wie nach drei Tassen Espresso. Draußen war es mild genug, dass ich immer wieder das Fenster meines Büros gekippt lassen konnte.
Endlich Feierabend, ich hatte Pläne. Nämlich brauchte ich neue Trinkflaschen: Das Wasser aus den beiden Fitnessstudio-Plastikflaschen, die ich seit mindestens 15 Jahren verwendete, schmeckte seit einiger Zeit nach Plastik – sehr wahrscheinlich löste sich da was vom Material. Ich spazierte also in herrlicher Luft (nur mild, nicht gruslig warm, ich brauchte durchaus mein Halstuch) und Abendlicht zum Sport Schuster. Wo ich Ersatz bekam, der meine Anforderung erfüllte: durchsichtig (eine Sport-Wasserflasche, in die ich nicht reinschauen kann, füht sich komisch an), einhändig bedienbar (also kein abnehmbarer Schraubverschluss).
Dann noch Supermarkteinkäufe.
Bye bye, vielen Dank für unzählige Sportstunden, Wanderungen und Reisen.
Wieder servierte Herr Kaltmamsell das Nachtmahl: Aus eben geholtem Ernteanteil-Lauch wurde mit Zwiebel, grüner Paprika und schwarzen Bohnen Chinesisches mit Reis. Sehr gut. Nachtisch Kauf-Desserts, weil ich die Glasschüsselchen für Samstag brauchte: Dessert für eine Einladung.
Früh ins Bett zum Lesen, neue Lektüre das aktuelle Granta 170, Winners. Laut Einleitung eine Ausgabe mit Sportliteratur (die ja eine lange Tradition hat, siehe Friedrich Torberg und Die Mannschaft, dennoch hmm, hmm).
Arbeitstage geben nichts recht her, ich krame nochmal was von der Dienstagswanderung hervor – Friedhöfe geben immer etwas her.
Links direkt neben diesem Grabstein in Unterweilbach steht dieser Grabstein mit der Aufschrift:
“Hier ruhet die tugendsame Jungfrau
Theresia Bichler
Böglbauerstochter v. hier;
gest. 22. Oktb. 1898.
im 18. Lebensjahre.
Ihr folgte seine Erziehungs-
mutter. Frau.
Rosina Schmid.
gest. 19. Juli 1906 i. 91. Lebensjh.
Josef Bicherl
geb. 13.8.1877 gest. 22.2.1959.”
Als erstes stolperte ich über “seine” – wessen? Die von Theresa, also ein bayerisches “ihr seine”?
“Erziehungsmutter” war mir fremd, ich finde keine Spur.
§
“Betrugszentren”, “Scam-Fabriken”, WhatsApp-Sklaven – einem Drehbuch hätte ich das mal wieder kaum abgenommen, doch es geht um echte Menschen.
“Befreit aus den Scam-Fabriken Myanmars”.
In Myanmar sind in den vergangenen Wochen Tausende Menschen aus Zentren für Online-Betrug befreit worden. Doch dazu war brachialer Druck der Nachbarstaaten erforderlich. Und Hunderttausende werden weiter wie Sklaven gehalten.