HPV-Impfung: Und was ist eigentlich mit uns?

Eine Infektion mit Humanen Papillomaviren kann viele Jahre später Krebs auslösen. Das verhindert die HPV-Impfung. Normalerweise muss sie im Kindes- und Jugendalter erfolgen. Aber kann die Spritze nicht auch später noch schützen?  Wir haben bei einem Krebspräventionsforscher nachgefragt.

Mar 4, 2025 - 13:43
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HPV-Impfung: Und was ist eigentlich mit uns?

Eine Infektion mit Humanen Papillomaviren kann viele Jahre später Krebs auslösen. Das verhindert die HPV-Impfung. Normalerweise muss sie im Kindes- und Jugendalter erfolgen. Aber kann die Spritze nicht auch später noch schützen?  Wir haben bei einem Krebspräventionsforscher nachgefragt.

HPV-Impfung? Das ist doch nur ein Thema für Eltern und ihre Kinder an der Schwelle zur Jugend, nicht wahr? Das stimmt nur so halb. Wer Sex hat, sollte an dieser Stelle ruhig weiterlesen.

Das Vakzin gegen Humane Papillomaviren gibt es bei uns seit knapp 20 Jahren. „Sie wird in Deutschland von der STIKO primär für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren mit einer Nachholimpfung bis zum 18. Lebensjahr empfohlen, da die Impfung in diesem Alter am wirksamsten ist“, sagt Dr. Nobila Ouédraogo, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. 

Die Immunisierung schützt vor mindestens sechs verschiedenen Krebserkrankungen im Erwachsenenalter. Weil Humane Papillomviren (HPV) hauptsächlich bei sexuellem Kontakt übertragen. Deshalb soll die Impfung vor dem ersten Sexualkontakt stattfinden.

90 Prozent infizieren sich, ohne es zu bemerken

Wie sinnvoll dieses Vorgehen ist, zeigen diese Zahlen: Ungeimpft infizieren sich bis zu 90 Prozent aller Menschen irgendwann mit HPV, ohne es zu bemerken. Bei einem Teil, etwa zehn Prozent, bleibt die Infektion bestehen und kann Jahre später bösartige Tumore an Gebärmutterhals, Mund und Rachen, Vagina, Vulva, Penis und im Analbereich verursachen. Fälle, die vermeidbar sind.

Nun fragen sich jene, die Sexualkontakte hatten, bevor die Impfung auf dem Markt kam: „Und ich?“ Hierzu erklärt Dr. Ouédraogo: „Alle verfügbaren HPV-Impfstoffe sind ohne Altersbeschränkung ab 9 Jahren zugelassen. Das heißt, dass auch ältere Personen unter bestimmten Umständen geimpft werden können.“ Ob sie von einer HPV-Impfung profitieren können, hängt von der individuellen Lebensführung ab.

Sogar nach einer Behandlung sinnvoll

Und da wird es interessant: Auf die Frage, in welchen Situationen sie auch für erwachsene Frauen (und Männer) weiterhin sinnvoll sein kann, antwortet der Krebsforscher: „Beispielweise vor neuen Sexualkontakten, also wenn sie selbst neue oder wechselnde Sexualpartner oder wenn der Partner wechselnde sexuelle Kontakte hat.“ Denn auch die Verwendung von Kondomen kann keinen hundertprozentigen Schutz bieten.

„Außerdem bei vorliegenden Risikofaktoren oder nach einer HPV-bedingten Erkrankung“, ergänzt Dr. Ouédraogo. Dieses erhöhte Risiko besteht vor allem bei einem immungeschwächten Zustand, zum Beispiel durch eine HIV-Infektion oder während einer immunsuppressiven Therapie, auch nach einer Organtransplantation. 

Und: Selbst nach der Behandlung einer Krebsvorstufe oder Genitalwarzen schützt eine späte Impfung vor einer erneuten Infektion. „In solchen Fällen ist allerdings immer eine individuelle ärztliche Beratung vor dem Impfen ratsam, um den Nutzen und mögliche Kosten zu klären“, betont er.

Die erste und bislang einzige Krebsschutzimpfung

Die Impfung schützt dann vor einer Infektion mit den HPV-Typen, mit denen die betreffende Person zu dem Zeitpunkt nicht infiziert ist. Wie die Deutsche Krebshilfe informiert, kommen Impfstoffe zur Verwendung, die neben den krebserregenden HPV-Typen 16 und 18 noch fünf weitere krebserregende HPV-Typen abdeckt und zusätzlich vor Viren schützen, die Feig- oder Genitalwarzen auslösen.

Der Nachweis, dass Gebärmutterhalskrebs von Viren verursacht wird, war 1982 eine Weltsensation und bescherte dem Wissenschaftler Harald zur Hausen vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) später den Medizin-Nobelpreis. Seiner Forschung verdanken wir die erste Impfung überhaupt, die sicher vor Krebs schützt.