Hydranten: Die heimlichen Helden
Sammelleidenschaft hat viel Gesichter. Mir haben es die Straßenschilder meiner Stadt angetan (zu besichtigen unter Streets of Freiburg). Day Rose liebt Hydranten. Ja, Hydranten....

Sammelleidenschaft hat viel Gesichter. Mir haben es die Straßenschilder meiner Stadt angetan (zu besichtigen unter Streets of Freiburg). Day Rose liebt Hydranten. Ja, Hydranten. Diese Dinger, an denen Hunde ihre Visitenkarten hinterlassen und aus denen Feuerwehrleute hoffentlich im Ernstfall auch wirklich Wasser bekommen.
Day Rose Hydrantenverzeichnis ist genau das: eine Webseite, die sich mit Feuereifer (Achtung, Wortspiel) der Dokumentation von Hydranten widmet. Hydranten aller Farben, Formen und Verfallsstadien. Mit Bildern, GPS-Koordinaten und, wenn es gut läuft, auch mit einer Prise Humor. Und während Sie sich jetzt vielleicht fragen, wer zum Teufel so etwas braucht, können wir uns gleich darauf einigen: Niemand. Und genau das macht es so gut.
Hydranten in Reih und Glied: mehr von solch kreativer Sammelwut
Denn in einer Welt, in der jeder Zweite Influencer ist, jeder Dritte einen Newsletter schreibt und jeder Vierte sich für das Zentrum des Universums hält, ist es erfrischend, wenn jemand einfach nur Hydranten dokumentiert. Keine Clickbait-Überschriften, keine Verkaufstricks, keine Krypto-Scams. Nur Hydranten. Als hätte ein Google-Street-View-Auto einen sehr spezifischen Fetisch entwickelt.
Ich stelle mir den Betreiber dieser Seite vor: Jemand, der auf Spaziergängen plötzlich stehen bleibt, ein Foto macht und sich denkt: „Das ist ein feiner Hydrant. So einen habe ich noch nie gesehen.“ Ein Mensch, der leidenschaftlich Hydranten kartiert, während die Gesellschaft über Kriege, Klimawandel und KI sinniert. Respekt.
Vielleicht brauchen wir das. Ein Bollwerk der vemeindlichen Zweckfreiheit inmitten eines Internetmeers voller To-Do-Listen, Selbstoptimierung und toxischer Produktivität. Ein stilles Mahnmal gegen die ewige Jagd nach Relevanz. Vielleicht soll uns das Ganze sagen: „Nicht alles muss einen Grund haben. Manchmal reicht es, dass es da ist.“
Übrigens erstellt der Betreiber der Seite aus der Vielzahl an unterschiedlich aussehenden und farbig gestrichenen Hydranten sogar Farbpaletten. Als hätte Pantone beschlossen, sein Farbsystem auf Basis von Feuerwehr-Infrastruktur zu erweitern. Vielleicht ist das der eigentliche Clou – eine künstlerische Hommage an die Ästhetik des Alltäglichen. Wer hätte gedacht, dass Hydranten nicht nur Leben retten, sondern auch Farbtheorie inspirieren können?
Lesetipp: Vietnamesisches Design: Eine digitale Schatzkammer voller Grafikgeschichte