bdrmm – Microtonic

Mit Microtonic schlagen bdrmm ein neues Kapitel auf. Während ihr letztes Album I Don’t Know noch tief im Shoegaze verwurzelt war, wagt die Band aus Hull nun eine konsequente Weiterentwicklung. Elektronische Einflüsse, die zuvor nur angedeutet wurden, treten hier in den Vordergrund. Anstelle von verhallten Gitarren dominieren nun pulsierende Synthesizer, treibende Beats und atmosphärische Soundflächen. […]

Feb 28, 2025 - 14:56
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bdrmm – Microtonic

Mit Microtonic schlagen bdrmm ein neues Kapitel auf. Während ihr letztes Album I Don’t Know noch tief im Shoegaze verwurzelt war, wagt die Band aus Hull nun eine konsequente Weiterentwicklung. Elektronische Einflüsse, die zuvor nur angedeutet wurden, treten hier in den Vordergrund.

Anstelle von verhallten Gitarren dominieren nun pulsierende Synthesizer, treibende Beats und atmosphärische Soundflächen. Dabei bleibt die Band ihrer melancholischen Grundstimmung treu, öffnet ihre Musik aber für eine neue Klangwelt zwischen Post-Rock, Electronica und düsterer Ästhetik.

Bereits der Opener Goit gibt die Richtung vor: ein düsterer Spoken-Word-Track, dessen bedrohliche Synthesizer und stolpernde Drums eine kalte, fast klaustrophobische Stimmung erzeugen. Ein gewagter Einstieg, der vielleicht nicht sofort zündet, aber die experimentelle Natur des Albums unterstreicht.

Das folgende John on the Ceiling schlägt eine andere Richtung ein – der Song beginnt mit verstörenden Vocal-Samples, bevor er sich in einen treibenden Elektro-Pop-Track verwandelt. Hier zeigt sich eine Stärke des Albums: Es bleibt unberechenbar und lotet verschiedenste Facetten elektronischer Musik aus, ohne den typischen bdrmm-Sound zu verlieren.

Mit Infinity Peaking präsentiert die Band einen Song, der ihren neuen Stil perfekt zusammenfasst. Eingängige Melodien treffen auf psychedelische Soundscapes, während sich der Track in der Mitte kurz verliert, nur um dann mit voller Wucht zurückzukehren. Noch weiter in diese Richtung geht In the Electric Field, das mit gesanglicher Unterstützung von Olivesque auskommt. Trip-Hop-artige Strophen, sanfter Britpop im Refrain – und ein kathartischer Ausbruch am Ende, der den Song zu einem der Höhepunkte des Albums macht.

Auch in der zweiten Hälfte bleibt Microtonic abwechslungsreich. Clarkycat verbindet düstere Synthesizer mit einem treibenden Beat und baut sich über mehrere Minuten langsam auf. Lake Disappointment hingegen ist einer der härteren und fordernderen Songs des Albums, mit verzerrtem Bass und nervösen Rhythmen, die sich immer weiter verdichten.

Hier zeigt sich die Kompromisslosigkeit der Band – Microtonic macht es dem Hörer nicht immer leicht, bietet aber genau dadurch immer wieder Überraschungen. Zum Abschluss steht mit The Noose ein atmosphärischer, fast cineastischer Track, der das Album in einem Zustand zwischen Hoffnung und Dystopie ausklingen lässt.

bdrmm beweisen mit Microtonic, dass sie mehr sind als eine Shoegaze-Band. Sie behalten ihr Gespür für Melodie und Atmosphäre bei, integrieren aber elektronische Elemente auf eine Weise, die natürlich und organisch wirkt.

Nicht jeder Song zündet sofort, und einige der experimentelleren Momente fordern Geduld. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem Album belohnt, das sich stetig weiterentwickelt, Klangräume erkundet und dabei neue Facetten der Band offenbart.

7/10


Quelle